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Knochenfabrik, Kontrollpunkt, 29.03.2019 in Wuppertal, Börse - Bericht von der Redaktion

Knochenfabrik, 29.03.2019 in Wuppertal

Fö: Was gibt es Schöneres, als an einem sonnig-wonnigen Freitag Abend nach Wuppertal zu brettern! Also, eigentlich sehr viel, aber heute spielen Knochenfabrik, da will ich mal nicht so sein. Also los! Auf dem Weg vom Bahnhof zum Laden überholt uns Götz Schaffrin-Schneider, der uns kurz ein "na, verpasst ihr auch grad die Vorband?" zuruft. Ja, damit wäre schonmal ein Ziel gesetzt.
Frau Aal: Wuppertal ist einfach schlimm. Ich bin da ziemlich voreingenommen, denn ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, 2 1/2 Jahre in dieser Stadt wohnen zu "dürfen". Die Uni ist schlecht, die allgemeine Verkehrssituation ist schlecht, man läuft quasi permanent den Berg rauf und selbst die Sachen die nicht schlecht sind, sind im Vergleich mit umliegenden Städten höchstens Mittelmaß. Zumindest haben sie es mittlerweile hinbekommen, etwas an der unsäglichen Bahnhofssituation zu tun, ich musste früher noch regelmäßig durch den ranzigen Pisstunnel laufen. Bezeichnend für Wuppertal ist allerdings auch, dass es zu Beginn des Umbaus eine recht große Bürgerbewegung gab, die eben diesen Umbau verhindern und beim räudigen Status Quo bleiben wollte. Make Pisstunnel great again. Ich schlender zu Fuß Richtung Börse, passiere das Haus der Schande (Wolkenburg 16, never forget) und treffe niemanden. Als ich ankomme, sollte eigentlich schon Kontrollpunkt spielen, aber es ist einfach niemand im viel zu großen Konzertraum. Dafür saufen alle draußen vor der Tür, bei 3,50 für ein kleines Veltins kein Wunder.
Fö: Als wir ankommen, spielt die Vorband noch. Na toll! KONTROLLPUNKT sind wohl eingesprungen für die verhinderten Blenden. Ja, mir ist Kontrolle auch lieber als geblendet zu werden, also nehm ich das mal so hin.
Frau Aal: Kontrollpunkt spielen quasi überall, ich werde durch Facebookeinladungen zu jedem ihrer Auftritte auch bestens darüber auf dem laufenden gehalten. Aber auch Kontrollpunkt haben erkannt, dass das mit Facebook so langsam vorbei ist - der komplette Auftritt wird bei Instagram gestreamt.
Fö: Ich kann mir bildlich vorstellen, wie der versammelte Kontrollpunkt-Fanclub sich Freitag Abends auf einer Parkbank versammelt, um gemeinsam auf ein mikriges Smartphone-Display zu starren. Immer noch besser als nach Wuppertal zu fahren.
Fö: Den Bandnamen schon öfters mal vernommen, aber nie bewusst mit auseinander gesetzt, weswegen ich auch offen gestanden etwas anderes erwartet hätte, nämlich einen etwas düsseldorfigeren Sound, so ne schlechte Hosen/Broilers-Kopie à la Datenschmutz, aaaber Pustekuchen, das hier ist tatsächlich eher traditioneller Deutschpunk.
Frau Aal: Kontrollpunkt haben Deutschpunk verstanden. Konsequentes Geschrammel, man versteht nichts vom Text und weiß oft auch nicht, wo der letzte Song aufhört und der neue anfängt. Dafür wird aber gesoffen.
Fö: Mal etwas knüppeliger, mal auch die genretypischen Experimente in Richtung Offbeat und anderes Geschwurbel, aber insgesamt recht stimmiger und schrammeliger Deutschpunk, wenn auch mit wenig Highlights besetzt und in der Länge wenig ergiebig.
Frau Aal: "in der Länge wenig ergiebig" wäre übrigens auch ein prima Bandname. Also junge Deutschpunker, hier ist eure Chance. Zugreifen!
Fö: Tour mit "Erigiert ist der größer" steht.
Frau Aal: Hier ist der Bass auch noch funktionstüchtig. Ich weiß nicht wie was später genau damit passiert ist, aber irgendwann war unterhalb der Kopfplatte der Hals gerissen und der Bass wurde kurzerhand ans Publikum verschenkt.
Fö: Hab die Aktion auch nicht mitbekommen. War vielleicht Special Content für die Insta-Follower?
Fö: Hit der Band scheint (zumindest hier & heute) das Lied "Wuppertal Asozial" zu sein, das von der Meute relativ frenetisch abgefeiert wird. Ist aber auch echt schmissig!
Frau Aal: "Wuppertal Asozial" ist ein verdammter Hit, weil einfach jedes Wort wahr ist.
Fö: Anschließend 12 Punkte an KNOCHENFABRIK! Zu Beginn scheinen sich die Leute nicht sicher zu sein, ob das jetzt schon der Soundcheck oder schon die Show ist, die Lücken in den Reihen füllen sich nur zaghaft.
Frau Aal: Es ist auch einfach ein recht großer und ungemütlicher Raum. Da lob ich mir doch ein muckeliges AZ oder ähnliches. Man merkt, dass der Laden eigentlich für deutlich größere Veranstaltungen gebaut wurde.
Fö: Auch sonst, um das mal vorweg zu nehmen, nicht unbedingt der beste Auftritt von Knochenfabrik den ich je gesehen habe, aber ich habe auch einfach schon zu viele sehr gute gesehen. Heute ist weder Sound, noch Location, noch Band noch Publikum am Optimum. Aber immerhin passiert etwas.
Frau Aal: Ich muss Fö da komplett zustimmen. Ich weiß letztendlich gar nicht woran es genau lag, denn der Auftritt war objektiv gesehen nicht schlecht. Aber die Euphorie, die ich sonst bei Knochenfabrik Konzerten hatte, kickt heute einfach nicht.
Fö: Nathalje macht mich darauf aufmerksam, dass Hasans Shirtmotiv wunderbar leuchtet im Scheinwerferlicht.  Fürwahr. Ist aber auch ein schönes Shirt. Wie überhaupt alle Shirts von Wonk Unit schön sind, wie mal irgendwann in einem Jahresrückblick festgestellt wurde.
Fö: Warum fährt eigentlich die Schwebebahn nicht? Davon wusste ich zwar nichts, aber zum Glück sind Punkkonzerte auch Bildungsnachhilfe. Wobei nicht geklärt wurde, warum sie nicht fährt. Achim meint, Wuppertal ohne Schwebebahn sei ja wie Köln ohne Dom.
Frau Aal: Es ist wohl vor nen paar Monaten ne Stromschiene runtergefallen, diese Information erhielt ich aber erst am nächsten Tag.
Fö: Früher wurden noch ganze Elefanten geschmissen, heute nur noch Stromschienen. Wie arm.
Fö: Claus erzählt, dass er mal in Wuppertal gewohnt und "studiert" hat. Was genau hab ich jetzt vergessen, gemerkt habe ich mir sowas wie "Gestaltungstheologie", was definitiv nach einem Fachbereich klingt, den man in Wuppertal studieren könnte. Auch erzählt Claus, sein damaliger Mitbewohner habe mit dickem Edding mehrfach "Toni Schumacher" auf die Tapete geschrieben, was nie wieder abging. Toni Schumacher bleibt halt hängen, wie auch der Refrain heute, der mal zaghaft und mal inbrünstig durch den Raum schallt.
Frau Aal: Das ist leider auch die einzige Story, die er zum besten gibt. Sehr ansagenarmer Auftritt heute, fand ich echt schade. Ich hör Claus nämlich gerne zu.
Frau Aal: Sonst kann ich auch gar nicht so viel erzählen, der Auftritt flog irgendwie an mir vorbei und irgendwann kam dann auch schon Filmriss. Im Nachhinein hätte ich gerne weniger als 16 Abendkasse gezahlt, aber irgendwas ist ja immer.
Fö: Das Ende eines Knochenfabrik-Konzertes eignet sich immer gut, ein Foto vom Publikum zu machen, wie es "Filmriss" abfeiert.
Frau Aal: Angeblich wurde am Ende auch noch im Backstage randaliert und Sachen kaputt gemacht. Da frag ich mich natürlich, ob das überhaupt noch Punk ist!
Fö: Als der Veranstalter neues Bier in den Backstage brachte, waren alle happy. Kaputtgemacht wurde höchstens der Feueralarm, der drohte die schöne Backstage-Atmosphäre zu stören.
Frau Aal: Hier bitte blöden Witz über Alarmsignal einfügen.
Fö: Anschließend werden wir auf die Wuppertaler Partymeile entlassen und landen in einer Kneipe, die sowas wie der Prototyp einer 24-Stunden-Dorfkneipe für verschallerte Jugendliche ist. Also genau das Richtige für uns! Außerdem stellen wir fest, dass Hagen einfach hässlicher ist als Wuppertal.
Frau Aal: Ich bin so schnell wie möglich aus der Stadt verschwunden. Knochenfabrik werd ich mir bei nächster Gelegenheit natürlich trotzdem wieder geben, aber dann auf jeden Fall in einem schöneren Laden. Dann klappt's bestimmt auch wieder mit der Stimmung.


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