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Grossstadtgeflüster, Captain Planet, Mal Élevé, 31.05.2019 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö

Grossstadtgeflüster, Captain Planet, Mal Élevé, 31.05.2019 in Dortmund

Der Allgemeine Studierendenausschuss alias AStA von Dortmund feiert 50 Jahre Bestehen. Da hab ich relativ wenig Berührungspunkte mit, auch wenn ich mal zwei Semester an der Uni Dortmund war, aber mit dem Asta hatte ich, soweit ich mich erinnern kann, nie sonderlich viel zu tun. Das war immer nur irgendeine ominöse Instanz irgendwo zwischen denen da oben und den Studierenden da unten. Vielleicht war ich auch einfach ignorant oder der Asta machte eine schlechte Öffentlichkeitsarbeit, aber ist ja eigentlich auch egal. Klar dass ich mir da nicht direkt nen Asta bfreue, wenn ein Jubiläum gefeiert wird, bei dem ich eher wenig Bezug zum Jubilanten habe. Zu den auftretenden Bands schon eher: Schlakks als Dortmunder Vorzeige-Hiphopper ist nicht das Falscheste, Captain Planet gehören eh zu meinen Lieblings-Emopunkern, Grossstadtgeflüster sind zumindest nie negativ aufgefallen und Mal Élevé, naja, kenne ich immerhin vom Namen.
War aber wohl im Vorfeld gar nicht so einfach, an Karten zu kommen, da diese zunächst exklusiv für Studierende waren und erst später in den allgemeinen Vorverkauf gingen. Wie man so hört, drang letztere Info auch nicht so wirklich durch, zumindest waren diverse Stimmen in meinem Bekanntenkreis recht überrascht darüber, dass es auch Tickets für die "Normalbevölkerung" gibt. Keine Ahnung ob wenigstens viel Werbung gemacht wurde, wenig mitbekommen. Zumindest genug, dass Nat vorbei kommt, der aber auch gänzlich neu ist, dass es was mit dem AStA zu tun hat und dass andere Bands außer Grossstadtgeflüster spielen.
Allerdings ist die Konkurrenz heute auch nicht ohne. Das Way Back When findet parallel statt, ebenso wie das Ska im Westend, das am zweiten Tag immerhin 3 mehr oder weniger lokale Bands zu bieten hat. Da schlendern wir dann vorher kurz vorbei und können entspannten Rockabilly von The Trillionaires beobachten, bevor wir uns irgendwann zum FZW aufmachen.
Opener im FZW war SCHLAKKS mit Opek und Razzmatazz, wir kommen allerdings erst an, als der Auftritt gerade beendet wird - deswegen davon kein Foto. Schade, hätte ich an sich ganz gerne gesehen. Wäre auch etwas sehr Exklusives gewesen, so wirklich viel los ist zu dieser frühen Stunde (19 Uhr) in der FZW-Halle noch nicht...
Weiter geht es mit MAL ÉLEVÉ. Der war einer der Sänger der vor anderthalb Jahren aufgelösten Irie Révoltés und setzt deren musikalisches Erbe eigentlich ganz gut fort. So ganz alleine steht er aber nicht auf der Bühne - heute zwar ohne Liveband, aber mit DJ, einem weiteren MC und einer Rapperin. Sieht man hier wenig von, weil Nebel und Lichtshow sich nicht wirklich mit meiner Kamera abstimmen. Buh.
Musik: Son Dancehall-Hiphop-Gemisch in mehreren Sprachen (zumindest deutsch und französisch) mit viel Betonung auf tanz- und feierbare Elemente, während Message und Inhalt schon etwas ernster zu nehmen sind, wenn es um Polizeiwillkür, Flüchtlingspolitik und antirassistische Arbeit geht. Finde ich gut, auch vor dem Hintergrund, dass hier vor studentischem und gemischtem Publikum vielleicht auch einige sind, die darüber bisher nie groß nachgedacht haben.
Beeindruckend finde ich den Stil der Rapperin - leider kann ich keine Infos geben, wer das war. Hat jedenfalls einen sehr schnellen und harten Stil, erinnert an den französischen Banlieue-Rap der frühen 2000er und wertet den Auftritt spürbar auf.
Zu den gespielten Songs kann ich nicht wirklich was sagen, kenne weder Lieder von Mal Élevé noch von Irie Révoltés, vermute aber anhand des Publikumszuspruch, dass auch von letztgenannten Lieder gespielt wurden. Soweit ganz kurzweiliger Auftritt, und mit Antifa-Flagge auf der Bühne machste auch nix verkehrt.
Anschließend: CAPTAIN PLANET! Hauptgrund meiner Anwesenheit, auch wenn das nun wirklich ne Band ist, der ne kleinere Bühne ganz gut tun würde. Die Halle ist mittlerweile trotzdem ganz okay gefüllt und beruhigenderweise sind auch genug Leute da, die die Band zu kennen scheinen.
Auftritt soweit: Okay. Hat mich schon mal mehr mitgerissen, aber ich komm auch einfach nicht auf diesen Abstand zwischen Band und Publikum klar. Es wird besser, als wir ein paar Schritte nach vorne gehen.
Das Gute an so ner großen Halle: Es ist genug Platz für alle, man kann bequem überall hin und hat trotzdem immer Platz zum Tanzen oder was auch immer man will. Das find ich gut! Wenig später schickt mir Nat ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie ich beim Bestreben, die klaffenden Lücken in den Reihen auszunutzen, anderen Personen rabiat die Sicht auf die Bühne versperre. Puh ey! Das sind immer so Momente, in denen mir meine Körpergröße echt unangenehm ist. Sorry! Aber heute keine Reue, denn es ist doch WIRKLICH genug Platz für alle da!
Egal, zurück zum Auftritt! Sänger Jan Arne scheint das mit der großen Halle und großen Bühne auch aufgefallen zu sein. So wechselt er immer mal zwischen gleich zwei Mikrofonen, die ihm zur Verfügung stehen (ganz schön dekadent!), und bespaßt die Meute auch mal vom Sicherheitsgraben aus. Es wird ihm gedankt durch etwas mehr Zuspruch als zuvor, und zumindest im vorderen mittleren Bereich gibt es bei populären Songs wie "Vom Ende an", "Rambo" oder "Pyro" fleißiges Ringelreih.
Was soll eigentlich dieses Tasten-Dreh-Effekt-Geschmöre-Synthie-Gerät? Hatten sie beim letzten Mal schon dabei, kommt beim gesamten Auftritt vielleicht zwei Mal zum Einsatz und riecht irgendwie nach Weiterentwicklung. Sowas will doch keiner, Leude!
Auftritt ansonsten wie erwähnt okay, aber nächstes Mal wäre mir dann doch ne Show in nem schimmeligen AZ lieber, bevor ich gänzlich das Interesse an der Band verliere. Am Ende ist noch Platz für ne Zugabe und es gibt "Baumhaus", das ist doch schon mal ein Anfang. Oder, naja, für heute ein Ende.
Anschließend die Hauptband des Abends: GROSSSTADTGEFLÜSTER. Hauptgrund von Nats Anwesenheit. Ne Band, die ich nie groß verfolgt habe. Vor ein paar Jahren mal beim Wilwarin gesehen, wo ich sie okay fand und von dem mir vor allem das ausufernde Outfit der Sängerin in bleibender Erinnerung geblieben ist. Heute nicht ganz so ausgefallen, aber geht klar. Aber es soll ja nicht alles um die Optik gehen, oder?
Klar, geht auch um den Sound. Der macht am Anfang, wohl vor allem beim Monitoring, dezente Probleme, weswegen zur Überbrückung junge Talente aus dem Publikum gefördert werden und dieser junge Mann uns mit Nasenflöte unterhalten kann. Hätte eventuell geklappt, aber er ist nicht konzentriert genug und kommt nicht in den Recall.
Grossstadtgeflüster machen so Elektro mit Pop und Party. Schon okay und hätte mich so vor 10-12 Jahren vielleicht ziemlich begeistert, ist aber auch damals schon total an mir vorbei gegangen. Vielleicht weil die Lieder dann doch insgesamt zu stumpf sind. Wird aber dadurch kaschiert, dass die beiden Hauptprotagonisten sich durch große Schnauze und freche Sprüche profilieren.
Sängerin Jen erzählt, dass sie heute nicht springen kann und wir das übernehmen müsste, da sie derzeit ein Roboter-Bein hat. Grund war wohl der Auftritt beim Juicy Beats letztes Jahr, als es auf der Bühne einen Heiratsantrag gab (nicht an sie, glaube ich), über den sie sich so gefreut hatte, dass sie sprang und nie wieder aufkam. Vermutlich gibt es also sonst mehr Bewegung auf der Bühne.
Oh, ein Schlagzeugerfoto! Das Schlagzeug war schon vorher so präsent auf der Bühne positioniert, dass diese automatisch weniger Platz für die anderen Bands bot, was zwar dem Problem der zu großen Bühne entgegen wirkte, aber auch irgendwie zeigte, wer hier als Hauptband die Hosen an hat.
Ansonsten viel Pomp und Kokolores. Konfettiregen, Luftballons (mit Konfetti gefüllt!), Leuchtstäbchen, zwischendurch gar keine Verlosung von Ramsch aus dem 1-Euro-Shop. War vermutlich Kritik an der Konsumgesellschaft und ein Statement für Nachhaltigkeit und Zero Waste. Bin mir nicht sicher, ob die Botschaft angekommen ist.
Songauswahl: Ein paar knallten ganz gut, nur auf Dauer ist mir das dann doch zu eintönig. Kenne aber auch nur zwei Lieder ("Wie man Feuer macht" und "Fickt-Euch-Allee"), da sind andere wohl mehr vertraut mit dem Gesamtwerk der Band.
So insgesamt: Ganz schöner Abend mit abwechslungsreichem Programm, nur mit wenig überspringenden Funken. Zeigt sich dann auch in der anschließenden Aftershowparty, die zunächst kurzfristig personell abgespeckt wurde und dann auch nur von einigen wenigen Personen frequentiert wurde.

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