Curb Stomp, 210, 29.04.2017 in Dortmund, Hirsch Q - Bericht von Zwen & Faf
Curb Stomp, 29.04.2017 in Dortmund
Wenn ich etwas von Zwen gelernt habe, dann ist es, dass man auf jeden Fall zur Einleitung des Berichts ein bisschen jammert, wie hart die vorherigen Abende waren. Aua Aua! Ich hab von Düsseldorf bis Essen mein Bier angestarrt und es glücklicherweise dann doch geöffnet. Ich mein, ich stand bei CURB STOMP auf der Gästeliste und ich wollte die jungen Herren von der Brückstraße nicht enttäuschen. Ich hatte ja schon ein schlechtes Gewissen, mit Fassonschnitt aufzukreuzen. Zu meiner größten Freude entdeckte ich auch große Punkrockprominenz auf der Gästeliste (MATZE <3) und somit gabs eigentlich nix, was gegen einen Besuch in der Q sprach. Es ist Samstag-Abend und Curb Stomp haben für heute in die Q geladen. Ja, richtig, heute gibt es nur geladene Gäste. Das Ganze muss nämlich unter "geschlossene Gesellschaft" laufen. Gut, dass ich schon vor Wochen eine Einladung bekommen habe. Klar, ich "schreib[e] ja auch mittlerweile mehr Konzertberichte als der Fö". Lebensziel erreicht würde ich mal sagen. Das hat Fö wohl auch anerkannt und überlässt mir heute auch das Feld. Komisch, dabei hat er doch sogar weniger Haare als ich und würde optisch deutlich besser ins Bild passen als ich. Naja, immerhin habe ich eine Harrington. Voll Skinhead und so.
Zu dem festlichen Anlass heute ist die Hirsch Q übrigens feierlich geschmückt. Ist ja fast ein bisschen wie Weihnachten hier und das alles für ein Oi!-Konzert!
Das ist überhaupt nicht wahr! Ich steh eigentlich sehr auf sowas nur bekomme ich meine Beine leider bloß auf Dackelhöhe.
Das können 210 schon besser. So agil diese Typen! Immerhin machen heute den Auftakt 210 aus Moskau. Zu hören gibt es richtig schön ekelhaften Beatdown/New School-Hardcore. Leider steht Faf nicht so auf Highkicks. Scheiß Hippie!
Ja und so schreibt man im Hardcore also "Breakdowns": Das Publikum brüllt Parolen, der Drummer setzt darauf ein, der Gitarrist macht mit...alle freuen sich über diese Symbiose!
Übrigens ist der Sound in der Q erstaunlich gut aber auch erstaunlich leise. Man muss schon relativ nah an die Bühne ran um Konzertlautstärke zu genießen. Dafür drückt das Brett, welches 210 abliefern, ziemlich gut. Aber sehr amtlich die Nummer. Die Bandmitglieder sehen jedenfalls aus als hätten sie sich beim antifaschistischen Boxen kennengelernt. Es gibt auch ein paar Shoutouts an die Anti-Rassisten zu Hause, von denen einige bereits ihr Leben gelassen haben. Das Feedback vom Publikum ist ein lautstarkes "ALERTA! ALERTA! ANTIFASCISTA!
Hielten sich die Leute anfangs noch zurück, ging das hier ordentlich los. "Völker, hört die Saufsignale"...so ist es doch immer. Ich hab sie jedenfalls recht deutlich gehört.
Nebenbei schließen die Leute Wetten ab, wie viele Leute aus dem Pogo den direkten Weg die Treppe zum Klo runter finden werden. Ein Sauflied darf aber auch nicht fehlen. Außerdem bricht hier gerade ein ordentlicher Pogo los. Es gibt Stagedives und Leute, die gegen die Einrichtung donnern.
Das geht gut rein und ich wippe die ganze Zeit mit. Mit Kapuze auf. Einmal um vll. als Hardcore Kid durchzugehen, andererseits um den Fassonschnitt zu verstecken.
Die Crowd geht bis zum Ende voll mit. Schön zu sehen. 210 bedanken sich für alles. Das behalten wir mal im Auge. Ja, soweit doch ganz gut. Eventuell etwas eintönig, aber doch ganz gut.
Ach, darauf haben hier alle gewartet. Sound ist anfangs sehr leise, sodass man erst gar nicht mitbekommt ob die Jungs anfangen. Die Pausenmusik war lauter. Alles beim alten hier. So, erstmal ein Rotlicht geholt und dann fangen auch schon die Ruhrpott-Skins von CURB STOMB an. Das ist sicherlich gerechtfertig, dass für die mal eine Ausnahme, was Konzerte in der Q angeht, gemacht wird. Schließlich sind die antifaschistischen Skinheads und der antifaschistische Nisi Stammgäste und außerdem mittlerweile in der linken Musikszene Dortmunds eine feste Konstante. Da ist es ja klar, dass der Laden heute wirklich sehr gut gefüllt ist.
...und deshalb find ich schön, dass man hier auch mal solch einer Musik fröhnen kann. Curb Stomp heute wirklich gut drauf und das Publikum ebenso. Ordentlich Spaß scheinen die vier auch zu haben. Bennes Organ kommt heute auch gut zur Geltung. Schön roh und gröhlig, obwohl ich ja sagen muss, dass mich gerade die Stimme auch an weniger politisch korrekte Bands aus dunkleren Regionen Deutschlands erinnert.
Dass es sowas in der Q gibt hat mich tatsächlich ein wenig verdutzt. Nichtsdestotrotz erhöht Curb Stomp die Temperatur noch mal um mindestens 5° und bringen einen Schmetterhit nach dem anderen. Als dann noch "Brückstraßenromantik" gespielt wird, werden die Feuerzeuge ausgepackt und um mich herum liegen sich verschwitzte und teils schon entkleidete Männer in den Armen.
Kurzer Klapps auf den Amp und es wummert wieder.
Mein Highlight war Mackes Ansage: "Ich glaube meine Arbeitskollegen sind da gerade durch den Pogo ins Klo gedrängt worden." Nisi´s Bass geht irgendwann aus. Das scheint niemandem aufzufallen. Bin ich tatsächlich so ein "Musiker" inzwischen?
Viel mehr fand ich es überragend, als PunkerZwen, FassonFaf, WollpulliSteve und viele andere verschiende Charaktere fröhlich "ohohohohoh...Skinhead, Skinhead!" schmetterten. Ist das dieses Unity?
Dann fand ich das gut. Alles in allem ein sehr gelungener Abend. Ich bin zwar ziemlich schnell abgehauen, dies lag aber nicht an einem schlechten Abend. Eher dachte ich: Skinhead Konzert = Bier vernichten. Ich entschuldige mich hier ausdrücklich für diese höchst klischeehafte Reduktion.
Die Reisegruppe nimmt die letzten freien Plätze ein.
Der korpulente Kartoffelkopf kann gar nicht anders als sich lauthals zu echauffieren. "Das war ja wieder klar das DIE NEGER hier die Sitzplätze bekommen"
Ich gebe ihm den Rat mit "Da musst du dich beim nächsten Mal wohl beeilen."
Ich bin ein sozialer Mensch.
Leider ist meine Erinnerung sehr verschwommen nach den paar Tagen bis zu diesem Bericht. Er wurde nur Aufgrund dieser Aussage sehr wütend. "Erwischt" dachte ich mir.
Naja, was mich dabei am meisten genervt hat, waren die mindestens 20 anderen Menschen im Umkreis von 3 Metern, die nur betreten weg geschaut haben. Es ist ja nicht so, dass ich ihn beleidigt hätte. Er war einfach nur aggressiv und SCHEIßE. Das war für viele aber akzeptabel. Sowas... Rückfahrtanekdote: Steig ich so in ne S-Bahn in Düsseldorf. Vor mir eine Reisegruppe mit Koffern und hinter denen ein absolut typischer Altstadtdeutscher.