Ratttengold, DivaKollektiv, 07.12.2017 in Köln, Jungle Club - Bericht von Fö
Ratttengold, 07.12.2017 in Köln
Die Anfahrt verlief erfreulich unspektakulär, also nicht der Rede wert. Weiter in den "Jungle Club". Das war früher mal die "Werkstatt", sieht jetzt eigentlich noch genauso aus, bis auf die Farngewächse. Viel los ist noch nicht, als ich ankomme, aber es füllt sich dann doch recht schnell, insbesondere als DIVAKOLLEKTIV mit ihrem Auftritt beginnen.
Ist, glaube ich, das erste Mal für mich, dass ich die Mädelsband mit neuer Gitarristin Stäffi sehe. Sie macht ihren Job aber ganz gut, die Stimme kratzt etwas in den hohen Tönen, aber Optik und Posing sitzt. Und darum geht's doch eigentlich, wir sind ja schließlich in der Modestadt Köln.
Geboten werden einige wunderschöne Hits. Das Publikum zeigt sich indes eher reserviert (klar, Vorband) und auf die Frage, ob die Band schon vorher wer kannte, gibt es auch eher zaghafte Reaktionen. Trotzdem entdecken meine scharfen Augen hier und da sogar Leute, die Lieder und Texte zu kennen scheinen. Läuft also.
Ansonsten aber irgendwie unspektakulär. Ich weiß, ich verwendete dieses Wort schon in Bezug auf die Anfahrt, aber eine gewisse Konsistenz im Verlauf des Abends hat doch auch sein Gutes. Haut mich also alles nicht soo von den Socken. Keine Frage, immer wieder schön das DivaKollektiv zu sehen, aber nächstes Mal dann doch bitte wieder in nem kleinen Punkerschuppen.
Aber das reservierte Publikum zeigt sich dennoch gnädig und fordert sogar eine Zugabe. Ich kann das nachvollziehen, ab nem gewissen Alter will man ja nicht mehr seine Begeisterung ausschließlich dadurch zeigen, dass man besoffen vor der Bühne umkippt - da stellt man sich halt stattdessen mit ein paar Metern Abstand auf und freut sich eher innerlich über die Band. Ich erinnere mich an den Continental-Auftritt letztens, als der Sänger etwas ähnliches erzählte.
Anschließend: RATTTENGOLD! Die sah ich zuletzt vor 3 Monaten in Dresden, wo ich einfach zu kaputt war, um mich so ganz auf die Band einzulassen. Im Vorfeld sei noch kurz der Rahmen geklärt, damit wir alle auf einem Stand sind: Bei Ratttengold handelt es sich um eine Coverband von Jens Rachut, in der er gemeinsam mit alten Mitstreitern Lieder seiner vergangenen und aktuellen Bands Angeschissen, Blumen Am Arsch der Hölle, Dackelblut, Oma Hans, Kommando Sonne-Nmilch, Alte Sau darbietet. Hab ich was vergessen? Hm, keine Ahnung ob auch was von N.R.F.B. dabei war.
Nun muss ich ja zugeben, mich nie sonderlich über Gebühr mit dem Liedgut von Jensens Kapellen auseinander gesetzt zu haben, trotz des Kultstatus der all diese Bands umgibt. Bin also wahrscheinlich weniger "drin" als der Großteil des Publikums heute. Aber das soll uns nicht weiter stören. Der Auftritt selbst weiß nämlich auch so zu gefallen! Gute Stunde gespielt, man merkt der Band an dass sie Bock hat, die Lieder sind verdammt gut gespielt und das Publikum feiert auch ganz gut.
Einigermaßen abwechslungsreich bleibt es auch. Einige Lieder stoisch-treibend, andere ausbrechend und knackig, und hier und da wird es auch etwas sperriger. Ein Pluspunkt auch der 2-Damen-Frauenchor "Sibirische Falten", der einen schönen Kontrapunkt setzt zu Jensens schnoddrig-aggressiver Stimmnote. So vergeht die gute Stunde Spielzeit doch tatsächlich wie im Fluge.
Und natürlich freue ich mich dann doch, ein paar Lieder zu kennen. "Satellitenhirten" und "Hammer auf Metall" von Kommando Sonne-Nmilch, das großartige "Druck" von Alte Sau und meine persönlichen Highlights des Auftritts, "Ideale Fadenkreuze", "Tse Tse" und "Django" von Oma Hans. Da fällt mir wieder ein, was für ein großartiges Album "Trapperfieber" von Oma Hans damals war. Ewig nicht gehört.
Geht alles wunderbar gut nach vorne und die Musikanten kommen auch gar nicht so exzentrisch rüber wie ich irgendwie instinktiv erwartet hätte. Okay, zugegeben, die Erzählung von Jensen über die Entstehung von Ratttengold als Steinzeitband im Maisfeld war schon etwas drüber. Aber etwas ähnliches hat er damals in Dresden auch schon erzählt. Das gehört wohl dazu. Kreativen Unsinn verzapfen kann nie verkehrt sein.
Zwischendurch geht die Band kurz von der Bühne, kommt aber wieder - ohne Rachut. Muss wohl auch mal die Stimme schonen. Dafür gibt es nun einen Song (keine Ahnung welcher! tut mir leid) mit einer der sibirischen Falten (ich weiß nicht wie sie heißt! War das Rebecca?) am Gesang. Kommt auch ziemlich gut.