Naive, Litbarski, 10.03.2017 in Dortmund - Bericht von Fö
Naive, Litbarski, 10.03.2017 in Dortmund
Ich probiere heute mal einen neuen (?) Look aus und trage statt Kapuze son Wollmützchen, was mir unvermittelt ganz neue Perspektiven offenbart: Gleich mehrfach treffe ich auf angebliche Freunde, die mich erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennen! Da müsste man doch eigentlich mal drauf aufbauen. Endlich mal inkognito auf Konzerte gehen, Sozialstudien schreiben, Ninja-like im Schatten verborgen und doch alles im Blick. Ich werde mir weitere Accessoires überlegen, wie ich weiter in der Masse untergehen kann. Wollmützchen klappt offenbar ganz gut, vielleicht lege ich mir einfach noch ein paar mehr Sachen zu die einfach jeder hat der eigentlich nur individuell erscheinen will. In der Masse der Subkultur lässt sich vermutlich am einfachsten verschwinden mit Wollmütze, Tattoo, Sneaker. Unsicher bin ich mir bei Jutebeutel und Mate - ist das nicht längst schon wieder out? Ich werde weiter drüber nachdenken und tiefgehende empirische Studien betreiben. Aber natürlich teile ich euch das Ergebnis meiner Forschungen nicht mit, hinterher ertappt mich noch jemand.
Kehrseite meines Unerkannt-Bleibens: Ich scheitere an der Gesichtskontrolle der Partygastgeber, aber mein Gastgeschenk kann sie besänftigen. Puh. Dafür scheitern meine beiden Begleitungen an der Türschwelle und hauen direkt wieder ab. Da fährt sie, meine Option einer angenehmen und schnellen Rückreise. Schnief.
Geht (irgendwann) los mit LITBARSKI. Den Namen schon mal hier und da gelesen, vielleicht sogar mal reingehört, aber nie wirklich verinnerlicht. Der Name ist mir auch einfach zu nichtssagend. Aber ich bin ja auch in der alpinen Terminologie nicht so bewandert und habe keine Ahnung, welche Art Ski ein Litbar-Ski ist.
Zu hören gibt es Punkpunkpunk. Leider ziemlich laut abgemischt und in dem kleinen Konzertraum entsprechend wummig. Vom Gesang verstehe ich kein Wort, wage aber festzustellen dass mir die Stimmlage allgemein durchaus liegt und dass die Texte vermutlich in deutscher Sprache verfasst sind.
Vom Instrumentalen her ne ziemlich preschende Geschichte, nicht so Haudrauf-Gebretter sondern schon irgendwie, wie sagt man, emoesk. Ich werfe mal Leatherface und Dackelblut in den Raum und hoffe, damit nicht allzu verkehrt zu liegen.
Reinhören lässt sich übrigens hier und das tue ich dann jetzt auch mal. Durchaus empfehlenswert! Mal im Auge behalten, vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit sie auf nem richtigen Konzert zu sehen und nicht nur hier im Keller der Garage vom Wohnzimmer der WG der Partygastgeber ihrer Mutter.
Anschließend: NAIVE! Schon hier und da mal gesehen und immer für super befunden, so auch heute. Manchmal ist das Leben so einfach.
Ebenfalls laut, so dass ich irgendwann nicht mehr sagen kann, ob das Fiepen nun aus meinen Ohren oder den Boxen kommt, dabei ist die Musik selbst gar nicht so krachig. Halt so Wave-Gedöns, weitere Attribute und Beschreibungen spare ich mir an dieser Stelle mal.
Kommt ziemlich gut und kaum jemand im Raum kann sich des Bannes erwehren, der Musik begleitend zumindest leicht mit den Füßen zu tänzeln und dabei träumerisch gen Bühne zu starren. Ein wenig wie ne Sektenzeremonie, bloß dass es hier Bier gibt. Und Schnaps.
Die vier Protagonisten und *-Innen werden mit ausnehmend warmem Applaus bedacht und kommen nicht umhin, uns noch eine Zugabe zu kredenzen, was alle sehr freut - bis auf Gitarrist Roland, der zunächst einige Sekunden bis Stunden überlegen muss, auf welche Stellung er seine unzähligen Fußtreter für diesen Song bringen muss - und schließlich mit einem "passt so" abwinkt.
Schönes Konzertchen! Auch sonst schöner Abend. Mit Feuertonne und Freischnaps für alle (also jeder hat nen Schnaps bekommen. Nicht dass ihr denkt, jeder hätte ne Feuertonne bekommen). Anschließend latschen wir noch etwa 3-4 Stunden durch die Nordstadt, sportliche Ertüchtigung darf ja nicht zu kurz kommen! Gute Nacht.