Tusky, Kolari, 11.05.2019 in Oberhausen, Druckluft - Bericht von der Redaktion
Tusky, 11.05.2019 in Oberhausen
Leider weigert sich Zwen, zu einem Tusky-Konzert ein Tyskie-Bier zu trinken. Manno! Ich glaube der Name Tusky war es auch, der mich zunächst abschreckte, als ich von der Band hörte, aber die ersten Videos versprachen zumindest solide Kost und ich speicherte die Band ab als "irgendwann mal live sehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt". Heute ist so eine Gelegenheit, aber auch so einiges an Alternativen sowie ein dezenter Fertig-Zustand seit dem gestrigen Abend. Aber et hilft ja nix, ich hätte mich ja nur geärgert wenn ich dem Konzert ferngeblieben wäre. Also, wie erwähnt, Bier vom Supermarkt und zurück zum Druckluft, wo die Tür mittlerweile geöffnet ist und sogar schon die ersten Töne von Innen klingen - 20 Minuten nach Einlass! Was ist denn da los? Als John Coffey ging (oder nur eine Pause einlegte) starb auch ein kleiner Teil von uns allen und hinterließ ein Loch. Ein Loch, welches ich bis vor ein paar Tagen nicht ausfüllen konnte. Dann machten mich zum Glück die Herzchen vom Handwritten Mag auf Tusky bzw. auf deren aktuellste EP "Love Love Love" aufmerksam. Tusky besteht aus Leuten, die entweder selbst bei John Coffey gespielt haben, oder dort zumindest in der Roadcrew tätig waren. Musikalisch erinnert das ebenfalls stark an den bekannten Post-Hardcore, auch wenn sich hier durch das Fehlen von Sänger David eine durchaus eigene Note herauskristallisiert. Somit war klar, wo die Reise heute hingeht. Kurzfristig noch Fö überredet und pepperann einen Hundesitter suchen lassen, somit stand dem Ganzen dann nichts mehr im Wege. Zumindest wenn man von einer verschlossenen Eingangstür absieht, die uns gegen 20 Uhr empfängt. Dann können wir ja noch mal in Ruhe zum Supermarkt und uns mit frischem Bier versorgen.
Bandcamp vorbei gelinst und bin auf folgende Bandinfo gestoßen:
"Stell Dir vor, Du hältst eine Kettensäge in einen Kühlschrank voller Katzenbabies, während Dir jemand 2000°C heißes Käsenfondue über den Kopf kippt – so hast Du einen visuellen Eindruck davon, wie KOLARI klingen."
Das hört sich doch vielversprechend an! Wobei ich jetzt nicht weiß, ob die Band pro oder kontra Katzenbabys ist bzw. wie so die Beziehung zwischen den Katzenbabys und der Kettensäge ist. Ich vermute aber mal, dass es da ein paar Spannungen gibt. Ebenso wie es Spannungen gibt zwischen der Band und der Rechtschreibreform in Bezug auf Pluralbildung dem Englischen entlehnter Begriffe sowie der Kleinschreibung von Anredepronomen der zweiten Person. Wir leeren gemütlich die Biere und betreten die Lokalität. Die Support-Band KOLARI spielt tatsächlich schon. Na dann mal gucken! Da hab ich im Vorfeld mal bei
"Stell Dir vor, Du hältst eine Kettensäge in einen Kühlschrank voller Katzenbabies, während Dir jemand 2000°C heißes Käsenfondue über den Kopf kippt – so hast Du einen visuellen Eindruck davon, wie KOLARI klingen."
Das hört sich doch vielversprechend an! Wobei ich jetzt nicht weiß, ob die Band pro oder kontra Katzenbabys ist bzw. wie so die Beziehung zwischen den Katzenbabys und der Kettensäge ist. Ich vermute aber mal, dass es da ein paar Spannungen gibt. Ebenso wie es Spannungen gibt zwischen der Band und der Rechtschreibreform in Bezug auf Pluralbildung dem Englischen entlehnter Begriffe sowie der Kleinschreibung von Anredepronomen der zweiten Person. Wir leeren gemütlich die Biere und betreten die Lokalität. Die Support-Band KOLARI spielt tatsächlich schon. Na dann mal gucken! Da hab ich im Vorfeld mal bei
Spannungen gibt es auch zwischen Band und Publikum, der Respektsabstand zeugt entweder von viel Respekt oder davon, dass der Sänger so viel Platz braucht. Vielleicht beides. Zumindest fällt mir auf, dass er, nachdem er erwähnt dass genug Platz sei und die Leute gerne noch ein paar Schritte machen dürfen, den Zuschauern dermaßen auf den Pelz rückt, dass diese zurückweichen. Das wird vermutlich nicht so ganz sein Ziel gewesen sein. Ist aber auch schwierig, sowas.
Der Auftritt hat Hoch- und Tiefpunkte, was mir ein Gesamtresümee echt schwierig macht. Das Abschießen der Shotgun war definitiv ein Tiefpunkt. Das Herausnehmen und von Geschwindigkeit und die Variationen in Gesang und Vertonung aber definitiv Höhepunkte. Bei den Tiefpunkten muss ich auch Bollohaftigkeit unterstellen, bei den Höhepunkten überhaupt nicht. Uff, schwierig! Musik ist so Punk-Hardcore-Gebrüll-Gestampfe, was einerseits schon ganz geil klingt und mächtig nach vorne schiebt, andererseits aber auch wenig zu bieten hat, an dem man sich festhalten kann. Ist mir auch irgendwie zu nah am Testosteron-Hardcore, wobei da die Grenzen im Hardcore eh etwas schwammig sind. Wäre ja nicht die erste Band, der wir Bollohaftigkeit vorwerfen, die es aber eigentlich gar nicht sein wollen. Aber der Kolari-Sänger hat eindeutig die Shotgun-Abschießen-Geste gemacht, was sie in meinen Augen halt einfach in die Bollo-Ecke drückt.
Zwischendurch tingelte der Tonmensch mit so nem fancy Wifi-Tablet neben der Bühne rum. Vielleicht um Frequenz-Interferenzen auszuloten, vielleicht hat er auch nur ein Pokemon gesucht. Man weiß et nicht. Schon beim Reinkommen wurde uns gesagt, dass Kolari heute vor allem gegen den Sound spielen und tatsächlich dröhnt und quietscht es überall. Da macht dann die Band alles richtig, als der Sänger dann einfach die Ansage bringt, dass sie das heute nicht mehr hinkriegen werden und deswegen die letzten vier Songs nur noch durchgefeuert werden. Ich verstehe bei sowas aber nie, warum die Probleme dann bei der nächsten Band auf wundersame Art und Weise verschwunden sind. Sagt der Tonmensch dann "Ah, jetzt wirds interessant, dann pegel ich mal richtig ein" oder sagt sich die Hauptband "Na gut, dann drehen wir halt die Gitarre etwas leiser". Ich verstehs nicht...
Absoluter Höhepunkt! Zum letzten Song dürfen "die beiden Fetten", wie die Gitarristen vorgestellt werden, auch mal vor die Bühne und ihre Oberkörper kreisen lassen. Das wiederum find ich dann schon ganz geil. Ebenerdige Konzerte sind halt einfach ne Ecke cooler als einfach nur auf der Bühne rumzuhampeln.
Wahrscheinlich hätte Nat auch ein Tyskie getrunken, mir war das zu teuer und ich hatte mich schon in den großen Augen des Kozel-Bocks verloren. Dann TUSKY! Als ich im Vorfeld meine Lieblings-Konzertbegleitung (neben Zwen) Nat fragte, ob sie mitkommen will, bekam ich folgenden Korb: "Klingt nach unlustigen Menschen, die zu selten duschen, sich selber für unglaublich cool halten und die ganze Zeit über ihre Musik reden und ab 23h zu besoffen sind." - Vielleicht ist DAS ja der Grund, warum das Konzert schon kurz nach Einlass startete!
Jedenfalls sehen sie geduscht aus, zumindest vorm Auftritt. Deswegen stört sich das Publikum nicht weiter daran, dass Teile der Band immer mal den Gang nach vorne wagen. Der Platz ist ja da - das Druckluft ist zwar nicht wirklich leer, aber auch weit entfernt vom Ausverkauft-Schild. Die Zuschauer geben sich gespannt-erwartend, aber nachdem ein paar der Besucher explizit zum Slamdance aufgefordert werden, kommt etwas Bewegung in die Massen.
Aber nur die Bretter von den Foo Fighters. So wird mit rauen und schrillen Gitarren gnadenlos durchgeheizt. Schmissige "Nanana"s dürfen aber auch nicht fehlen. Konzert: Voll geil! Muss ja zugeben, nicht wirklich Liedmaterial zu kennen, aber das ging mir schon bei John Coffey so: Live ist halt einfach geiler! In der "neuen" Band singt der alte Gitarrist und zeigt dabei ein ähnlich gutes Händchen für catchy Refrains wie die Vorgängerband. Gleichzeitig weiß ich aber jetzt auch, was Czassi im Vorfeld damit meinte, dass Tusky mehr Foo Fighters drin haben.
Aber nu zum Thema saufen; der hier rechts im Bild zu sehende Bassist muss heute fahren und deswegen nüchtern bleiben. Macht aber nichts, da ihn das Publikum allein durch intensive Abfeierei betrunken macht.
Gestern waren sie übrigens noch mit March in Groningen. Diese Stadt ist echt das Punkrock-Mekka der Niederlande. Hin da! Ist wohl erst die zweite Headliner-Show für Tusky in Germany, aber das tut der Freude nicht wirklich nen Abbruch. Die Show ist irre energiegeladen, kein Wunder dass potenzielle Hauptbands da Schiss inne Buxe kriegen.
Die Profis von Handwritten Mag sind übrigens auch am Start und machen mit der Kamera Fotos und mit dem Handy Videos. So motiviert muss man erstmal sein.
Den Schluss macht dann "Needles" von System Of A Down. Hätte ich nicht erwartet. Auf der einen Seite finde ich es auch schade, dass nichts von John Coffey gecovert wurde, auf der anderen Seite wiederum aber auch richtig geil. Richtig geil war auch diese Kante von Arsch..äh Auftritt. Kurzer, aber verdammt starker Auftritt, der nicht wirklich Wünsche offen ließ und auf einiges mehr von dieser Band hoffen lässt. Hat sich gelohnt! Und das Konzert ist lange vor 23 Uhr vorbei.