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Dortmund Calling: Snobs, 4spurig, Bunga Bunga Club, Me And Utopia, Zone II, Rich Kid Rebellion, 07.01.2017 in Dortmund, Fritz-Henßler-Haus - Bericht von der Redaktion

Dortmund Calling, 07.01.2017 in Dortmund

Fö: Juhu, endlich wieder ein Newcomer-Wettbewerb! Musikwettbewerbe sind total super. Endlich entscheidet mal jemand anders darüber, was gut ist und was nicht. Wer hat schon Bock, beim Musikhören darüber nachdenken zu müssen, ob die Musik nun gut ist oder nicht? Eben! Da freut man sich doch, wenn einem jemand diese Entscheidung abnimmt. Außerdem gibt es viel zu viele friedliche Hippies im Musikbiz. Es muss endlich mehr Konkurrenz her! Mehr Neid! Bands sollen sich gefälligst die Köppe einschlagen um ganz nach oben zu kommen. Ich will Blut und Gedärme sehen! Denn sind wir mal ehrlich, es geht uns doch gar nicht um Musik, es geht um WETTBEWERB, es geht darum GANZ NACH OBEN zu kommen, es kann nur einen geben! Majorlabels sind die Götter unserer Zivilisation, ohne Plattenvertrag bist du ein Wurm. Die einzige Möglichkeit, festzustellen, ob deine Band überhaupt irgendwie Sinn macht oder sich doch besser in Schande auflösen sollte, ist es, dich einem verdammten Newcomer-Wettbewerb zu stellen. Wer es da nicht schafft, wird es NIE schaffen! Man denke an die Großen des Rockbusiness! Ohne ihren Sieg beim London School Of Economics Newcomer Contest hätten es die Rolling Stones nie zur größten Band der Musikgeschichte gebracht. Oder Led Zeppelin, die ohne ihr Preisgeld (500 Pfund für einen Studiobesuch) niemals einen Song zu Tonträger gebracht hätten. Queen, Nirvana, Jimi Hendrix, The Beatles, Dire Straits, Metallica, Red Hot Chili Peppers - alle wurden sie auf Bandwettbewerben entdeckt. Man erinnere sich auch an die legendäre Geschichte, als Axl Rose den Sänger der ursprünglich erstplatzierten The Stormy Poodles in eine brennende Tonne steckte und aus dem 8. Stock warf, damit Guns'n'Roses im Wettbewerb aufrücken konnten, was den Grundstein legte für ihre sagenumwobene Karriere.
Da muss Dortmund natürlich mithalten. Man kann davon ausgehen, dass der Sieger des diesjährigen Dortmund Calling im nächsten Jahr bereits das Westfalenstadion headlinen wird, so wie es auch den Gewinnern der letzten Ausgaben passiert ist.
Aber Spaß beiseite. Ich finde Wettbewerbe doof, aber sie sind anscheinend die einzige Möglichkeit, überhaupt mal genug Publikum für ein Konzert mit lokalen Bands zu kriegen. Und so schlimm ist dieses Dortmund Calling auch gar nicht, man kann ihnen höchstens mangelnde Transparenz vorwerfen. Man kann ihnen auch vorwerfen, dass sie, wie vor zwei Jahren geschehen, auf ausgewogene Kritik mit Beleidigungen reagieren, aber das finde ich eigentlich wiederum ziemlich süß.
Zwen: Heute bin ich eigentlich im Untenlinx, wie ich zum Dortmund Calling gekommen bin, könnt ihr in Teilen hier lesen und den Rest in meinem Bericht zum Abend im Untenlinx, der sicherlich auch die Tage kommen wird. 
mrks: Schön dasse auch vorbeigeguckt hast, Zwen! Ich bin hier heute nur, weil ich ein Totalversager bin. Aber auch weil mich am heutigen Abend im Unten Linx vieles abschreckt und ich keine Freunde habe. Gut, dass es Fö auch so geht und so schlittern wir auf leisen Sohlen runter die Eisbahn hin ins FHH. 
Fö: Erste Band: BUNGA BUNGA CLUB. Der Name kommt einem ja hier und da mal unter (zumindest wenn man Pedro und seinen Veranstaltungskalender kennt), gesehen habe ich sie bisher nie. Gute Gelegenheit also!
Fö: Zu hören gibt es ziemlich smoothen Ska, kein hibbeliger Kirmesskapunk wie ich beim Namen fast schon befürchtet hatte. Im Gegenteil, ganz lässig, unaufdringlich, aber schöne Melodien und starker Gesang. Gerne mehr davon!
mrks: Hat mir direkt auch echt gut gefallen. Ungefähr die Hälfte der Songs würd ich an sehr sehr heißen Sommertagen auch auf Kassette im Auto anmachen, um die hitzige Stimmung zu untermalen. Leider gibts am Merchstand nur CDs. 
mrks: Gekonnter Hüftschwung, ein eleganter Fidelgitarrist und nahezu alle gesungenen Harmonien sitzen. Sogar dreistimmig. Ein Song erinnerte mich etwas sehr doll an "Best God In Show" von NOFX, aber is nich schlimm.
Fö: Der Sänger darf zwischendurch auch mal instrumentieren und holt dazu erst irgendein Schlagbrimborium raus und später eine Mundharmonika. Ersteres fand ich irgendwie cool (das hätte nur ne Kuhglocke toppen können), zweiteres, ach, hm, egal.
mrks: Was haste gegen Mundharmonikas? Das Finale vom ersten Song auf dem ersten Weezer-Album wäre NICHTS ohne die quirlige Mundharmonika. Und auch sonst ist sie ein nützliches Gerät, kann sie doch jeder Idiot spielen, solange er weiß in welcher Tonlage der Song liegt. Aaaah Musiktheorie, viel zu hoch für unsere Leser. 
Fö: Nächste Band: 4SPURIG. Jungejunge. Mir fehlen die Worte zu umschreiben was diese Band bei mir ausgelöst hat. 4spurig sind wie ein Autounfall, wie der personifizierte Newcomer-Contest, wie ein Anabolika-Mutant im Kindergarten.
mrks: Sie sind wie wenn vier Tigerentenclub-Moderatoren auf Kokain ihren Tigerentenclub moderieren und dabei alle Geburtstag haben.
Fö: Mit dabei: So ungefähr alle Moves, die man als aufstrebende junge Band draufhaben muss. Marschierchoreographie, Luftsprünge, wilde Armfuchtelei, theatralische Gesten, pathetische Ansagen, nerdige Blasiertheit. Unglaublich! Ich schwanke zwischen Staunen, Fremdscham und akutem Kotzgefühl. Vielleicht auch ein klein wenig Respekt davor, sich so offensiv darzustellen.
Fö: Musik ist auch so ziemlich alles, was man heutzutage machen muss. Pop, Rock, Sprechgesang, Gefühl und Gestus. Für alle Leute die gerne Kraftklub hören, gleichzeitig aber auch die Youtube-Channels von den Lochis, Bibis Beauty Palace und LeFloid abonniert haben.
mrks: "Sprechgesang" aber auch wirklich so adaptiert wie es ein weißer, mittelständischer BWL Student aus dem Sauerland halt macht. Textauszug: "Ist es der Bart? Ist es die Art? Ist es der Body oder doch der falsche Charme?" Naja, seltsamerweise will ich einfach nicht dass es aufhört, obwohl es so weh tut. 
mrks: Stelle mir die ganze Zeit vor, wie 4SPURIG in ihrem Proberaum im Keller der Eltern vom Schlagzeuger sitzen und dann sagt der Bassist "Wie wärs, wenn ich so bumm bumm bumm Stakkato mäßig und ihr dann Gleichschritt und links zwo, verstehse?" und der Gitarrist dann "Das ist eine prima Idee, Elmo. Das sieht sicher schön aus von vor der Bühne" Und dann der Sänger "Haltet beide die Fresse ihr Pisser, Ich bin der Einzige der cool auf der Monitorbox steht" und dann der Gitarrist wieder "ja stimmt, Simon. Du bist der Beste, deshalb singst du auch". Aber am Ende machen 4SPURIG die Choreo doch, weils einfach so passiert und plötzlich zum Song gehört. Dann ist die Probe vorbei, weil der Drummer noch ein bisschen Volkswirtschaftslehre büffeln muss. Die anderen drei Haudegen verlassen den Probi und fahren mit Elmos Golf runter zum Bolzplatz.
mrks: Mag sein, dass es mich irgendwie doch angeilt wie scheiße ich das finde. Ich finds schon wieder gut, so scheiße find ichs.  Aber den Leuten um mich herum gefällt diese Katastrophe sehr, muss ich feststellen. Das ist einfach so richtige Feel-Good-Musik für Menschen ohne Probleme. Wann ist eigentlich wieder ZDF Fernsehgarten? 
Fö: Ich bin tief ergriffen. Diese Band hat gerade sehr viel in mir kaputt gemacht. Ich muss erstmal ein wenig Schleimkeim und Slayer hören, um meine Seele zu reinigen.
mrks: Ist nicht in uns Allen was gestorben innerhalb der letzten 30 Minuten?
Fö: Glücklicherweise kommt nun mit SNOBS eine Band, die zwar ebenfalls eine amtliche Rockshow abliefert, dabei aber nicht wie ein Eichhörnchen auf Koks wirkt sondern eher wie der coole Braunbär mit Sonnenbrille.
Zwen: Ich stoße dann auch mal dazu. Eigentlich bin ich ja gerade im Untenlinx, da dort jedoch gerade die schlechteste Band des Jahres 2017 spielt, musste ich mal ganz schnell einen Ortswechsel vornehmen. AK ist von der Musik und von dem überquellenden Untenlinx auch nicht so begeistert und kommt deswegen ganz spontan mit und so schlittern wir durch die Nordstadt in Richtung Dortmund Calling und betreten den Raum kurz bevor Snobs anfangen. Perfektes Timinig würde ich mal sagen!
Fö: SNOBS sind quasi die Nachfolgeband von Mike Zero, wenn man das so sagen kann, weil Mike Zero als Person natürlich weiterhin existiert und bei den SNOBS in der Mitte steht.
Zwen: Oh, wusste gar nicht, dass das Mike Zero ist. Dann tut mir diese Kritik hier ja fast leid. Tatsächlich eine sehr amtliche Rockschow. Alte, gut gekleidete Herren, die immer noch genug Spielfreunde mit auf die Bühne nehmen und dabei an keiner Stelle peinlich wirken.
Fö: Zu hören gibt es ne sehr erdige Rock'n'Roll-Geschichte, ne Schüppe Punk à la New York Dolls dazu, ganz geile Mischung. Die Sücke selbst gehen gut rein, schöne Melodien und starke Gesänge. Für mich das Highlight des Abends, neben dem Bunga Bunga Club. Obwohl ich befürchte, dass sich der Auftritt von 4spurig am Längsten in meinem Gedächtnis festsetzen wird. Verdammt, wie wird man sowas los?
Zwen: Ich sehe im Fritz-Henßler heute ja eigentlich nur diese Band, aber der Begriff "Highlight" passt. Ich bin froh, dass wir den gefährlichen Weg nicht umsonst auf uns genommen haben. "Mal wieder alles richtig gemacht" denke ich mir so.
Zwen: Hach ja, toller Mix aus Guitar Gangsters und den Rolling Stones.
mrks: Ich finds ok, bisschen eintönig, aber im Prinzip könnten alle SNOBS Songs auch auf neueren Turbonegro Platten zu finden sein, was ja nicht schlecht ist.
mrks: Mike Zero an sich, hab ich mich bis heute nie mit beschäftigt. Weiß halt, dass man den irgendwie kennt in Doofmund. Bin von seiner Bühnenpersona aber wirklich beeindruckt. Mag auch die Frisur, so eine Frisur hätte ich auch gerne. Im Prinzip wäre ich gerne wie Mike Zero. Nein sorry, ich wäre IN WIRKLICHKEIT gerne wie der zweite Gitarrist Chris van Hellsing weil der monströser wirkt als Mike Zero. Die beiden nebeneinander, bisschen wie Han Solo und Chewbacca in so Rockerklamotten. Ja, an sowas muss ich denken während des Auftritts, aber is nich schlimm.
Fö: Anschließend: ME AND UTOPIA. Ebenso wie die SNOBS liefern sie heute den ersten Auftritt ihrer Karriere ab, kommen auch ebenso routiniert rüber, nur nicht ganz so gut vorbereitet: Mehrfach erwähnt der Sänger, sie müssten ein wenig Zeit schinden um auf ihre Spielzeit zu kommen, weil sie einfach noch nicht genug Material haben.
mrks: Ah, hier wurd's langweilig für mich. Das war einfach nicht meine Baustelle. So Jimmy Eat World vs Grunge vs Visions Party Musik. Da passt eigentlich nur der Begriff "Alternative", der ja für alles steht, was irgendwie nich Käse, nicht Butter und auf gar keinen Fall feinste Vollmilch frisch aus dem Euter is.
Fö: Ja, so Alternative-Progressive-Gedöns. Ganz nett und gut gespielt, aber einfach zu gewöhnlich. Geht ins eine Ohr rein, ausm anderen wieder raus, ohne weh zu tun. Musikalisch kann das schon was, man merkt dass die Typen keine Anfänger an ihren Instrumenten sind. Könnte was draus werden, nur eben nicht in meiner Welt.
Zwen: Ich schaue mir noch das Intro und Teile vom ersten Song an. Positiv fällt mir auf, dass die Musiker sich relativ viel bewegen, negativ, dass der Gitarrist zwar ganz gut spielen kann, aber seine Kniffe erstmal 3000 Mal ohne Variation wiederholt. Außerdem ist die Stimme des Sängers so Standard, dass ich mich bereits jetzt nicht mehr an sie erinnern kann. Wir entschließen uns wieder zum Untenlinx zurückzukehren. Byebye Fö und mrks.
Fö: "Letzter" Act im Wettbewerb: ZONE II. Deutsch ausgesprochen, wie sie betonen, das merke man ja auch an den deutschen Texten. Musik: Deutschrock. Westernhagen in Rockerkluft lässt grüßen. Waren vor 2 Jahren auch schonmal dabei, damals flüchtete ich nach 2 Songs.
Fö: Kann ich immer noch nix mit anfangen und auch bei den Texten wird mir schummrig und ich muss betreten weg gucken. Der Saal leert sich auch spürbar, aber immerhin hat die Band Spaß. Gefühlt spielen sie so lange wie alle vorherigen Bands zusammen.
mrks: Rock! Ein ekelerregendes Subgenre des Punk.
Fö: Während die Jury sich berät, darf Moderator Swen O. Heiland ein wenig die Zeit überbrücken. Keine Ahnung ob er diesen Auftritt hier unter seinem eigenen Siegel oder als RICH KID REBELLION absolviert, aber ich vermute mal zweiteres. Unter dem Namen sah ich ihn ja erst kürzlich.
Fö: Und so spielt er an gegen die Lautstärke der verbliebenen, sich unterhaltenen Personengrüppchen. Markus und ich stellen irgendwann fest, dass wir tatsächlich die einzigen sind, die ihm Aufmerksamkeit schenken - obwohl wir eigentlich die ganze Zeit lästern. Über das Genuschel in den englischen Texten, die lahme Bildsprache in den deutschen Texten, und natürlich über das rote Tuch.
mrks: Lass das keinen Stier hören, Fö. Sonst wird der sauer. Kennt noch wer "Die mit dem roten Halsband?"
Zwen: Trägt man das nicht normalerweise um die Stirn?
mrks: Ausm Arsch ist das für mich auf jeden Fall ein rotes Tuch.
Fö: Der ganze Auftritt ist für mich ein rotes Tuch.
mrks: Gutbetuchte Premiumbarden wie Swen O. Heiland haben natürlich immer ein geiles Lied über Borussia Dortmund, das bekackte Maskottchen von Borussia Dortmund oder über Dortmund auf Lager. Wenn der Touribus durch Dortmund fährt, hält er seit letztem Sommer übrigens auch an Swen O. Heilands Balkon und jeden Mittag um 13 Uhr singt unser Star dort ein Lied über Dortmund FÜR Dortmund. Dortmunds Bürgermeister der Herzen. Da seh ich Rot. 
Fö: So insgesamt: Netter Abend, von dem die ersten drei Bands am Unterhaltsamsten waren und die zweite ein heißer Anwärter auf den miesesten Auftritt des Jahres sind (jetzt schon!).
Gewonnen haben, beziehungsweise eine Runde weiter und somit kurz vorm Westfalenstadion sind übrigens Me And Utopia, 4Spurig und S.N.O.B.S. - die werden dann im Finale am 18.2. mit Kickstern, Formosa und Vice Atlantic im Domicil auftreten.
Zwen: Wie gesagt, hat sich gelohnt. Ich scheine ja die einzig vernünftige Band des Abends gesehen zu haben.
mrks: Nein Dicker, du hast Bunga Bunga Club verpasst. Die hätten sich richtig gelohnt. Naja, nächste Mal, die sind z.B. bei der SKA Explosion auch zu sehen. 

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