Clowns, Dirty Fences, Catch As Catch Can, 19.07.2018 in Münster, Gleis 22 - Bericht von der Redaktion
Clowns, 19.07.2018 in Münster
Ich hatte immerhin zwei Tage mehr Zeit, mich einzustimmen. Hatte den Termin irgendwie gar nicht auf dem Schirm, bis Peter ihn ins Gespräch brachte. Und natürlich, da muss man doch wohl hin! Bisschen schade find ich bloß, dass wir Clowns schon letztes Jahr in genau derselben Location gesehen haben, mir als Gegner jeglicher Traditionen sind andere Konstellationen lieber. Aber immerhin zwei Vorbands, die ich noch nicht kenne. Dafür aber eben auch zwei Vorbands. Und das an nem Donnerstag.
Yeaaah die jungen Senkrechtstarter aus Australien sind in der Stadt, zwar nicht in der Stadt in der ich momentan heimisch fühle, dafür im nicht allzu weit entfernten Münster. Das darf man sich nicht entgehen lassen. Leider ist bei Jenni und mir Frühdienstwoche angesagt, dass heißt der Wecker wird sein nerventötendes Getute am nächsten Tag zu einer fiesfrühen Uhrzeit starten. Dass bedeutet somit: wenig Schlaf nach dem Konzert, wenig Alkohol beim Konzert! Wasn Schmutz! Als ich dann sehe, dass zu allem Überfluss auch noch zwei Vorbands spielen, sehe ich die wenigen Stunden Schlaf, die uns bleiben werden, auch noch dahin schwinden. Es müsste so am Dienstag-Abend gewesen sein, da erreichte mich eine Nachricht vom Fö, der mir mitteilte, dass am Donnerstag die Clowns in Münster spielen. Natürlich sage ich erstmal ab. Man darf es den Leuten ja nicht zu leicht machen. Als dann jedoch mein eigentliches Abendprogramm ausfällt, entschließe ich mich spontan dann doch der Reisegruppe nach Münster anzuschließen. Jenni wird zur Fahrerin bestimmt und so stehe ich um halb 8 mit zwei Flaschen Pilsnektar vor Fös Haus.
Die hießen CATCH AS CATCH CAN, kommen aus Kassel und hatten mich eigentlich von dem Moment an, als der Sänger auf die Bühne schlurfte in einer Mischung aus Markus Meinhof und Jochen Gäde. Sandalen, Käppi, Flaumbart, Schlodderhose, Schloddershirt. Toll! Da es hier in der Nähe viele Kioske gibt, verpasse ich die erste Band auch zunächst mal, wie wars?
Die Musik enttäuscht dann auch nicht. Son crazy Garage-Zeug, nicht zu hip aber auch nicht zu oldschool. Könnte etwas punkiger sein, aber spätestens wenn ein wenig Twängel-Gitarre oder die (etwas zu leise) Orgel einsetzt, packt es mich. Macht Bock.
Zugabe gab's auch, weil wohl ein Orga-Mensch sagte, es sei noch Zeit. Wie es sich für ne Profi-Band gehört, wird die Zeit gestreckt indem ausgiebig Instrumente getauscht werden.
Vor dem Laden noch ein paar alte Freunde getroffen. Ein wenig Bla Bla und dann noch Zwen der uns ellenlang von seinem Seelenverwandten aus Slowenien erzählt, schon ist die erste der beiden Vorband verquatscht. Zwen ist dabei so aufgeregt, dass er sich beinah das Bondage-Höschen nass macht. Denn er hofft seinen Seelenverwandten morgen auf dem KNRD-Fest zu treffen. Bis er die Story nicht viermal in aller Breite erzählt hat, dürfen wir nicht reingehen. Zum Glück kommt Fö irgendwann raus, setzt seinen Chefblick auf und ermahnt uns kurz zu bedenken dass wir hier sind um Bands zu gucken. Berichte müssten verfasst werden und das ginge nicht oder nicht immer ohne sich die Bands vorher anzugucken. Alle die sich nicht augenblicklich vor die Bühne begeben würden wären gefeuert! Jetzt knickt auch Zwen ein und wir gehen endlich rein.
War mir auch gar nicht sicher, wer der Hauptsänger war, da durfte jeder mal. Bei DIRTY FENCES bin ich dann aber wieder am Start. Der Sänger sieht ein bisschen aus wie eine Eugene-Hütz-Kopie, aber auch der Rest der Band macht optisch was her. Cool auch, dass hier jeder über ein eigenes Mikro verfügt.
Musik gefällt mir auch. Herrlich treibender 70er-Punk/Rock'n'Roll. Irgendwann im Set ist mal der Gesang des Bassisten weg, ausgerechnet bei einem Song, den er größtenteils alleine singt.
Mich packen die New Yorker auch vom ersten Anschlag auf der Gitarre. 70er Punk mit Rock & Roll, wie Zwen schreibt, passt schon ganz gut. Ich würde dem aber noch eine gehörige Portion Hard Rock hinzufügen, damit sollte der Genre-Mix dann komplett sein. Passt als Vorband für die Clowns auch sehr gut, die mischen bei ihrer Mukke ja auch sehr viel und bei ihrem Punkrock wird das Rock ja auch großgeschrieben.
Geht mir ähnlich, zumal ich einfach keinen Song kenne und der Sound dafür einfach zu festgefahren ist. Gefällt mir trotzdem sehr gut! Auftritt an sich also super, nur vielleicht etwas zu lang. Bei knackigen zwei-minütigen Songs tut es meiner Meinung auch ein kurzes Set, aber vielleicht warte ich auch einfach nur schon zu ungeduldig auf die Clowns.
Juhu, CLOWNS! Zunächst mal der kleine Vergleich: Heute isses etwas voller als im vergangenen Jahr, aber immer noch gut Platz. Noch kann man Clowns keinen Ausverkauf vorwerfen. Da sind sie ja auch schon und geben direkt gewohnt Vollgas. Auch vor der Bühne taut man so langsam auf und aus dem entspannten Mitwippen ensteht ein kleiner, aber hektischer Pogo.
Dafür spart er sich heute eine ausgiebige Kletterparie an der Traverse. Oder muss das in dem Fall in der Traverse heißen? Egal. Er klettert halt nicht. Die Australier ziehen mal wieder gut vom Leder und Sänger Stevie mischt auch gerne mal im Publikum mit. Sowas steckt halt schnell an!
Was ja jetzt auch nicht verkehrt ist, vor allem, wenn man, wie ich, schon ein bisschen was getrunken hat und nun ein bisschen vor der Bühne hin- und hertaumeln möchte. Noch ein Vergleich: Letztes Jahr fand ichs besser, aber heute immer noch super. Woran auch immer das lag - vielleicht am Sound? Der hätte besser sein können. Und letztes Mal haben mich die Fucked-Up-mäßigen Waber-Parts vom neuen Album einfach mehr umgehauen, gefühlt gab es davon diesmal weniger, dafür mehr auf die Zwölf.
Ich find's diesmal besser. An dieses Mal kann ich mich gerade auch deutlich besser erinnern. Am Anfang und am Ende nen bisschen Psychedelic und zwischendurch schön viel Geprügel, das wie auf Platte nahtlos von einem Song in den anderen übergeht. Da kann man sich doch auch mal zur Feier des Tages vorne etwas rumschubsen lassen um dabei so zu tun, als würde man irgendeine Art von Tanz aufführen. Ich schwitze noch später von dieser körperlichen Höchstleistung bei Saunatemperaturen, wie ein mittelgroßer Wasserfall.
Freezing in the sun, bei dem es endlich mal etwas mehr Female-Vocals gibt. Die Bassistin ist als Sängerin nämlich viel zu unpräsent. Meiner Meinung nach verschwendetes Potenzial.
Wie immer werden das zweite und dritte Album nahezu komplett durchgespielt, dazwischen gibt's noch ein oder zwei vom Debüt und einen neuen Song namens
Punk und abgedrehte Frisuren werden wohl für immer untrennbar sein und auch wenn hier nicht ein Iro am Start ist, hat die Band nicht nur musikalisch sondern auch aufm Kopp einiges zu bieten. Da hätten wir gleich zweimal den langhaarigen Surfer-Dude Look, einmal den perfekten Johnny-Ramone-Haar-Helm, eine stark toupierte Pudelmähne und eine perfekte Slash-Gedächnis-Lockenpracht.
Kurz vor Zwölf ist Schluss und wir hauen ab. Schnell zurück nach Dortmund. Da stellt jeder immer alles an die Straße! Denn hier gibt es Allessammler. Kleine Anekdote aus meinem Leben: Ich wurde mal in Münster angepöbelt, weil ich mein Pfand habe stehen lassen. Auf mein "Pfand gehört doch daneben" kam nur ein "Hier gibts keine Pfandsammler!" Komische Stadt...