Berlin Punkrock Allstars, 30.11.2019 in Berlin, Badehaus - Bericht von der Redaktion
Berlin Punkrock Allstars, 30.11.2019 in Berlin
Da war ich letztes Jahr schon. Heute findet es wieder statt, und wieder zufällig an genau dem Wochenende an dem ich hier bin. Ich wittere eine Verschwörung! Letztes Jahr fand ich's sogar ganz gut, heute bin ich eigentlich von Anfang an weniger motiviert auf diese Veranstaltung. Ich hab ja sowieso schon ne Abneigung dagegen, sich die immer gleichen Bands in den immer gleichen Locations anzuschauen, aber das hier treibt das Ganze noch auf die Spitze. Die komplette Veranstaltung ist gleich! Das ist so unfassbar kartoffelig, direkt aus allem ne scheiß Tradition machen zu wollen. Als einmalige Sache wär das ein cooles Konzept, aber so macht es nur Sinn, wenn man sich dermaßen volllaufen lässt, dass man sich danach eh nicht mehr dran erinnern kann. Da diese Option für mich flach fällt, bin ich heute halt mal der Miesepeter.
Also, zum "Konzept": An einem Abend treffen sich verschiedene Berliner Punkrock-Musiker, um in verschiedenen Konstellationen diverse Punkrock-Hits zu covern. Eintritt kostet 10 Euro, wovon 2 Euro an den Berliner Kältebus gehen und 8 Euro an, äh, keine Ahnung.
Für mich stand heute ein ähnliches Tagesprogramm auf der Agenda, nur dass es als spätes Frühstück bezeichnet wurde. Vom Vorabend noch etwas geschwächt war das nicht das Schlimmste. Nach einem späten Mittagsschlaf geht's auf in den Friedrichshain, um mir vor der Veranstaltung noch kurz einen aufmunternden Pfeffi abzuholen. Die Laune bei den Herrschaften lässt auch zu wünschen übrig. Dann muss das Bier für die nötige Stimmung sorgen. Was bei einigen auch schneller klappt als gedacht. Also schnell ins Badehaus, bevor die Stimmung kippt. Warten dort doch die Highlights des Abends, wobei ich nicht die Bands meine. Achja Badehaus, zu dem meines Erachtens auch leicht übertriebenen Eintrittspreis auch teure Bierpreise. 510€ gehen letztendlich an die Berliner Kältehilfe. Danke dafür! Mehr geht immer. Aber das Badehaus muss ja auch bedient werden. Berlin-Wochenende, zweites Kapitel! Heute steht eigentlich den ganzen Tag lang Linner/Dunch an, wer auch immer sich diese Begriffe ausgedacht hat, was sehr schön war, so schön, dass wir vor lauter Fresskoma fast die Abendplanung vergessen. Und die hat es in sich: Berlin Punkrock Allstars steht an!
Der andere Herr ist der Ludi von B6BBO. Das sympatische Moderations-Duo LULUDI. Oder so ähnlich wurden sie angekündigt. Im Sinne der Veranstaltung ist alles recht was knallt. Leider habe ich mich nicht weit genug nach vorne getraut, um mir davon etwas abzuholen. Diesmal gibt es auch Moderation, und zwar von Lulu, die wie immer sehr charmant ist, und irgendeinem Typen, den ich auch schon mal irgendwo gesehen habe, und der im Laufe des Abends betrunkener wird, was vermutlich für ihn auch ganz gut ist so. Ihre Aufgabe ist es, ganz viel Schnaps loszuwerden. Unter Insidern kursiert die Information, dass es sich bei dieser Schnapsmische um ein an das Schädelgetränk Kulike™ angelehntes Rezept handelt. Ich dachte das kann man nur im Sommer trinken, aber anscheinend knallt es auch im Winter!
Die Vorband haben wir verpasst, es handelte sich um eine Coverband (wie originell), anschließend gibt es lauter weitere Coversongs von so genannten "Allstars". Ich kenne drei Leute namentlich, 2 Leute vom sehen und sonst niemanden, aber bin ja auch in der Berliner Star-Szene nicht so drin. So ganz glaube ich diesen Begriff eh nicht, weil Azi nicht da ist. Macht für mich keinen Sinn. Klar, wahrscheinlich ist das mit dem "Star" auch nur so megadeepe Ironie, aber halt so nach dem Motto "Ja klar, das ist Ironie du Depp!!" und insgeheim denken sie aber hinter deinem Rücken trotzdem dass sie voll die geilen Hengste wären.
Und ja die Allstars, hmmm 5 Leute kenne ich vielleicht, zwei davon sind Moderatoren. Ich bin da wohl auch nicht im Bilde. Scio me nihil scire.
Mir würden jedoch noch einige andere einfallen. Der Name der Veranstaltung suggeriert meines Erachtens mehr als zu erwarten war. Die Vorband, Dauerwelle Wasserstoff, haben wir auch verpasst. Wobei diese wohl noch mit am besten gewesen sein soll, nach Aussage diverser Anwesenden. Schlager auf Punkrock gecovert. Die hätte ich mir hier und da mal als Zwischenact gewünscht, um das nicht allzu pralle Abendprogramm etwas aufzulockern.
Ok, der Frauenanteil soll sich ändern, ergo die Veranstaltung geht in die nächste Runde. Ich hoffe da auch auf ein Upgrade.
Ja diese Musikauswahl. Soweit ich mich erinnere sucht sich jemand einen Song aus und andere steigen dann mit ein. Proben dürfen auch alle nochmal. Also ist hier der Musikgeschmack diverser Berliner Punkrocker vereint, lässt sich vermuten. Mir war eindeutig der Deutschpunk-Anteil zu gering. Frauenanteil marginal, selbstkritisch wird aber angemerkt, dass sich das ändern soll. Na immerhin. Musikauswahl: Ich bin nicht Punkrock genug, ich kenne weniger Lieder als letztes Mal. Find's ja eigentlich gut, wenn nicht immer nur die Überhits gecovert werden sondern auch mal die heimlichen Hits, aber mein Musikgeschmack verläuft wohl doch leicht anders. Ich erkenne Blink 182, Alkaline Trio, Less Than Jake, als einzigen deutschsprachigen Song gab's Wizo (gähn), irgendein 80er Nicht-Punkrock-Song war auch dabei, zu meiner Überraschung sogar Jimmy Eat World.
Ganz gut fand ich noch Comeback Kid, obwohl ich das Original nicht mal kenne, aber da klang zumindest der Gesang annehmbar. Die meisten Coverstücke schwächeln an dem Punkt nämlich. Ich warte eh nur bis Nofx gespielt wird. Alle anderen Songs von Amibands klingen nämlich nur wie Nofx in ganz schlecht.
Ich muss gestehen, dass ich nicht durchweg alles im Detail verfolgt habe. Mich hat das einfach nicht vor der Bühne gehalten. Jeder spielt was er sich einigermaßen zutraut und hofft auf das Publikum, welches einen in den Allstars-Olymp aufsteigen lässt. Im Raucherraum war die Musik ähnlich laut, nur dass man sich hier noch dazu mit vielen bekannten Gesichtern anschreien konnte. Also als Backgroundmusik für einen suffig rauchigen Abend war das alles ganz gut.
Einkauf sowie Pfandrückgabe waren ätzend. Für die Preise kann man auch nochmal ein-zwei Leute mehr an den Tresen stellen. Wir sind zwischenzeitlich dank Biermangel in eine Bar geflüchtet. Als ich wieder komme, sind alle weg außer ein paar wenigen Gesichtern. Musik aus der Konserve läuft auch gerade aus. Es wird versucht, mit Filmriss noch einen kleine Chor anzustimmen, aber auch jetzt wollte keiner Deutschpunk, also ab in die Milchbar und gute Nacht. Als Zugabe natürlich Bro Hymn, damit alle nochmal fleißig grölen können. Vorhersehbar. Danach verdrücken sich alle in den Raucher-Raum, was ziemlich ekelhaft ist. Ekelhaft, weil langwierig, ist auch die Pfandflaschenabgabe, dafür aber der einzige Grund warum wir noch ne Weile verweilen. Neenee, Berlin Punkrock Allstars, manche Traditionen sind einfach nix für mich.