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MUK.E: Atari Teenage Riot, Monolith, Incite, 08.09.2017 in Dortmund, FZW - Bericht von der Redaktion

MUK.E, 08.09.2017 in Dortmund

Fö: Das MUK.E ist sowas wie der digitale Arm des Mukkefux-Festivals, oder vielleicht ist das Mukkefux auch selbst nur ein Arm, so genau stecke ich in der Metaphorik nicht drin. Der Körper wäre in dem Fall jedenfalls das MUK alias Musik- und Kulturzentrum, das vor allem Proberäume und sonstige Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.
Wo da die Schnittmenge zur elektronischen Musik liegt, weiß ich nicht - brauchen Techno-DJ's Proberäume? Ich hab echt keine Ahnung, ich steck da nicht drin. Aber irgendwie ist ja auch das, was das Muk.E uns Jahr für Jahr bietet, eine Form von Subkultur. Und dadurch lässt sich auch irgendwie die Brücke zum Punk schlagen. Auf dieser Brücke thronen Atari Teenage Riot, der Hauptgrund warum wir uns heute auf den Weg machen.
Hupe: Mich beschäftigt seit dem Abend die Frage, warum die da teilweise 3 Laptops auf der Bühne stehen haben und was da fürn Film abfährt. Und wie viele Knöpfe zum Drehen hat eigentlich ein DJ?
Schuldenberg: Ich bin da wegen Atari Teenage Riot. Ich weiß schon vorher, dass ich da kein Fan von bin, aber dass das wohl so wie mit Picasso ist. Nicht schön, aber wichtig. Wie viele deutschstämmige Bands von Weltgeltung gibt es schon? Wir kamen auf ca 10. Scooter, Kraftwerk, Modern Talking, Sven Väth, Westbam, Scorpions, The Notwist, Atari Teenage Riot, evtl noch ein paar Kraut-Bands und Bach.
Fö: Muk-Chef Arne empfahl im Vorfeld noch, sich auch "INCITE/" zu geben, die um 19 Uhr den Abend starten (nachdem zuvor mit DJ Udo Wiessmann vorgewärmt wurde). Puh, da traut er uns aber einiges zu!
Fö: Gibt relativ kalte, verstörende Beats, verzerrt und irgendwie unnatürlich im Klang. Für Hörer von Gitarrenmusik wahrscheinlich so ungewohnt als würde man Papst Franziskus auf ein Crustpunk-Konzert stecken.
Fö: Dazu drückt der Bass so unfassbar, dass ich mir bald Sorgen um Atmung und Herzfrequenz mache. Nunja, Am Beeindruckendsten aber eigentlich das Bühnenbild: Die Leinwand scheint die beiden Musiker zu umschlingen und sie schweben quasi mitten in den Visuals.
Hupe: Der Bass war so tief, dass die Stimme beim Sprechen vibriert hat. Insgesamt aber wirklich ne anstrengende Sache, sich diesen verstörenden Tönen mehr als eine halbe Stunde auszusetzen.
Hupe: Die Visuals waren echt gut und unterhaltsam. Man bräuchte nen Liegestuhl vor der Bühne und andere Klänge, dann würd mir das evtl. auch gefallen.
Schuldenberg: Mit das Härteste was ich je gehört habe. Bilder in Kombination mit der Musik/Bass haben mir Magenschmerzen bereitet und meine Ohren schmerzten. Das war nicht schön, aber die Kunst dahinter kam bei mir an. War auf jeden Fall ein Erlebnis.
Fö: Anschließend sind wir so verstört, dass wir erstmal flüchten müssen. Kurz in die Banane einen reinhämmern!
Hupe: Wie war das nochmal mit Sting, Schuldenberg?
Schuldenberg: Das muss ich dich fragen, du sagtest incite/ seien die Stings dieser Szene. Aber unser Hirn war nach der Performance eh zertrümmert.
Fö: Verpasst haben wir dadurch Synapscape, aber die Pause tat Körper/Seele/Gehör echt mal gut. Wir kommen wieder zu den letzten Tönen von MONOLITH.
Hupe: Mono steht wohl für monoton. Konnte kaum Veränderungen in den Tönen und Beats feststellen, vielleicht bin ich aber auch zu verstört und mein Gehörgang noch von incite/ abgelenkt.
Fö: Das ist schon irgendwie mehr das, was ich mir so unter elektronischer Musik vorstelle. Irgendwie stampfend und auch einer gewissen Rhythmik nicht entbehrend. Aber ich hab keine Ahnung, wie man den Stil bezeichnet. Ist das Techno? Keine Ahnung. Im Zweifelsfall ist immer alles Techno.
Fö: Dann endlich ATARI TEENAGE RIOT! Zuletzt gesehen vor 6 Jahren in Berlin, damals mit etwas ungewöhnlicher Kulisse, in der mir die ganze Show nicht so ganz reingehen wollte. Wobei ich im Nachhinein sagen muss, dass mich der Auftritt bis heute nachhaltig beeindruckt hat. Umso mehr freue ich mich, die Band heute mal wieder vor der Nase zu haben.
Fö: Son bisschen Abstellen muss ich meine Skepsis gegen übermäßige Publikumsanimation, die hier vor allem darin besteht, dass wir ständig "more noise!" machen sollen. Ist ja okay, aber irgendwie stehe ich mehr auf freiwillige Partizipation. Aber egal. Stört mich heute nicht so sehr wie damals in Berlin.
Hupe: Ich war gespannt, was auf uns zum Abschluss des elektronischen Abends geboten würde. Auf jeden Fall die abwechslungsreichste Performance. Und man konnte Liedanfang und Liedende feststellen.
Dazu kam die super Pilz-Frisur von dem DJ.
Fö: Der ganze Auftritt: Totaler Wahnsinn! Das liegt echt meilenweit über dem was ich sonst so in der Schublade "Elektro-Punk" habe. Alles wirkt so Endzeit-Industrial-Untergangs-mäßig, gleichzeitig auch irre intensiv und aggressiv. Wenn Nic Endo oder Alec Empire mal wieder irgendwas von "Revolution" brüllen, spürt man richtig wie es in einem brodelt.
Hupe: Sehr düstere Stimmung auf jeden Fall.
Fö: "Wir sind Atari Teenage Riot. Wir haben uns 1992 gegründet, um auf dem Atari Musik zu programmieren, die Faschismus bekämpft." - diese fast roboterhaft vorgetragene Ansage fand ich mega-beeindruckend, mit dieser ganzen Klangkulisse drumrum, aber natürlich auch mit den applaudierenden Druffis neben uns. DESTROY 2000 YEARS OF CULTURE!
Hupe: Yes!
Fö: Songauswahl: So gut stecke ich im Backkatalog der Band auch nicht drin. Kann mich erinnern an "Reset", "Activate!" und "Collapse of History" von den letzten beiden Alben - bin halt mehr der letzte-Alben-Hörer. Aber natürlich auch älteres Zeug.
Schuldenberg: Atari Teenage Riot will ich nie wieder sehen. War aber trotzdem absolut genial. Kranker Wahnsinn. Die Bildinstallation war minimal und perfekt, die Musik klar auf dem Punkt in all ihrer Härte. Ich glaube ich war noch nie auf einem härteren Konzert, aber verzerrte Gitarren machen mir auch nichts aus. Aber diese verzerrte Elektro-Mukke. Wahnsinn. ATR sind eine riesen Band, dass merkt jeder. Musik und Performance bilden zusammen eine Ästhetik, die an Alpträume aus Neuromancer, Hackers, 1984, Ghostintheshell erinnern. 
Fö: Alec Empire nimmt ein Bad in der Menge. Die Menge ist übrigens recht euphorisch, ich hätte aber mit ner etwas dichter gefüllten Halle gerechnet. Tut der Stimmung vor der Bühne nicht wirklich nen Abbruch, aber einige Lücken in den Reihen sind dann doch auszumachen. Das Ganze im Club wäre dann doch total explodiert.
Fö: Insgesamt: Nahezu perfekte Show! Einzig der offene und widerspenstige Hosenstall von Alec Empire sorgte für die nötige Portion Menschlichkeit. Schön lange gespielt, keine Sekunde langweilig und selbst dieses ganze "Publikum-Aufstacheln" zeigte ganz gut Wirkung. Atari Teenage Riot, wirklich ein Erlebnis sondergleichen!

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