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Sheepy, Lily Havoc, Clox, 09.11.2019 in Schwerte, Rattenloch - Bericht von Zwen

Sheepy, 09.11.2019 in Schwerte

Heute ist es endlich soweit: Sheepy kommen mal wieder nach Schwerte. Zwar liegt der legendäre Auftritt nun schon ganze 6 1/2 Jahre zurück und Sheepy sind in den letzten Jahren persönlich auch einfach etwas gesetzter geworden, dennoch freue ich mich jedes Mal, wenn die Band aus Liverpool ihren Power-Pop-Punk ins beschauliche Schwerte bringt. Zudem schreiben wir heute den 09. November. Eher schwierig, ein relativ seichtes Konzert mit einem so erdrückenden und wichtigen Thema zu verbinden. Dennoch haben wir es an diesem Abend mal versucht, weshalb unser erster Weg nicht ins Rattenloch, sondern zu der Gedenkkundgebung "Gegen das Vergessen" führt. Ich erinnere mich schwach, vor Jahren schon mal auf einer derartigen Kundgebung in Schwerte gewesen zu sein, welche ich damals als stark belastend empfand, da es so ein Schwerter Ding zu sein scheint, auf derartigen Veranstaltungen immer singen zu müssen. Liegt wohl auch daran, dass diese Veranstaltungen zumindest hier auch vor allem von religiösen Gruppen getragen werden. Heute sind wir aber eigentlich auch in erster Linie für den Vortrag des Kunterbunt e.V.s (Trägerverein des Rattenlochs) da und ich meinte im Vorfeld direkt, "also, wenn irgendwer anfängt zu singen, dann gehen wir halt direkt wieder". Wir sind kaum angekommen, da bewegt sich der Zug auch schon "Sag mir wo die Blumen sind" singend zum Platz der Altern Synagoge. Na toll, ich weiß, da können jetzt weder die heutigen Veranstalter*innen noch Pete Seeger was dafür, aber als ich dieses Lied zuletzt gehört habe, war das, als ich vor Jahren an einer dieser sogenannten mittlerweile zumindest bei uns gänzlich verschwundenen Montags-/Friedensdemo am Dortmunder Hellweg vorbeigelaufen bin.
Irgendwann kommen wir dann aber zum Glück am Platz der alten Synagoge an und nach schier endlosem Glockengeläut und einem Lied mit Keyboard-Begleitung geht es dann endlich auch an die Redebeiträge. Die waren soweit auch alle, bis auf Einzelheiten, ziemlich gut. Als es dann in die evangelische Gemeinde geht, sind wir dann aber endgültig und definitiv raus und begeben uns ins Rattenloch. Bitte nicht falsch verstehen, solche Veranstaltungen sind extrem wichtig und es ist gut und vorbildlich, dass derartiges so gut besucht ist. Es ist halt nur vielleicht nicht die Art, wie ich sowas gerne begehe, aber wenn man in Schwerte nun mal so gerne singt...alles ist besser, als sich zu Hause zu verkriechen und Faschismus und Intoleranz das Feld zu überlassen. Später ging es dann übrigens weiter mit Musik, aber auch mit einem Theaterstück. Dementsprechend danke an die Organisator*innen und an alle die trotz der eisigen Temperaturen auf die Straße gegangen sind! 
So, nun der entspanntere und für mich auch zugänglichere Teil. Wir betreten das Rattenloch und sind weitestgehend die ersten Gäste. Auch mit fortgeschrittener Zeit sollte sich daran erstmal wenig ändern. Die scheiß Bullen nehmen uns heute das ganze Publikum weg!! Vermutlich wurden allen Punkern im und ums Rattenloch herum vorsorglich Platzverweise ausgesprochen. Well played, Mr. Schlüter.
Somit bestimmt Veranstalter Klute dann auch kurzerhand, dass es heute später losgehen sollen. Panisch der Blick zur Uhr. Eigentlich wollten wir doch schon gerne die Verbindung um 0.20 Uhr nehmen. Aber ich denke mal, das ist uns heute vergönnt. Jedenfalls starten LILY HAVOC ihr Set gegen halb 10. 
Zu hören gibt es mehrstimmigen und kreischigen Crossover-Metal-Alternative-Punk. Somit entsteht ein wirrer Mix aus Bikini Kill und Metallica. Ich finds stellenweise eigentlich ganz cool. Okay, manchmal ist das echt etwas drüber, aber was soll's? Immerhin wird der Auftritt - auch wenn pepperann bei den meisten Gesangsparts angewidert das Gesicht verzieht - nicht langweilig.
Publikumsliebling dann "Tonabnehmer in der Gebärmutter". Bei dem eingängigen Refrain können alle mal mitgrölen und den Schwerter Signatur Move mit dem Zeigefinger einüben. Am Schluss wird natürlich noch ausgiebig "Zugabe!" gerufen. Die gibt es dann auch. Hmm...naja, gut ist halt Schwerte...
Dann spielen CLOX, deren Musikstil sich am besten als "Alt" beschreiben lässt. Tatsächlich auch schon 1977 gegründet, dann aktiv bis 1986 und jetzt seit 2008 wieder unterwegs. Ich hatte es jedoch noch nie geschafft, die Band live zu sehen. Deswegen bin ich mal gespannt.
Es gibt stark UK-beeinflussten Punkrock, wo man sofort an Stiff Little Fingers und The Clash denken muss. Wurden auch, so wie ich das mitbekommen habe, beide gecovert. Bei dem Cover zu "English Civil War" wurde nur der Text leicht abgeändert, sodass es tagespolitisch aktuell um den Brexit ging. 
Der Sänger wirkt ein bisschen wie ein englischer Punkrock-Rudi Carrell und versucht gute Laune zu versprühen inkl. kleiner Mitmachspielchen. 
Soweit also eigentlich gut gemacht und man merkt auch, dass die Leute auf der Bühne da oben wissen, was sie tun, auch wenn der Gitarrist links im Bild heute eigentlich nur als Aushilfe am Start ist. Tatsächlich fügt er sich aber so gut ein, dass man das überhaupt nicht merkt.
Leider ist der Auftritt insgesamt doch sehr lang und damit auch letztendlich etwas eintönig. Richtig schlimm finde ich dann, dass man sich das Zugabenspielchen wieder nicht verkneifen kann bzw. es sogar 2x spielt. Zunächst sollen nun die letzten zwei Songs kommen, nur um sich dann nochmal zu einer Zugabe "überreden" zu lassen. Das finde ich bei der fortgeschrittenen Zeit und in Anbetracht der Tatsache, dass Sheepy Hauptband sind, schon etwas arschig.
Immerhin ist dann irgendwann auch Schluss, aber natürlich ist noch Zeit für eine Vorbeugung vorm Publikum. Ähm, sind wir jetzt endgültig bei einer 90er Jahre-Fernsehshow? Na Gott sei Dank, meine Damen und Herren, kommen jetzt endlich Sheepy!
Schon wieder eine andere Besetzung bei den Schlingeln von SHEEPY. Villy Raze (l.) übernimmt die zweite Gitarre. Ich wusste doch, dass mir das Gesicht bekannt vorkam! Okay, er hat wohl auch früher schon bei Sheepy gespielt, aber auf der letzten Tour, wo ich die Band gesehen habe, war er nicht dabei. Jasper ist komplett aus dem Häuschen, weil der Typ tatsächlich ein A.B.M.-Shirt anhat.
Netterweise versammelt sich auch nochmal die Armee der Untoten und Besoffenen vor der Bühne und tanzt sogar ausgelassen. Sheepy haben auch ziemlich Bock, bedanken sich lieb bei den Vorbands und rocken ihr Seit runter.
Vor dem Song "These Clothes" erklärt Sänger Luke, dass die Band bei ihrem ersten Auftritt hier zwar komplett nackt gewesen sei, dass dies aber nicht mehr passieren wird. Bassistin Kathy legt noch nach "We will get naked when all of you get naked!". Leider zieht sich nur Klute aus und das auch nur relativ kurz. Somit bleibt der Auftritt von 2013 auch heute wohl wieder nur eine Legende, die ein bisschen wie ein Damokles-Schwert über der Band schwebt.
Ansonsten aber ist der Auftritt mit einer Menge Spielfreude gespielt und die Musiker*innen haben sichtlich Bock, heute mal wieder im Rattenloch aufspielen zu dürfen. 
Luke geht sogar mal auf Tuchfühlung mit dem Publikum und lässt sich beim Gitarrespielen helfen. 
Klute erklärt dann, nachdem er sich wieder etwas angekleidet hat (es ist ja auch scheiße-kalt!!!), den Bühnensturm für eröffnet. Vorher covern die Verrückten von Sheepy aber noch The Grabowskis ("Factory") und somit Klutes absoluten Hasssong, was er mit ausgiebigem Mittelfinger zeigen quittiert.
Abschließend hat es sich gelohnt, die gute Verbindung zu verpassen. Auch wenn die Deutsche Bahn mal wieder für eine sehr fragwürdige Fahrt nach Hause mit anschließender Nachtwanderung sorgt. Aber da habe ich jetzt keinen Bock drüber zu schreiben.


Berichte auf anderen Webseiten:

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Luke

11.11.2019 13:32
thanks for your kind words. We had such a good night. we are recovering now. hope it was worth missing your train
Zwen
(Zwen)
11.11.2019 17:53
Thanks for coming back! All the best for the rest of your tour. Yeah, it was okay, besides the fact that the doors of the alternative transport we took would not open at the destination where we needed to leave and the vehicel just went on, which meant that we had a veeeery long walk to do. But of course it was worth it.

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