Tells Bells Festival Tag 1: Walls of Jericho, Raised Fist, Siberian Meat Grinder, Satanic Surfers, Born As Lions, Visions Only, 09.08.2019 in Villmar, Sportgelände - Bericht von der Redaktion
Tells Bells Festival Tag 1, 09.08.2019 in Villmar
Yeah, endlich wieder Festival! Hab ich das jetzt tatsächlich geschrieben? Offensichtlich ist man auch nach jahrelanger Abstinenz recht schnell wieder im Modus. Gut so.
Alltag im Juli/August. Mit Leuten, die man durchaus gerne als seine Freunde bezeichnen darf, irgendwo in die Pampa fahren, literweise Alkohol in sich reinschütten und Montag komplett fertig wieder ins Büro hetzen. Leben kann so hart sein, aber auch immer wieder unfassbar geil, was man an Orten, Landschaften (Swen, der Schwarzwald lag übrigens nicht wirklich auf unserer Strecke oder bist du auf der A5 hängen geblieben und ich habe es nicht gemerkt?) und Bands so zu sehen bekommt, wenn man seine Hood einfach mal häufiger verlassen tut. Schlusspunkt an Outdoor-Kram für diese Saison also das Tells Bells. Auf geht's!
Ich schließe mich zum Saisonabschluss der Dortmunder Reisegruppe an. Endlich mal wieder raus aus dem Osten!
Jetzt ist es wohl soweit, das letzte Festival 2019 steht an. Nun ja, zumindest für mich. Letzte Etappe meines Festivalsommers. Zum Glück überwiegt die Freude über das klasse Line Up und darüber, ein neues Festival kennenzulernen, über den Fakt, dass danach erstmal Schluss ist. Außerdem gibt es da eine Sache, die wirklich gut an diesem Festival ist: Es braucht gerade mal eine gut zweistündige Autofahrt, um ins hessische Villmar zu kommen. Ein Katzensprung also, was mir als Fahrer sehr entgegen kommt. Eigentlich sollte ich mich ja auch gar nicht schon wieder hinters Steuer klemmen, aber sowohl Kikis als auch Schlossis Auto haben kollektiv beschlossen, dass ein Festival zu stressig für sie ist und haben dementsprechend Harakiri begangen.
Schwarzwald? Hab ich so lange geschlafen?
Wir hatten halt kein Navi dabei. Die 400 KM Umweg haben wir ja locker geschafft. Tatsächlich sehr schön hier, die letzten Kilometer fahren wir Landstraße und somit durch den Schwarzwald. Ich lobe an dieser Stelle immer wieder das üppige Wanderangebot der Region und auch das kleine Örtchen Runkel hat nicht nur einen tollen Namen, sondern sieht beim Durchfahren so gemütlich aus, dass man sich am liebsten in der nächsten Pension einquartieren möchte.
Schön diese Lahn beim daher fließen zu beobachten.
Nicht die Reisegruppe drängt, sondern die Blase. Und der Durst!
Bei mir, zum Glück, nur der Durst und der Bewegungsdrang. Kurz vorm Ziel machen wir dann noch mal eine kleine Pause. Während kiki und ich die Aussicht genießen, drängt die Reisegruppe auf Weiterfahrt. Banausen!
Ach, beim Schlafen ein wenig hinunter rutschen hat noch keinem geschadet.
Echt ein ziemlich mieser Campingplatz. Aber irgendwas zu meckern gibt es ja zum Glück immer. Wenige Minuten später kommen wir auch schon am Gelände an. Schnell die Taschen kontrollieren lassen, die Zelte aufbauen und dann ist auch schon Zeit für das erste Bierchen. Das schmeckt vorzüglich. Danke kiki! Aber vielleicht erstmal ein paar Worte zum Platz. Dieser ist der vielleicht einzige Wermutstropfen auf einem ansonsten großartigen Festival. Ich dachte ja, wir zelten auf nem Sportplatz oder so, aber nein, wir zelten in einer Hanglage, die so steil ist, dass zumindest Pepperann und ich nicht im Schlafsack pennen können, weil wir sonst aufgrund des Polyesters straight in Richtung Ausgang rutschen. Die Vorstellung, nachts aufzuwachen und auf meiner Isomatte bis zum Wald gerutscht zu sein, verfolgt mich seitdem.
Und Dosencider! Zum Beispiel das Wetter: Es regnet, was ja auf Festivals immer mal wieder vorkommt. Wer wären wir, wenn wir die Zeit nicht sinnvoll nutzen würden mit Spiel und Spaß aus Nachbars Auto.
Oh ja, das war sehr schön. Vielen Dank an die Hamburg-Fraktion für die konstante Versorgung mit Bier, Zigaretten und Gin Tonic!
Danke außerdem fürs Getränke kühlen, ihr Luxuspunker. Wer wären wir denn, wenn wir nicht gerade trotz leicht einsetzendem Regen, ein wenig die Gegend erkunden würden. Grobes Ziel: Runter zum Wasser. Da frau wolframs App uns einfach nur auf ein Feld führt von dem aus es wohl kein Weiterkommen gibt, finden meine sieben Pfadfinder-Sinne doch noch einen verschlungenen Weg durchs Gebüsch, der sogar zum Wasser zu führen scheint. Hätte auch fast geklappt, leider geben wir - nachdem wir uns schon durch Dornen und über Felsen gekämpft haben und als das Ziel bereits zum Greifen nah ist - vor einem besonders dichtem Gebüsch auf, da dieses auf ein Häuserdach führt. Außerdem hat es mittlerweile ordentlich angefangen zu regnen, sodass Schlossi bereits zuvor den Rückzug angetreten hatte. Als wir sie wiederfinden, sitzt sie bereits eingekuschelt und mit alkoholischen Getränken versorgt im Vorzelt der Hamburger und lässt es sich gut gehen.
Ein tolles Stillleben! Malle lässt grüßen.
Ein gelungenes Stillleben wollte ich es auch nennen, da war ich wohl etwas spät dran. Tatsächlich finden wir die Zutaten zu einer waschechten Bowle auf dem Parkplatz-Boden. Man beachte die drei Sekt-Deckel. Das Werk wurde übrigens täglich (natürlich stilecht im Eimer) erneuert. Gekostet haben wir allerdings nicht.
Lieber Bier statt Bowle! An die 3 Stücke habe ich leider keine bleibende Erinnerung. Wir latschen zum Gelände um Bier zu holen und sehen noch die letzten 3 Stücke von BORN AS LIONS, die gleichzeitig auch den Opener für heute machen. Es gibt Hardcore, der für die frühe Uhrzeit ganz gut rein läuft. Passt!
Das mit dem "es stört keinen" ist ja so nicht richtig. Jedenfalls gab es doch, wie ich hörte, eine ordentlich Ansage von Tüddel.
Die gab es. Danach war Ruhe.
Die Shirts waren aber trotzdem hier und da präsent. Die Tüddel kann einfach nicht überall sein. Richtig geil am Tells Bells sind alle Preise. Bier, Mix-Getränke, Äppler, Futtern, Eintritt....alles unfassbar Punker-freundlich. Wenn man jetzt noch etwas an seinem Publikum arbeitet, kann das echt was werden. Wenn allerdings weiter jeder Dorfprolet sein Onkelz-Shirt übers Gelände tragen darf und seine Kack-Musik am Campingplatz spielt ohne dass es jemanden stört, ist das eher semi-geil.
Die erste Band, die wir uns heute anschauen, ist VISIONS ONLY. Mir gefällt dieser krasse Mix aus Skatepunk, Hardcore, Crossover und HipHop eigentlich ziemlich gut. Die Breaks kommen immer ein bisschen krass und unerwartet, aber immerhin hat man das nicht schon zum x-tausendsten Mal gehört.
Biergeschmack war nicht ganz so geil, dafür war der Apfelwein ein Gedicht! Und so lange immer jemand seine Wertmarken verliert und ich sie finde, ist auch gegen dieses System nicht wirklich was einzuwenden. Die Bierschinken-Wertmarken-Trüffelschweine waren sehr erfolgreich dieses WE!
Ja Ommas Socken treffen ganz gut zu! Hat schon jemand erwähnt wie günstig das Wochenende war? Achja, schon zwei mal... Gerade mal schlappe 30? für Camping und zwei Tage mit richtig fetten Bands wie Sick Of It All oder Raised Fist. Darüber hinaus gibt es auch das 0,4l Bier für gerade mal 2?. So verfliegt auch mein Ärger darüber, dass es Wertmarken gibt und ich die Dinger eigentlich wie die Pest hasse, ziemlich schnell. Ein weiterer Pluspunkt ist definitiv die Schnelligkeit mit der hier Bier verkauft wird, sodass man nie lange in der Schlange warten muss. Leider kann mich das lokale Gebräu nicht überzeugen. Schmeckt wie im Feurwehrschlauch zusammen mit Ommas Socken gekeltert, aber wenn man vorher einfach nur genug Cider, Apfelwein und ein paar Dosenbier vom Campingplatz getrunken hat, gehts eigentlich. Übrigens kann das Festival wohl nur so günstig sein, weil es ziemlich stark lokal gesponsert bzw. unterstützt wird. Neben der Feuerwehr wird es noch von u.a. der Sparkasse und Bosch gesponsert. Da wir als Zuschauer aber nun von diesem Sponsoring ziemlich stark profitieren, habe ich da grundsätzlich nichts gegen einzuwenden.
Dieser Herr ist, bevor er durch deine Beine rutschte, erst noch an meinen Stiefeln vorbei gerauscht. Ein kleiner Schock während des wunderbarem Konzertes. Wogegen ich aber schon was einzuwenden habe, ist der bei SIBERIAN MEAT GRINDER einsetzende Regen. Irgendwie scheinen uns die Sturmtiefs zu verfolgen. Letzte Woche in Berlin und jetzt hier in Hessen. Das ist doch kacke! Dafür sind die Moskauer heute in Topform. Wow, zwar waren SMG eigentlich noch nie schlecht, aber das, was hier und heute abgefackelt wird, übertrifft einfach alles! Bei dem ganzen Druck und der Action, die da auf der Bühne passiert, blende ich den Regen mal komplett aus, reiße mir die Kapuze vom Kopf und schüttel meine direkt klatschnassen Haare. Hinter mir ereignet sich derweilen eine Schlammschlacht ohne Rücksicht auf Verluste. Irgendwann rutscht gar ein Kopf zwischen meinen Beinen durch und knallt gegen den Wellenbrecher. Aua! Zum Glück scheint die Person schon stark angesäuselt, weshalb die Birne wohl erst morgen dröhnt wie die Turbinen einer Boeing 747.
Geile Band. Wenn auch etwas leise, wenn man nicht so nah an der Bühne steht. Und das Geprassel vom Regen auf dem schönen Schirm der Keltereil HEIL! trägt seinen Teil dazu bei. Die Band ist wirklich der Hammer und das obwohl ich sie mir aus sicherer, weil trockener Entfernung von hinten am Bierstand angucke. Vollgas, Vollgas, Vollgas. Wunderbar!
Ist das der Sohn von Dave Mustaine? Ist auf jeden Fall neu dabei! Egal, kniedelt die schönsten Soli raus und grinst dabei, als könnte er kein Wässerchen trüben. Außerdem zwinkert er uns immer so verführerisch zu. Pepperann und ich schmelzen dahin.
Bei dem Bären hingegen muss ich schmunzeln. Wurde doch gerade am Einlass einem Typen direkt vor mir ein riesiges Messer abgenommen, worauf ich mich fragte, ob er dieses wohl als Abwehrwaffe gegen einen möglichen Bärenangriff mit sich führte. Toll, jetzt ist der Bär (wahrscheinlich auch noch ein Problembär) und alle Waffen, mit denen wir uns hätten verteidigen können, liegen bei den Securites. Wir werden alle sterben!
Bei dem Lächeln kann man sich aber auch schwer zurück halten. Ach wie drollig! Ich meine selbstverständlich den Gitarristen und nicht den komischen Bären.
Beste Anschaffung des Sommers: Ein neues Zelt. Sturm in Glaubitz =null Problemo, Unwetter in Villmar= Die Plane hält. Da kann man ja direkt nochmal aufs PRH 2020 fahren und da die Wetterkapriolen aussitzen. Nun geht es aber richtig los mit Regen. Das Feld verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in eine Sumpf-Landschaft und der Wind pustet die Pavillons, an denen keine Menschen hängen, mal eben in alle Himmelsrichtungen. Wir ziehen uns dann auch mal ins Zelt zurück.
Wenigstens hat der Wettergott Timing bewiesen und die schlimmste Band des Tages wurde bedacht. Der Sturm ist weitestgehend vorbei gezogen, ein paar Pavillons hat es erwischt, Campingplatz und Bühnengelände sind einem matschigen Sumpf gewichen, aber ansonsten hält sich der Schaden in Grenzen. Irgendwo weit entfernt spielen die ROGERS, die aufgrund des Wetters eine Stunde später spielen, aber wen interessieren schon die Rogers?
Lecker Schoko-Vla.
Und nicht vergessen die Schuhe VOR dem Zelt zu lassen!! Im Backstage wurde Altbier ausgeschenkt. Hier das Beweisbild!
Satanic Surfers verpasst zu haben, bzw. so gut wie, stimmt mich nach wie vor ziemlich traurig. Da wir uns noch ein bisschen am Camp verkriechen, dort unter dem großzügigem Zelt der Hamburger Schutz suchen und kaltes Dosenbier und Cider trinken, verpassen wir nicht nur die Rogers, sonder auch die SATANIC SURFERS. Schade, die wollte ich eigentlich sehen. Aber die Gemütlichkeit hat dann wohl doch gesiegt und wir kriegen nur noch die letzten 1 1/2 Songs mit. Die gefallen mir auch echt gut, ist aber zu wenig um mir wirklich ein Bild vom Auftritt machen zu können.
Wenn Wetter, is Wetter. 1 Lied reicht ja auch völlig für eine absolut kompetente Beurteilung von Skate-Punk.
Tatsächlich die einzige Band, die ich mir heute anschaue, aber so wirklich mitreißen können Candace & Co mich heute nicht.
Wilkommen an der Front Schlossi! Ich fand den Auftritt gut! Man schaut der Dame einfach gerne zu. So viel "positive" Energie! Jedoch war mir das auch zu leise. WALLS OF JERICHO!!! Die ballern einfach so hart rein. Sängerin Candace eskaliert einfach so hart auf der Bühne, wirbelt ihren durchtrainierten Körper über die Bühne. Was ein gewaltiges Feuerwerk! Mega!
Hat sich auf jeden Fall gelohnt, nochmal aus dem Zelt zu krabbeln. Wow. Was ein Aggro-Persönchen! Super Auftritt, trotz Nässe und Kälte. Da wird man so laut angeschrien, dass die Haare direkt trocken gefönt werden. Fand die Band schon immer gut, was sich heute wieder bestätigt.
Ich liege zu diesem Zeitpunkt schon selig schlummernd auf meiner Luftmatratze und, oh Wunder, ich habe tatsächlich geschlafen. Sogar ein paar Stunden am Stück! Auf dem Campinggelände ist es angenehm ruhig. Ich freue mich über die rücksichtsvollen Festivalbesucher*Innen. Als krönenden oder sollte ich eher sagen höhnenden Abschluss dann RAISED FIST. Hatte ich mich im Vorfeld drauf gefreut, aber was soll das denn bitteschön?! Zunächst wird, obwohl man schon lange dem Zeitplan hinterherhängt, erstmal eine 3/4 Stunde Betrunken Im Klappstuhl gecovert. Dabei verkacken sie "Lili" so hart! Das geht doch unter keine Kuhhaut! So eine Scheiße! Irgendwann besinnen sich Raised Fist dann aber doch darauf, dass sie Raised Fist und nicht ein Haufen Clowns sind, die zum ersten Mal ihre Instrumente in die Hand nehmen und spielen ihre Songs. Der Sound ist trotz der langen Aufwärmsession hundsmiserabel. Immerhin wird sich dafür entschuldigt und uns erklärt, dass wohl alles im Arsch sei und zum Ende wird der Sound auch besser, trotzdem ist das irgendwie ziemlich enttäuschend und so schaue ich mir trotz gerade mal halbstündigem Set die letzten Songs nicht mehr an und gehe jetzt pennen.
Zum Glück war es ja schnell vorbei!
Ja, schnell vorbei war es in der Tat. Nach dem ganzen Hin und Her, ca. der Hälfte der Songs, reicht es mir dann doch und ich bevorzuge das Zelt. Ich könnte heulen...eine meiner Lieblingsbands und dann so was. Zu Beginn dachte ich sie spielen 3 mal den selben Song. Es hört sich an wie eine Mash-up ihrer besten Lieder. Unfassbar mieser Auftritt, woran immer es gelegen haben mag. Das war nicht mit anzuhören.
Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Und wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer und auf der After-Show-Party im Zelt kann man wenigstens noch ein paar Rum-Cola schlürfen und zu fetziger Musik das Tanzbein schwingen (Ähäm, räusper..!) verderben drei halbstarke Dorfjugendliche auch das noch. Jungs, ich habe in 30 Jahren Party noch nie so unfähige Menschen am Pult erlebt. Vielleicht solltet ihr euch mal im Vorfeld überlegen was man wann spielen möchte, die Lieder ineinander übergehen lassen und nicht nach jedem Song gefühlte zwei Minuten Pause machen. Dazu noch so "Hits" wie Gotta Go und Bro-Hymn, die ich ja wirklich noch nie auf irgendeiner Tanzfläche gehört habe....herrjeh....ich geh ins Bett.