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Dritte Wahl, Sondaschule, Ex-White, Balcony D.C., 14.12.2019 in Dresden, Alter Schlachthof, Chemiefabrik - Bericht von verSemmelt

Dritte Wahl, Sondaschule, Ex-White, Balcony D.C., 14.12.2019 in Dresden

Teil 2/2 

Holy shit, I´m feeling wasted. Irgendwer hat über Nacht eine Trommel in meinem Hirn installiert und die fing jetzt an, dumpf zu pochen. Naja. Das Ding trink ich später wieder raus... Unter Cumbia-Begleitung von u.a. Rolando Bruno schaffe ich es, ein Mohnbrötchen, ein Ei und nen Kaffee runterzuwürgen. "Kichijoji" blieb sofort hängen. Gegen 14 Uhr zwecks "Buntspechte-Generalprobe" aus der Wohnung rausgeworfen --> Plattenladen --> Bierladen und ein Glück, um 4 machte das Pawlow auf. Irgendwie straft mich manchmal meine Spontanität und mein Unwillen, ein mobiles Gerät zum Telefonieren mitzuführen. An so einem ziemlich ungemütlichen Nachmittag in Dresden festzuhängen nervt einfach. 5 Stunden bis zur Chemo-Öffnung musste ich halt noch irgendwie rumbekommen. Wenigstens hatte Pauli gewonnen, was die Stimmung der Anwesenden oben hielt. Ich versuchte jetzt dagegen zu kontern. Das Hämmern ließ dann beim zweiten Bier auch merklich nach.

Gegen 6 stolpert ein Herr rein, der 2 Karten für DRITTE WAHL loswerden wollte. Mehr als Rumgedruckse auf die abgebildeteten 34,25€ und dass er wenigstens nen Kasten Bier raushaben wollte, erntete er erstmal nicht. Irgendwie hatte er auch keine Zeit, dort irgendwo am Veranstaltungsort die Dinger loszuwerden. Da dort der Beginn schon 19:30 Uhr war, leg ich halb mitleidig, halb genervt nen Zwanni auf den Tisch, er legt die Karten hin...nimmt sogar dankend den Schein und verschwindet in die Nacht. Es stand immerhin noch SONDASCHULE drauf, die ich okayisch find und eine Band namens KAIZAA. Ein mir vorher unbekannter Punk wird hellhörig..."hast du die beiden Karten jetzt echt für 20€ bekommen? - Weeßte was - ich kumm mit". Einen gewissen Humor hat es, dass glaub alle Anwesenden am Tresen Dritte Wahl in den 90ern übelst mochten. Ich hab mit "Strahlen" und der "Hallo Erde"-EP wahrscheinlich seit 20 Jahren ungehörte Platten im Schrank. Von den neueren Sachen kenne ich spontan nur "25 Cent". Aber hey. Da ich jetzt nicht sonderlich viel erwarte, kanns eher gut werden. Ein Konsens schien zu sein, dass die letzte Platte wieder besser war. Kurzes 5-minütiges Anfreunden mit dem Punk, der auf den Namen Bauwagen hört. Wie man das halt so macht. Und er hatte auch gleich den ganzen Ablaufplan bis zum Konzert offenbart. Für mich passte alles. Der Tresen verabschiedete mich mit "Viel Spass" und ich hörte einen durchaus ironischen Unterton heraus. Mein Bier schnell ausgetrunken und ab ...was meinem unterforderten Magen überhaupt nicht gefiel. Schnell mal nen Liter Flüssigkeit in einem Rutsch auf den Bürgersteig vomitiert. Wo ist ein SUV, wenn man mal einen brauch? Dennoch, gute Aktion wie sich herausstellte - fühlte mich schlagartig viel besser. Wo ich die Zeilen tippe kommt mir "Arme Armee" in den Sinn.
Bauwagens Bude ist dann gleich um die Ecke. Er scheint dabei mehr Geld in Fussball als in Musik zu stecken. Auch in Ordnung. Von der Decke prangt Celtic, NullDrei, Pauli und Altona93. Dann mal in die Vorband KAIZAA reingehört. Klang ja namenstechnisch nach HipHop. Vielleicht weil dem KIZ einfach ein Triple-A hinzugefügt wurde. HipHop wäre wohl noch gut gewesen. Also wenn ich gnädig wäre, könnt ich die zwei gehörten Tracks als Tote-Hosen-Klon beschreiben. Boah war das schlecht. Der Sänger klang auch noch wie Campino und die Musik dazu halt so lahme Deutsch-Rock-Ballade mit viel OhOohOohOohOOOOh. Was für eine Folter. Dadurch musste man sich auch nicht beeilen und der gelernte Koch zauberte noch fix einen Hot-Dog für meinen Magen.
Der feine Herr Wagen sowie meine Hackfresse... ich glaub es wurde darauf bestanden, dass das Bild hier unverpixelt landet. Also wehe es gibt jetzt im Nachhinein Beschwerden.
Vor dem Alten Schlachthof sammelte sich eine etwa 100 Meter lange Schlange. Wenn ich diesen Honk am Einlass aber auch seh, wie er die Karten-Falz in beide Richtungen akkurat faltet und anschließend in Zeitlupe abreißt, weiß ich warum sich hier nix bewegte. Aja: Honk ist das falsche Wort --- nennen wir ihn Adrian Monk. KAIZAA verpasst. Schade. Die hätte ich wahrscheinlich gern in der Luft zerrissen. Haha. Drinnen vernahm ich den Palermo-Song der SONDASCHULE. Aber irgendwie konnte ich mich nicht wirklich mit dem Gig beschäftigen. Laufend latschte jemand vor einem rum und Bauwagen hatte auch eine hohe Schlagzahl beim Zigarettenverbrauch. Das Foto entstand, als das Bühnenlicht ausfiel (ich liebe es wenn bei Profis was schief geht). Aber wie man sieht, brauchen solche Bands kein Licht. Das Publikum leuchtete einfach den ganzen Saal mit Smartphones aus. Ich bilde mir ansonsten ein, dass es ein recht lahmes Set war.
Preise waren ansonsten Punkerunfreundlich. 0,4l Radeberger für 4€. Teurer als bei Bob´s Burgers. Und außerdem sollte man alles, was in der Untersparte "Bier" steht genauestens lesen. Radeberger war das einzige Vollbier. Im gleichen Abschnitt les ich Freiberger und Schöfferhofer, aber nicht Freiberger Radler oder Schöfferhofer Grapefruit, sodass ich 4€ für nen Radler in der Hand hab. Da hätte man auch gleich die 3,50€ fürs Wasser nehmen können.

Oje. Ich bin abgeschweift. DRITTE WAHL begannen. Richtig merklich gesehen zuletzt 2003 auf dem "Music across the border" in Zittau. Da waren die auf Platz 4 von 4 bei meinem Review hinter der Aftershow, Frontkick und Prawda. Da stand: "3. Wahl wurde dank Alkohol vom Pöbel aber trotzdem gut abgefeiert." Schöne Erinnerungen.
Letztens beim Back-To-Future klang das wie Deutsch-Rock und hab die für uninteressant gehalten. Man positionierte sich jetzt etwas sinnvoller, sodass sich nicht laufend jemand durchquetschen musste. Bauwagen ging jedenfalls vom ersten Ton ab. Und ich kannte soooo wenig was folgte. Etwas schlucken musste ich, als der Sänger meinte: "Wir haben 2 Stunden Zeit." - Bauwagen: "Geil - da lohnen sich die 10€!" (oder meinte er die 34€?) Meine Gedanken: "Man hätte mir eigentlich 10€ dafür geben können." und sage: " Ich bleib dann aber keinesfalls bis zum Schluss." Und erstmal kreisten meine Gedanken, was denn hier früher so für Dinosaurier geschlachtet worden sind. Nach paar Songs dann endlich ein Bekannter: "Ihr seid so wie sie wollen das ihr seid". Leider eines ihrer Rap-Songs. "Kein Anschluss unter dieser Nummer" von der Split mit Dödelhaie kann ich hinsichtlich Nostalgie abfeiern. Es folgt noch ein Song zusammen mit SONDASCHULE. Ich investiere noch mal 4€, um was in der Hand zu halten und sehe sogar paar bekannte Nasen aus Hoywoy und Niesky. Bauwagen kannten irgendwie eh ganz viele.
Draußen höre ich Terroristenjäger. Auch so ein Rap-Song. Was fällt mir noch ein? "Störung" kam - fand den immer ganz ausgefallen mit dem Ska-Anteil. Sehr gut. Aber alles was jetzt so dazwischen war - keine Ahnung. Sowas brauch ich nicht. Für 10-11jährige als Punk-Einstieg durchaus empfehlenswert. Es wurden heut ja auch ein paar junge Kids mitgeschleppt. Wollte jetzt auch nicht auf  "NVA" oder "Tobias" warten - zu letzteren Song könnt ich auch noch ne Story loslassen, aber wenn er dann eventuell gar nicht gespielt wird?! Nein. Man muss Prioritäten setzen. Also weg da. Ach. Und ist es eigentlich von Nöten, dass die ganze Zeit bei dem einen Nightliner der Motor läuft?
Szenenwechsel: Chemiefabrik!
Vor der Chemo gefragt, ob schon was verpasst wurde. Auf die Antwort: "Nö, drin gibts grad Rausschmeißer-Mucke." ging ich mal schnell glotzen und sah... ja was sah ich da? Zwei Mann liefern eine Art schmierigen Soft-Pop. Fast Porn-Pop. So "Cigarettes After Sex"- nur in Trash. Einmal verzerrter und einmal recht hoher Gesang.
Das Projekt hört auf dem Namen BALCONY D.C. und ich beobachte mich selbst dabei, dass ich mit Dauergrinsen leicht ungläubig die Performance gut finde. Ich werte das jetzt mal als Kunst und irgendwie kommt mir kein besseres Wort als "awkward" in den Sinn.
EX-WHITE aus Halle (Saale) dann ganz was anderes. Zwar auch Trash, aber das war dann schöner stumpfer Garagen-Punk. Die hätten gestern auch irgendwie beim Poor&Weird reingepasst. Was mich etwas stört, dass man anscheinend bewusst alles so komisch abmischt, dass es wie aus der Kloschüssel klingt. Das könnt nen Tacken mehr knallen irgendwie. Selbst ein Rauschen über der Gitarre fänd ich gut.
Und der Sänger gurgelt rum als gäb es kein Morgen. Neben mir ein Typ, der dem ganzen Raum erzählen muss, dass er das auch kann. Na, dann machs doch, haha. Ich müsst zumindest tags zuvor ne Stunde die Wand anbrüllen um so etwas hinzubekommen. Letztes Stück dann ein absolutes Highlight, wo Lykke Li "benutzt" wird. Der Refrain hing mir in der Form noch den ganzen Sonntag im Kopf. Gute Band. Ist halt was fürs AZ oder andere Rattenlöcher.
Dann die "BUNTSPECHTE". Ich glaub so 12-13 Songs, jedes Jahr extra eingeprobt für den Abend, ständig Besetzungswechsel. Kalle Stille hat es bei nem Nowaves-Review im OX als "Dunstkreis von KAIRO, PISSE, DIKLOUD und anderen" bezeichnet. Das übernehm ich hier jetzt einfach mal so, weil ich damit höchstens viel zu unvollständig bin. Irgendwer aus Jena und Erfurt war noch dabei. Ich konnt mir die ganzen Infos nicht behalten. Im Bild ist hier die Performance von "Kaltes klares Wasser" (Malaria) zu sehen.
Mein Favorit war eine tolles "Boys Don´t Cry" mit leicht reduzierter Geschwindigkeit sowie ein Duett von Lady Gaga zum Schluss. Kein Plan wie der Song heißt. Schade eigentlich, dass die Songs nur ein einziges Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden, aber so hat der Abend immer was ganz besonderes.
Einer der Helden der Aftershow aka zugesagte Schlafgelegenheit beim Tanz mit dem 3 Liter Vodka der Spechte.
5 Aftershow DJ´s und alle waren ziemlich besonders. Schmidt&Fischer begannen mit Syntiekram aus allen Epochen; dann ein weitestgehend garage-rockiges Set; da waren so viel abwegige Sachen dabei, die ich persönlich gar nicht auf dem Zettel hab. Der DJ da rechts im Bild hatte mehr Bewegung zu bieten als alle Bands heut zusammen. Geil, wenn man so zur Musik abgeht. Dann kam zwischendurch noch einer mit 7-Inches, die alle noch dieses große Loch in der Mitte haben. Das war dann nicht ganz so meins. Hörten wir da Protopunk? Ich bin überfragt. Sein Einstand war jedenfalls sehenswert als er die Nadel der laufenden Briefs-Platte runternimmt und diese gekonnt mit Schwung wieder in die gleiche Rille reinwirft. Aber das war nicht der einzige lustige Fauxpas in der Nacht.
Manko an der ganzen schönen Aftershow: Dieser dämliche Kicker, der da die Tanzfläche blockierte.
Jaja. Schön wars. Nur angenehme Leute heut in der Chemo. Auch wenn viele mit der Zeit einfach nur noch verbimmelt waren. Ein einziger Bier- und Scherbenteppich war die Folge.
Kurz vor 8 wird man dann aus der Chemo rausgeschmissen - es ist tatsächlich hell - und die durchaus immer noch 30 verharrenden Leute inklusive meines Schlafplatzes wollten schon mal das Frühschoppen im Heartbreak beginnen. Ich schwenke die weiße Fahne und richte mich in meinem Auto ein. Irgendwann muss ja auch wieder ein Auto gesteuert werden...


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Weitere Infos zu den Bands: Balcony DC, Ex-White, Sondaschule, Dritte Wahl, Buntspecht
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