Punk Rock Holiday Tag 4: Propagandhi, Chixdiggit, Snuff, Dead Ends, Undeclinable Ambuscade, Corbillard, Straightline, Sombulance 11.08.2017 in Tolmin (SLO), Sotocje - Bericht von der Redaktion
Punk Rock Holiday Tag 4, 11.08.2017 in Tolmin (SLO)
Das PRH befindet sich nun auf den letzten Metern, unser Team leider auch. Die Stimmung im Team ist: durchwachsen. Langsam und allmählich sind uns die 4,5 Tage Festival deutlich anzusehen. Eine wirkliche Beschlussfähigkeit ist trotz vollständig versammelter Mannschaft nur schwer möglich, da einige Team-Mitglieder geistig nicht anwesend oder nicht zurechnungsfähig sind.
Unschöne Szenen spielen sich ab. Die Nerven liegen bei einigen blank und es kommt zu kleinen Zankereien und einem handfesten Streit. Die Folgen des kollektiven Schlafdefizits werden immer stärker sichtbar. Einige Leute aus unserem Team haben die kurzen Power-Naps hinter sich gelassen und haben ihre Schlafzeiten komplett in die späten Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden verlagert. Man hört frevelhafte Sätze wie: "Das Bier schmeckt mir nicht mehr!".
Auch mir ging es schon mal besser, mein Kopf dröhnt und es fühlt sich an als wäre er mit klebrigem Pudding gefüllt, der ein klares Denken unmöglich macht. Mein Magen rebelliert mit aller Kraft gegen die ständige Zufuhr von Alkohol und Fast-Food. Da hilft auch das ganze Kaiser-Natron nichts, das ich mir mittlerweile stündlich einwerfe. Zudem huste ich beunruhigende Brocken. Mein neuer inoffizieller und temporärer Name lautet bereits "Broncho-Pete". Auch um unser Camp herum herrscht teilweise Aufbruchstimmung. Dennoch, es hilft alles nichts! Wir beschwören unsere letzten Kräfte und beginnen abermals den Tag mit einem Sektfrühstück. Letzter Tag! Da heißt es nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. Das scheint nicht allen Gästen zu gelingen, denn gefühlt ein Drittel der Camper sind morgens damit beschäftigt, ihre Zelte zusammen zu packen und ihren Schlafsack einzurollen und sich abfahrbereit zu machen. Dabei ist das Programm doch, im Gegensatz zu den eher schwächeren Freitagen der letzten Jahre, nahezu exzellent! Als Frühsport erstmal zum Hofer und danach ne Runde Radio mit den netten Jungs vom großen Barrier Reef
Wie sich das für Weltpremieren gehört: Bierschinken war dabei! Macht doch was ihr wollt. Ich gehe jetzt zur Beach Stage und gucke mir CORBILLARD an. Die kommen aus Frankreich und singen - revolutionär fürs Punk Rock Holiday - auf französisch. Schon allein deswegen ist ihnen meinerseits ein Punkt für Abwechslung sicher.
Ansonsten geht es aber wie gewohnt sehr melodisch zu. Vielleicht sind Corbillard aber eine Ecke mehr Streetpunk.
Am frühen Nachmittag machen wir uns auf, um nochmal ausgiebig an der Beach-Stage zu chillen. Dazu gibts Cocktails für 9 Euro, ist doch ein Schnäppchen.
Als wir ankommen, spielen bereits SOMBULANCE, die machen klassischen Melody-Core. Wie soll es auch anders sein. Der mehrstimmige Gesang ist mir allerdings zu Emo. Ich leg mich wieder an den Strand.
Danach spielen STRAIGHTLINE. Die gefallen mir schon besser mit ihrem Hochgeschwindigkeits Skate-Punk der Marke Good Riddance. HC-Einflüsse sind hier und da auch zu erkennen. Zu meinem Erstaunen muss ich hören, dass es die Band aus München bereits seit 1999 gibt. Ist mir schleierhaft, warum sie in Deutschland so wenig Bekanntheit genießen.
Diese Frage habe ich mir auch schon mal gestellt. Fakt ist leider, dass man von der süddeutschen Szene im Pott immer noch viel zu wenig mitbekommt.
Was ein sperriger Name. Da bleibe ich doch lieber am Zelt. Nachher verlangt am Ende noch jemand, dass ich über die Band schreiben soll.
Angehört und für okay befunden. Nicht mehr und nicht weniger. Meine erste Band auf der großen Bühne heute: die mir bis dato unbekannten UNDECLINABLE AMBUSCADE.
Sind aber alles andere als neu, die Band ist ca. seit Ende der Neunziger auf Fat Wreck und hat zu deren Samplern so einige geile Songs beigesteuert. Auf CHIXDIGGIT war ich auch mal sehr gespannt. Die scheinen ja auch der neue große Wurf zu sein. Fat Wreck-Label und eine Menge Leute, die der Band ihr Gütesiegel für 1A-Pop-Punk aufdrücken.
Und ja, zu hören gibt es wirklich sehr gut fabrizierten Ramonescore, der es immer wieder schafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zeigen.
Bester Moment des Sets ist, als jemand auf die Bühne stürmt, versucht ein Duett mit Sänger KJ Jansen zu starten und von den Securitys harsch zurück ins Publikum gedrängt. Der Sänger - Vollprofi wie er ist - singt perfekt auf die gerade gespielte Melodie "Freeze! He only wanted to give me a hu-uu-ug". Schaff das erstmal so lässig!
Dann entschuldigt er sich noch mehrmals für seine heute sehr angeschlagene Stimme, was ich aber gar nicht so mitbekommen habe. Aber ich sehe Chixdiggit ja auch zum allerersten Mal, kann ihnen jetzt aber auch mein Gütesiegel für 1A-Pop-Punk aufdrücken.
Hatte auch immer Schwierigkeiten, den (Insider-) Hype um diese Band nachzuvollziehen. Heute allerdings zeigen uns die alten Herren, warum das alles derart gerechtfertigt ist. Mein letztes Mal SNUFF ist schon ziemlich lange her und ich kann mich nach sehr gut erinnern, dass ich das ziemlich geil fand. Dann habe ich versucht auch auf Platte am Ball zu bleiben, da fand ich die Band aber ziemlich lahm.
Großartige Live Band und für mich die letzte Band auf dem Festival, da wir noch in der Nacht den Rückweg antreten werden um lästige Staus zu vermeiden. Live wieder mal großartig. Bester britischer Humor, der schon fast auf einer Stufe mit Monty Python avanciert, trifft auf interessante und sehr abwechslungsreiche Songs. "Ever seen a band before who took you from Northern Soul to Thrash Metal?"
Mir fallen auch wirklich nicht viele singende Drummer ein, BELA B von den Ärzten und sonst...
Wie Zwen schon bemerkte: Unfassbar großartige Ansagen. Trockener, britischer Humor as fuck. Fast schon mehr Comedy als Konzert. Der Frontmann Duncan sitzt hier übrigens hinterm Schlagzeug. Das ist doch generell schon mal eine Ansage.
Der Meister befiehlt... Apropos Ansage. Bassist (vor dem nächsten Lied): "Circle Pit blablabla" und dieses blabla ist keine Einfügung von mir. Das hat der echt so gesagt. Vermutlich hat er sich auch gestern Anti-Flag angeschaut. Sei es wie es sei, tatsächlich formt sich im Publikum ein gar nicht so kleiner Circle Pit.
Vollkommen überdrehte Show, die mich bestens unterhält. Irgendwo zwischen Kirmes, Klamauk und Punkrock. Da schließe ich mich meinen Vorredner an! Sehr tolle Band, einfach weil die Ansagen absolut der Kracher sind. Endlich mal Leute mit Humor, denen die ganze Rockstarkacke noch nicht zu Kopf gestiegen ist. Musik ist auch nett.
Das Beste am Ende oder wie? Mega gute Band mit hochpolitischer Aussage. Das erste Album "How to clean everything" war ja eher noch typisch für Fat Wreck, danch ging es steil nach vorne. Auf PROPAGANDHI war ich ja mal sehr gespannt. Ganz alte Fat Wreck Urgesteine geben sich mal wieder die Ehre. Auf dem Punk Rock Holiday spielen sie jetzt auch nur unter der Bedingung, dass zuvor alle Werbung auf der Bühne abgeklebt wurde, was ich ziemlich cool finde.
hier reinhören.
Grade das "Gefrickel" ist doch mal die perfekte Abwechslung zu dem ganzen musikalischem Einheitsbrei der letzten Tage. Musikalisch gibt es ein ziemliches Gefrickel an beiden Gitarren. Ich vermute mal, dass sie sich damit ein paar ältere Fans verprellt haben dürften. Ich finde das aber ziemlich geil und bin froh, dass es hier mal wieder Musik gibt, die sich mit metallischen Riffs aus dem Skatepunk-Sumpf abhebt. Wer nun wissen will wie Propagandhi heute anno 2017 klingen, der sollte einfach mal
Grade das "Gefrickel" ist doch mal die perfekte Abwechslung zu dem ganzen musikalischem Einheitsbrei der letzten Tage. Musikalisch gibt es ein ziemliches Gefrickel an beiden Gitarren. Ich vermute mal, dass sie sich damit ein paar ältere Fans verprellt haben dürften. Ich finde das aber ziemlich geil und bin froh, dass es hier mal wieder Musik gibt, die sich mit metallischen Riffs aus dem Skatepunk-Sumpf abhebt. Wer nun wissen will wie Propagandhi heute anno 2017 klingen, der sollte einfach mal
Homophobes are just pissed cuz they can't get laid" immerhin einen kleinen Crowd-Appeaser.
Dann gibt es aber doch noch mit "
Ich war skeptisch. Aber: Es war der Hammer! Viertbeste Band des Festivals! So gut wie kaum alte Hits, aber trotzdem ganz großes Kino. Ich kannte die meisten Lieder nicht, aber war trotzdem schwer begeistert. Das schaffen bei mir nicht viele Bands auf großen Bühnen.
Ganz zum Schluss dann "Anti-Manifesto" und ich bin wirklich sehr glücklich. Das ich das mal noch live sehe. Verrückt! Noch viel lieber hätte ich "Anchorless" gehört, oder die ganze "How to clean everthing"-Platte am Stück; aber das verzeihe ich ihnen natürlich. Ganz tolle Band!
Word! Wie sagte Kiki? "Und jetzt gehe ich los und kaufe mir alle Propagandhi-Platten nach der Less Talk More Rock".
Tja, ihr merkt, die Kanadier kamen bei der Bierschinkenreisetruppe echt gut an. Sozusagen eine alte Neuentdeckung. So merkt man auch nicht, wie verdammt schnell 75 Minuten Spielzeit einfach vergehen können.
Nach dem letzten Hauptact geht es noch bis tief in die Nacht mit Karaoke weiter. Erst am American Socks Stand, danach geht es bis in die frühen Morgenstunden an der Beach-Stage weiter. PIGS PARLAMENT geben hierzu die Backing-Band und die haben einen riesigen Fundus an Punkrock-Hits auf Lager. Auf dem Bild sieht man, wie Geli gerade einen DISTILLERS Song schmettert. Langsam werde ich auch melancholisch. Von mir aus könnte es jetzt doch noch einige Tage weiter gehen.
Alles klar, wir können dich nach der Ausbildung eh nicht weiter beschäftigen. Bei so vielen Berichten wie du schreibst, kommen wir mit Mindestlohn ja nicht so weit. Oder hast du vielleicht Bock auf ein Praktikum? Unbezahlt natürlich? Häh? Also jetzt bin ich verwirrt. Die Karaoke war doch auf der Beach Stage und nicht bei den kanadischen Socken?! Zumindest habe ich auf der Beach Stage "Angel Of Death" von Slayer zum besten gegeben. Natürlich haben es wieder alle, die mir das im Vorfeld versprochen haben, verpasst. Außer Stefan, der war da. Vielleicht sollte ich bei Bierschinken komplett meine Koffer packen und stattdessen die mir schon lange angebotene Festanstellung bei der Konkurrenz annehmen...
Der morgendliche letzte Ausblick auf die Soca am Abreisetag. Spätestens jetzt kommt die erste Post-Tristesse-Phase auf. Was für eine wieder einmal großartige Veranstaltung, dieses Punkrockholiday. Die kleinen, aber feinen Veränderungen sowohl im Line-Up wie auch beim Gelände haben dem Ganzen merklich gut getan. Jedes Jahr einen Besuch wert. Mega-Event mit sehr vielen, entspannten Menschen und jeder Menge guter Musik!