Tides, The Coconut Green, Shun, Gin Catatonic, 23.12.2016 in Dortmund, Brauks - Bericht von Zwen
Tides, 23.12.2016 in Dortmund
So nach und nach trudeln dann auch die Bands ein. Als Tides mir erzählen, dass sie zuerst aus Versehen auf den Weihnachtsmarkt gefahren sind, dachte ich noch, dass die mich verarschen. Schien aber wirklich so gewesen zu sein.
Den Opener machen nach langen Diskussionen GIN CATATONIC. Die sind ein bisschen angepisst, weil zumindest Hef zwar ganz passabel Gitarre spielen kann, dafür es aber etwas mit dem Lesen hapert. Jedenfalls habe ich deutlich auf den Zeitplan "19:45" als Startzeit geschrieben. Warum da jemand denkt, dass das 20:30 Uhr heißen soll, ist mir ein Rätsel. Als böse/gemeine Rache wirft er die leeren - denn Hef ist kein bierverschwendender Idiot - Pfandbecher einfach von der Bühne. Beim Publikum sorgt es für vereinzelte Lacher. Ich find's ein bisschen bekloppt, bin aber auch irgendwie froh. Schließlich kenne ich auch nicht zu wenige Leute, die einem bei deutlich unwichtigeren Sachen erstmal die Bude zerlegen.
Ansonsten gibt es aber die erhoffte Portion an dreckigem Grunge. Soundtechnisch passt das auch zusammen, auch wenn ich mir an ein paar Stellen nicht ganz sicher bin, ob sich die Band jetzt verspielt, oder ob das an den verschwurbelten Songstrukturen liegt.
Alles in Allem knallt das aber mit ordentlich Druck nach vorne und so langsam kenne ich tatsächlich auch die meisten Songs.
Eigentlich wollte ich ja einen Bericht über killerhippie schreiben und killerhippie über dieses Konzert. Da stand uns dann aber leider die Technik im Weg. Buh!
Nach längerer Umbaupause - ist halt kein Punkrock - legen dann SHUN los. Normalerweise bin ich ja nicht so der Typ der Bands bucht, die ich nicht kenne, aber SHUN stellen sich als total unkomplizierte, leicht verpeilte und nette Typen heraus.
Diese Eigenschaften wiederum bringen sie auch auf die Bühne. Als einzige Musikalische Referenz fällt mir hierzu Brookland ein.
Wobei ich finde, dass SHUN nicht so ganz over the top sind wie Brookland. Es gibt immer mal wieder was experimentelles, aber die Melodien finden dann auch immer wieder zurück in die Erdatmosphäre und teilweise gibt es sogar Parts, die ich als "rockig" bezeichnen würde. Ich find's richtig geil, gerade weil mir dieser reine Mix aus Noise und LoFi doch oft zu anstrengend ist.
Nächste Überraschung des Abends: TIDES. Einen so schönen Mix aus Punkrock, Emo und Indie kenne ich sonst nur von den Dead Koys. Starke Nummer. Bei den Tides ist nur alles ein gutes Stückchen poppiger als bei den Dead Koys. Das macht aber gar nichts, im Gegenteil.
Hier wechseln smoothe Melodien und Arschtritt so galant ab, dass ich auch mal den Song "Dream Killer" wärmstens ans Herz legen möchte.
Tatsächlich hatte ich ja im Voferld die unbegründete Sorge, dass das hier so eine lahme Indiekiste wird, aber Junge, Junge, die spielen erst seit Anfang des Jahres zusammen und bauen dann schon so ausgefeilte Songs zusammen.
Ach ja, eine Sache noch: Sorry, aber "Tides" ist ein dämlicher Bandname. Als Didi mir sagte, er habe euch für den 23.12. gebucht, habe ich mich erstmal auf Google und in den sozialen Netzwerken doof gesucht und von Cleveländer Post-Hardcore-Bands über Punkrock aus dem Saarland wirklich alles, nur nicht euch gefunden.
Eine weitere lange Umbaupause - die Bands wollen mich heute einfach ärgern - und THE COCONUT GREEN stehen auf der Bühne.
Die haben nicht nur eins, sondern gleich zwei Keyboards am Start,das kleine sieht man nur nicht, weil es auf einem Stuhl steht.
Beim heutigen Auftritt schwanke ich ein bisschen hin und her. Auf der einen Seite ist es schon ziemlich pornös, wenn ich mir Gitarre und Bass so angucke und meinen nicht vorhandenen Hut vor beiden ziehe, auf der anderen Seite findet die Band heute leider nicht so zusammen. Wie gesagt, ich erkenne durchaus an, dass eure Songs definitiv über gutes Songwriting und musikalische Expertise verfügen, dass ändert aber nichts daran, dass es gerade in den Schlüsselparts ein paar Verspieler gab.
Übrigens gibt es hier auch schon die ein oder andere Starallüre: "Roxy" wird nicht mehr gespielt, weil es das "Seven Nation Army" der Band ist (Wortlaut von mir) und auch als ich sage, dass wir schon lange zeitlich drüber sind, wollen die Musiker nicht von der Bühne gehen. "Komm' schon, lass' uns noch ein bisschen jammen." Wir einigen uns darauf, dass noch etwas Melodie auf Keyboard und Gitarre gespielt wird. "Zum Runterkommen".