Nothington, Primetime Failure, 23.07.2017 in Hamburg, Frau Hedi - Bericht von Thruntilldeath
Nothington, 23.07.2017 in Hamburg
Diesmal nicht, diesmal sollte es Hamburg sein. Und weil Hamburg eigentlich relativ scheiße ist, wurde die Idee, Nothington in Hamburg zu sehen, auch erstmal wieder direkt gestrichen. Bis, ja bis der J. D. aus HH. ankam und rumnervte, dass man doch gefälligst zu diesem oder jenen Konzert nach Hamburg kommen sollte. Und wenn der J. erstmal angefangen hat, dann ist das in etwa so nervig, wie einen Bericht von mir zu lesen. Schlimm! Der Vorteil dabei: Irgendwie wollte keiner aus dem näheren Bekanntenkreis mit, und das Konzert sollte schon um 16 Uhr beginnen. Also? Auto ist dumm, Zug ist dümmer, wie treiben wir das auf die Spitze? Genau, schön mit dem Rad anreisen, kostet nichts außer Nerven und Kraft, und gaaaanz vielleicht lassen sich noch Internetfamepunkte abgrasen.
Am Abend davor dann der Schreck: Sollte das der Vorbote auf morgen sein? Und wieso leuchtet das Rücklicht nicht, aber das Vorderlicht? Dynamo geht also. Kontakte sehen auch noch alle gut aus, verdammte Axt. Ende vom Lied: Kabel irgendwo beim Steuerrohr komplett zerrissen. Machste nix, stehst nur dumm da. Immerhin.
Schwups, Zeitsprung (soll hier jetzt totaaaaal angesagt sein), und zur Abwechslung: Regen. Wahnsinn, wer hätte DAS gedacht? Dabei hat doch erst vor zwei Tagen die Sonne geschienen, wie kommt denn auf einmal so schnell der Regen in den Norden? Wetterphänome hier, wirste verrückt bei. Gut, dass ich nicht an Wetter und Klima glaube und zack, ab aufs Rad. Wenn man sich die Augen zuhält, kann einen niemand sehen, wenn man nicht an Regen glaubt, wird man nicht nass.
Klappt beides genau gleich erfolgreich und ich wurde am Ende erfolgreich vom Wettergott wieder auf den richtigen Pfad des Glaubens gebracht. Kann auch niemand ahnen, dass nach dem Regen irgendwann wieder Regen kommt. Ist doch wie beim Würfeln, wenn erst die 6 gefallen ist, kommt die NIE wieder. NIE! Geht gar nicht. Nööö.
Und schwups, ein mal nicht aufgepasst, biste in Hamburg. Zumindest war das immer mal wieder der geheime Wunsch, als nach dem nächsten Regen kurzzeitig auf neuen Regen umgestellt wurde. Um es direkt vorweg zu nehmen: Später noch Menschen von No Weather Talks gesehen. Knaller. Aber wirklich 'ne schöne Strecke in Richtung Segeberg und an Neumünster VORBEI!, was erst so richtig bewusst wurde, als in Hamburg Ampel auf Ampel folgte und jede Fahrt kurzzeitig wieder jäh unterbrochen wurde. Oder mit 5 cm Abstand überholt wurde. Autos raus aus der Innenstadt und sowieso.
Aber da jede Reise wie die Wurst zwei Enden hat (Hä?), und bei J. die Dusche warm und das Bier kalt war, ging es relativ zügig, aufregungaufregung, in Richtung HAFEN! Hamburg hat einen HAFEN! War mir bis dahin auch neu. Und im Hafen liegen BOOTE und deswegen, logischer Weise, fand das Konzert auch auf einem BOOT statt. Frau Hedis Tanzkaffeeéé`e. Die MS Hedi. So richtig echt im Wasser, nix mit Museumsschiff wie das olle Nazikackuboot in Laboeisfällig (Putting back the Eis in...). Schön muggelich klein, aber das merkt man erst, wenn der Laden ausverkauft ist und der einzige sinnvolle Stehplatz der ist, an dem man steht. Was bei mir quasi IM Schlagzeug war. Oder IM Mikro. Oder IN der Band an sich.
Vorteil 1: Hautnah per du mit der Band sein. Vorteil 2: Ist die Band kacke, haut niemand ab. Oder muss in die Förde, äh, Radler, äh Alster springen. Bedankt. A.u.B. Merk dir das mal, Linda de Mol!
We're gonna need a bigger boat! Welche Amp-Marke muss auf einem Schiff vorhanden sein? Fender. Nennt man Teile des Schlagzeugs auf einem Boot Hafenbecken? Ok, Abfahrt!
Erste Band des Tages: PRIMETIME FAILURE aus der beschissenen Stadt Bielefeld, die in etwa so hübsch ist wie Neumünster. Umso erstaunlicher, dass diese Stadt etwas so hübsches wie diese Band hervorgebracht hat. Und wonach klingen die? Ja mei, schaut's euch das Bild halt an. Genau so und kein Stück anders.
Angst? Seekrank? Skatepunk? Da ich nie ein Mann vieler Worte war, zitiere ich an dieser Stelle einfach jemanden mit mehr Ahnung: "Irgendwie zwischen erste Anti-Nazidemo und „Raise your Voice“-Faust der Luft, Abi-Party und besoffene Freunde mit Erdnuss-Flips in der Nase dekorieren. Genau da finde ich Primetime Failure wieder." Und auch der Rest geht genauso klar. Musikalisch erste Sahne, viele dumme Sprüche, irgendwer hat bestimmt auch gepupst und dann gelacht, alle glücklich und zwischendrin immer wieder Witze über Boote, während man an aus Ton getöpferten Brücken vorbeifuhr.
Fideldüdeldüt, schnell und laut hier vorne im Schlagzeug, Wetter super, Bier teuer. Dieses Schiff macht doch alle wieder zu kleinen Kindern, die an einem Bagger vorbeigehen und dann "Oh, geil Bagger!" denken. "Hihi, Wellen, das schaukelt" und alle strahlen und alle sind glücklich.
Sogar Bernd ist heute extra aus Spandau mit dem Hubschrauber aufs Loveboat geflogen, um sich diesen Spaß nicht entgehen zu lassen. Falls es irgendwer grad überlesen hat: ALLE SIND GLÜCKLICH! DANKE! Stuck in the 90s, Primetime Failure holen die Leute ab und lassen sie dann auch da zurück.
Und der moderne Punkrocker (ja, der, sind doch eh alles nur Männer in Bands!) von heute nimmt gerne auch mal die Handyaufbewahrungsbox mit an Bort [sic!], damit das gute Stück ja nicht von den Wellen davongespült wird und als Strandgut endet. Das Foto entstand kurz vor Stuttgart, der Wind (Luv und Lee, macht euch schlau, glaubt nicht alles im Internet!) driftete uns stark davon. Um das alles zu überleben, kam Bernd mit dem Tipp des Jahres um die Idee: "Kauf mal 10 Bier, zahlste nur 28 Euro und bekommst einen Beutel dazu." Um sich dann heimlich eins davon zu schnorren. Schlauer Kerl, dieser Bernd!
Kurz angelegt, Blumen vor dem Fenster gegossen, drei Instrumente umgestöpselt und schon stehen sie, die mächtigen Nothington. Die einzig relevante Karohemdenpunkband, alle anderen sind scheiße und nur die gut. Da wird nicht diskutiert, das ist so. Und wer immernoch in kleinen Läden spielt und sich den Arsch abtourt und so viel Spaß und Spiel und Spannung aufbringt... Ach, ne, auch so eine von diesen Bands, bei denen die Objektivität komplett flöten geht.
Und wenn man es sich erlauben kann, Lieder wie "A Mistake" direkt am Anfang zu verheizen, dann hat da irgendwer einfach als Kind zuviel Songwriting gefressen. Die Meute brüllt sich die Kehle aus dem Leib, Jay und Chris können das Singen auch direkt einstellen, textsicher sind hier heute genug und wenn die Wellen kommen, wurde auch vorsichtig geschunkelt. Nix zu Bruch gegangen!
WOOOOHOOOOHOOOO! Lächerlich viele Mitsingparts, welche diese Band auszeichnet. Fast schon dreist.
Whoa got so far to go! Whoa don't have a lot to go on.
Whoa got so far to go! Whoa don't have a lot to go on.
Ja, da guckste, wie die Leute abgehen, gell? Musst gar nicht überrascht sein, wenn man in einer so geilen Band spielt. Alleine durch den zweistimmigen Gesang gewinnt das Ding so viel an Tiefgang (Bootwitz). Und nachdem dann auch das eine oder andere Lied vom neuen Album eingestreut wurde, muss ich mich wohl auch endlich mal mit dem beschäftigen. Und alle anderen sich auch.
Schon angelegt? Drauf geschissen, da geht noch mehr. Immer mehr, immer mehr, die Meute will noch einen, Nothington liefern ab. Geil, noch ein Wohoohoo oder irgendwas anderes, dann isses leider doch vorbei. Könnte ich dieses Jahr ein Konzert heiraten, ich würde dieses wählen!
Doch leider ist der Wasserzug für mich abgefahren, da meine Braut für heute der Hunger sein sollte. Während der Fahrt zwei tolle Müsliriegel gegessen und dann schön dun supen gewesen, da hält einen einfach nichts mehr und es muss gefressen werden. Und Krankplätze verdichtet sein. Merkt euch das.
Der Vorteil an Hamburg: Steckst dir 'nen Finger in Po und drehst'n, kommst direkt bei 'ner Fressbude oder 'nem Konzertschuppen vorbei. Und weil nach dem Konzert anscheinend eh alle zum gleichen Laden zuckelten, ging es drei Schritte die Treppe hoch zur Kombüse. Kein Schiffwitz, der Laden heißt so. Essen: Lecker. Reichlich. Preislich angemessen. Würde man doch nur in Hamburg wohnen!
Dann müsste auch auf dem Rückweg nicht das scheißhässliche Neumünster. Scheiße ey, ist das hässlich.