Jamey Rottencorpse & The Rising Dead, Die klebenden Pappkaplane, 23.11.2019 in Schwerte, Rattenloch - Bericht von Zwen
Jamey Rottencorpse & The Rising Dead, 23.11.2019 in Schwerte
Dementsprechend hier auch keinen Bericht über Fahrt und Vorgeplänkel, sondern ein direktes Hineinschmeißen in die erste Band. Das sind heute DIE KLEBENDEN PAPPKAPLANE, echten Fans auch unter dem Namen Die Schwebenden Schanpsvarane bekannt. Ich muss beim Bandnamen ja immer an Kackpappe denken. Natürlich weiß der Bassist auch eine Story übers Kacken zum Besten zu geben. Hätten wir das auch geklärt.
Wie man sieht, sind heute alle Bands geschminkt und verkleidet. Ob es nun Gruppenzwang, interne Absprachen, Bestechung oder einfach nur Spaß an der Freude war, jedenfalls müssen die Schnapsdrosseln als einzige Nicht-Horror-Band des Abends auch ziemlich mit ihren Outfits kämpfen. Vor allem der Basser schmilzt unter der Bestrahlung durch die Scheinwerfer langsam vor sich hin, weshalb am Ende des Auftritts knapp die Hälfte seiner Schminke in seine Klamotten geschwitzt ist. Weitere 50% befinden sich in seinem Bühnenhandtuch und der Rest ist ihm ins Auge gelaufen.
Büchse scheint da, trotz eigentlich noch exquisiterem Outfit, nicht so große Probleme zu haben und verteilt zudem noch munter Konfetti und andere Karnevals-Streiche auf der Bühne und im Pool. Die Putzbrigade morgen wird begeistert sein. Musikalisch ist das Punkrock. Deutsche Texte treffen auf ein gar nicht mal so dummes Songwriting, auch wenn es sehr oft ums Saufen geht. Immerhin gibt es zwischendrin auch mal eine ganz nette Gitarrenmelodie.
Aber nicht nur die Outfits sind auf den heutigen Abend zugeschnitten, so hat Die Lebende Sackbagage spontan auch ein kleines Cover eingeprobt. "Dig Up Her Bones" von den allmighty Misfits wird dargeboten. Zu Beginn wird das Publikum aufgefordert ein bisschen Wolfsgeheul zu imitieren, was sehr gut ankommt. Generell kommt das Lied ziemlich gut an, was vermutlich daran liegt, dass ich noch nie ein Live-Cover von besagter Band gehört habe, was schlechter ist als das, was Jerry Only und Die Besser Tot Gebliebenen da heutzutage auf verschiedenen Bühnen veranstalten. Das ist nämlich wahrer Horror!
Mitklatsch-Parts dürfen natürlich auch nicht fehlen. Naja, ich begebe mich mal wieder auf den Weg in Richtung Tresen. Habe die Band ja auch schon ein paar Mal gesehen.
Die zweite Band Hellgreaser verpasse ich leider komplett. Irgendwie gibt es heute im Rattenloch wohl relativ wenige Helfer, weshalb ich mich jetzt erstmal für 1 1/2 Stunden hinter die Theke stelle und dort die Leute mit nicht immer ganz so kaltem Bier versorge. Naja, dafür ist hier ja schön billig, nech? Außerdem gibt es irgendwann Kuchen. Ich meine: Kuchen?! KUCHEN!!!
Schichtbedingt verpasse ich dann auch ein gutes Stück von JAMEY ROTTENCOPRSE AND THE RISING DEAD. Dennoch bekomme ich gut 40 Minuten des Sets mit, was auch völlig reicht, denn die Band ist zwar gut, aber nicht so gut, dass ich sie mir über eine Stunde geben würde. Ich bin auch einfach nicht mehr so sehr im Horror(punk) Business drin. Auch wenn ich heute Komplimente für meinen Misfits-Pulli bekomme.
Band wirkte soweit recht professionell, aber auch nicht zu abgehoben. Der Frontmann witzelt zwischen den Songs ein bisschen mit "Schwerte" und Verspieler werden galant überspielt. Ansonsten werden eigentlich alle Horrorpunk-Klischees mitgenommen. Songs in denen oft Wörte wie "Blood", "Flesh" oder "Graveyard" verkommen, wechselnde Gesangsstimme zwischen rau und kehlig und fast schon operal, wobei sich hier der Sänger eher an alten Misfits-Platten als an neueren Alben von The Other orientiert und eine Rockballade durfte auch nicht fehlen.
Witzig ist das Cover von "Somewhere Over The Rainbow", wo dann aus "Rainbow" "Graveyard" wird. Kann man machen und ist halt auch endlich mal ein Song, wo ich mitsingen kann. Ansonsten habe ich meine Hausaufgaben natürlich mal wieder nicht gemacht und mal wieder nicht vorher in die Band reingehört, weshalb das Gesamtset dann für mich doch irgendwann ein wenig eintönig wird und dabei gab es sogar einen Songs für die "Meddl Leute". Immerhin muss ich heute nicht zur Strafe nachsitzen. Schließlich verweigert sich die Band einer Zugabe. Mega gute Aktion! Vor allem in Schwerte! Muss auch echt nicht, wer um kurz nach null noch nicht voll auf seine Horror-Kosten gekommen ist, muss gepennt haben!
Ansonsten eine sehr sympathische Band, die sich scheinbar viele Sorgen um unsere Szähne macht. Klar, da steht ja auch ein Arzt auf der Bühne und bedient die Rhythmus-Gitarre. Mir fällt dabei ein, dass ich noch einen Termin beim Zahnarzt machen muss. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Aber genau so soll es ja auch sein bei Horrorpunk.