Ove, Deniz Jaspersen, 10.04.2019 in Dortmund, Rekorder - Bericht von Fö
Ove, Deniz Jaspersen, 10.04.2019 in Dortmund
Könnte ja auch, aber vielleicht interpretier ich da zu viel rein, die Lösung sein, sich als Künstler überhaupt erstmal zu finden, zumal an Deniz doch eine gewisse Erwartungshaltung geknüpft ist, die Solopfade für ihn aber eher neu sind. Da kann er sich in einzelnen Songs vielleicht besser verwirklichen und mehr ausprobieren als bei einem kompletten Album, in dem dann hinterher doch alle den roten Faden vermissen.
Wie auch immer. Da kann man sich drehen und wenden, et is nunmal so. Ich persönlich bin einfach ein urzeitlicher Album-Hörer, deswegen finde ich diese Herangehensweise schon etwas schade. Andererseits muss das ja der Künstler entscheiden. Also sei es so.
Deniz spielt jedenfalls an einem Mittwoch Abend im Vorprogramm der mir bisher unbekannten OVE im wunderbaren Rekorder zu Dortmund. Ist jetzt in einer ansonsten auch mit wenig Schlaf gesegneten Woche nicht der beste Termin, aber ey, Konzert vor der Haustür, da sachste nicht nein!
Erstmal muss man zwischen diesem ganzen Kuddelmuddel auf der Bühne den Künstler ausmachen. DENIZ JASPERSEN spielt heute alleine mit Gitarre. Finde ich etwas schade, mit Band hätte das bestimmt mehr Druck, wäre aber andererseits nicht so intim. Ab Juni wird er dann wohl auch ne Band dabei haben, hat er vorher erzählt.
Die Besucher wagen sich nur zaghaft in den Rekorder-Keller, aber nach und nach ist es hier unten schon ganz gut gefüllt. Deniz spielt ausschließlich Solo-Stücke, dementsprechend ist an bekanntem Material nur besagter Song dabei. Der sticht auch, durch seinen unbekümmerten "bababa"-Refrain, etwas hervor.
Ansonsten Musik, die ebenfalls so in dieser Pop-Indie-Sparte wabt, aber auch ziemlich eingängig ist - so sehr, das sogar 1-2 Mal ein kleiner Publikums-Chor zustande kommt. Respekt! Auch, laut Deniz, ganz neue Sachen dabei, wie ein Lied das noch nicht mal ganz fertig ist, wir sollen doch bitte gnädig sein.
Der Auftritt lebt aber insgesamt einfach durch den Protagonisten selbst, der uns zwischen den Songs gerne mal ausführlich einlässt in seine Gedankenwelt - die zwar nicht immer stringent, aber dafür spannend ist. Und witzig sowieso. Und natürlich darf auch seine schallend-einnehmende Lache nicht fehlen.
So insgesamt: Ja, guter Auftritt: kurzweilig, spaßig, unterhaltsam - aber von der Musik her hat mir das eher wenig gegeben. So quasi das, was man eigentlich erwarten sollte, wenn da halt ein Typ mit Gitarre steht und Lieder singt, die man nicht kennt. Aber für den ersten Eindruck geht das klar. Mal schauen, welcher Song als nächstes veröffentlicht wird!
Dann OVE. Man spricht es wie man's schreibt, scheint also keine Abkürzung zu sein, aber das ist auch schon alles was ich im Vorfeld zur Band heraus bekam - oder heraus finden wollte. In der Erwartungshaltung, eine weitere x-beliebige Abiturientenband mit Wischiwaschi-Indie serviert zu bekommen, habe ich mich gar nicht erst getraut, mich weiter mit der Band zu befassen oder gar in das Liedgut vorab mal reinzuhören.
Entsprechend überrascht bin ich, dass das ja echt doch ziemlich okay ist, was da geboten wird! Also eigentlich wirklich gar nicht dieser austauschbare Allerwelts-Indie. Hier hat man tatsächlich mal den Mut, etwas über den Tellerrand zu schauen! Auch hier kenne ich keinen einzigen Song, muss mir aber trotzdem irgendwann eingestehen, das richtig gut zu finden.
Die Band scheint eine Vorliebe für hohe Töne zu haben. Egal ob die langgezogenen sanften "aaahhaa"-Backings, das Klimper-Keyboard oder die prickelnde Gitarre, das sprüht alles so vor Positivismus. Und klingt fast mehr nach karibischem Calypso als nach Hamburger Schule. Stellt euch eine Mischung aus Harry Belafonte, Leopold Kraus Wellenkapelle und Element of Crime vor. So ungefähr.
Nagut, zugegeben, nicht alle Songs hatten dieses Strand-Feeling, aber die etwas gewöhnlicheren hab ich auch gebraucht, um überhaupt darauf klar zu kommen, was hier passiert. Die naiven Texte waren schon eher Wischiwaschi, auf die große Message hab ich da vergeblich gewartet - aber manchmal darf man ja auch mal ganz unbekümmert über Spaghetti mit Spinat singen, es muss ja nicht immer Weltfrieden und Revolution sein.
Und gen Ende hin macht sich dann doch bemerkbar, dass so ein Calypso-Einschlag keinen ganzen Auftritt rettet, der hatte dann doch irgendwann so seine Längen. Egal, den Rest der Zuschauer, der schon etwas bewanderter mit dem dargebotenen Material schien, hat das nicht gestört. Und für mich bleibt auch nur der Eindruck, an einem Mittwoch Abend mal eben von einer Indie-Band positiv überrascht worden zu sein. Respekt!