Chefdenker, Superfreunde, Nitrovolt, Guido Molzberger, 16.02.2019 in Köln, Engelshof - Bericht von der Redaktion
Chefdenker, 16.02.2019 in Köln
Aber Betrunken im Klappstuhl spielen doch diesmal gar nicht! Wird daran liegen, dass ihre Gage mit jeder Reunion-Show exponential steigt. Kremärzke können halt auch nicht jeden Preis zahlen.
Puh, 10 Jahre, ich hab wirklich nur noch dunkle Erinnerungen an damals. Aber trotzdem ist der Engelshof, Wiege des Porzer Punkrocks, schön wie eh und je! Wie Zeitzeugen berichten, wurde sich hier schon vor 20-30 Jahren zu Ramones und Zeltinger in Schmock und Scherben gewälzt. Dann schauen wir mal was das heute gibt! Geburtstagsparty in Köln....das gab es doch schon mal
Kannte ich bisher nur vom Namen. Man bekommt eigentlich genau das serviert, was der Name verspricht. Geil! Dieses Mal dabei sind NITROVOLT.
Die Jungs machen keine Gefangenen mit ihrem High-Speed-Rock'n'Roll meets Thrashmetal. Da schmeckt sogar das Kölsch bei so einem Musikschmankerl gleich zu Beginn der Sause. Dass Dr. Frank Kremer einen exzellenten Musikgeschmack hat, ist ja hinlänglich bekannt. NITROVOLT einzuladen war definitiv einer seiner besten Ideen bevor er 40 Jahre jung wird.
Echt stark! Son bisschen zwischen Motörhead, Zeke und schnelleren The Bones. Da wird dermaßen draufgekloppt, dass das Schlagzeug ständig rückt und irgendwann die Bassdrum implodiert. Schade, war es doch die originale The-Atomaren-Übermenschen-Bassdrum! Aber glücklicherweise hat Dr. Kremer überall Ersatz-Schlagzeuge gebunkert und der Austausch geht schnell vonstatten.
Vor 10 Jahren gab es auch noch kein Rauchverbot und die Luft hier unten war wirklich die Hölle. Diesmal ist alles besser! Bloß dass sich unter den Rauchern nicht rumgesprochen hat, dass der Notausgang nur zwischen den Bands als Raucherportal genutzt werden darf, wodurch die Musik immer mal wieder durch stimmige Alarmsirenen untermalt wird.
3 Kölsch später wird es noch virtuoser. Das liegt weniger am Bier sondern am Guido. Richtig, Herr Molzberger (bekannt aus Funk und Fernsehen) zeigt den anwesenden "Musikern" *hüstel* was man alles mit einer Gitarre anstellen kann.
Als dann der Kollege auch noch in die Saiten greift und unterstützend äh .. unterstützt, ist das der Beginn einer seeehr langen Jamsession. Na gut, ist etwas Zeit mit den zahlreichen Bekannten vor Ort einen kleinen Schnack zu halten und Geschichten über Kinder kriegen, Eigenheime erwerben oder die beginnende Demenz auszutauschen. Wie sangen F*cking Angry letztens noch so schön: "Der Lack ist ab". Mal gucken wer von uns den 50. Geburtstag noch erlebt.
Die Jamsession wird irgendwann noch mehr erweitert unter Beteiligung der Chefdenker. Plötzlich entdecken alle ihr Faible für hochkulturelle Musik. Vielleicht aber auch doch nur der Soundtrack, sich die letzten Sprenkler Resthirn wegzulöten.
Das ist nur konsequent. Dann irgendwann CHEFDENKER. Eigentlich sollten wohl Knochenfabrik spielen. Da aber alle Bassisten Arschlöcher sind, fehlt Hasan. Welche Kapelle heute betrunken falsche Töne spielt ist letztendlich ja auch latte.
Und falsche Töne, liebe Freunde, das war heute schwer angesagt. Zeitweise hatte man das Gefühl, Claus singt ein munteres Potpourri aller Lieder, die er mal geschrieben hat. Nur leider nie das, welches die Band grade zu spielen versucht.
Das Set wird mehrmals unterbrochen (Pipi-Pause), es werden neue Ideen gesammelt, wo man wieder in die Lieder einsteigt, ach einfach ein Auftritt wie er auf einer amtlichen Geburtstagssause sein muss.
Wirklich traumhaft! Die letzten Chefdenker-Auftritte waren aber auch einfach viel zu professionell! Ist jetzt zwar nicht wirklich das, was man nach einer Musikschulung durch Herrn Molzberger erwarten würde, aber wer schon immer mal zusammenhangslos Fetzen in den Raum rufen wollte, ist heute genau richtig.
Zwischenzeitlich lehnte Claus einfach nur an der Wand und sackte in sich zusammen, um dann wenige Sekunden später doch noch ans Mikro zu torkeln und die Lieder nahezu(!) fehlerfrei(!) runterzuzocken. Profi eben.
Es hielten sich ja seit einigen Monaten Gerüchte, die Superfreunde seien wieder super Freunde, aber dass es heute tatsächlich zu einer fulminanten Comeback-Show kommt, hätte ich mir nicht zu träumen gewagt! Als bei den CHEFDENKERN wirklich gar nichts mehr geht, meint man alles erlebt zu haben und das Niveau geht nicht mehr tiefer in den Keller (obwohl wir ja schon ganz unten im Keller stehen), zeigen uns die Kinder vom Land (Iih, das Emsland!) was noch alles machbar ist, wenn man sich nur richtig anstrengt. Die mächtigen SUPERFREUNDE reunieren (nein, nicht urinieren) sich für ein paar Songs.
Fö hat eine Freundin aus Dortmund mitgebracht, mit der wir uns auf der Hinfahrt über Feminismus, queere Lebensweisen etc. ausgetauscht haben. Als Husi beim Song "Frauen kloppen" direkt nach 1 Minute seine Hose runterlässt und blank zieht, ist die erste Fallstudie perfekt. Zum Glück (was blieb Nele anderes übrig) nimmt sie es mit dem nötigen Humor.
EINSZWEIDREIVIER! Die Superfreunde halten zusammen! Bauer Bühl der Bauer! Metal Berten der Clown! Nazi Neiß der Asi! Hülsing war natürlich nicht da, was die Fans mit einem zufriedenen dreifachen "Hülsing du Arsch, Hülsing Verräterschwein" goutieren.
Verdammt, eigentlich hätte ich gerne noch sämtliche Fotos von vor 10 Jahren detailgetreut nachgestellt. Aber dann halt zum 50sten... Was soll man noch groß schreiben? So viel Bier kann man gar nicht trinken, dass das ertragbar wird. Lustig war es aber trotzdem ungemein. Nach dem Konzert gibt es noch die Venga Boys aus der Konserve und nen leckeren "Best-of-90s" Metal-Mix. Starker Abend, vielen Dank für die Einladung und bis zum 50. Geburtstag in 10 Jahren. Wir sind dann mal wech...