Lande Hekt, Wenn einer lügt dann wir, On Another Planet, 11.01.2020 in Köln - Bericht von Fö
Lande Hekt, 11.01.2020 in Köln
Zunächst ON ANOTHER PLANET. Der begrüßt uns mit den Worten "Ich habe letztens eine Science-Fiction-Geschichte geschrieben, davon handeln die ersten drei Songs". Ich überlege noch, ob das jetzt für oder gegen ihn spricht. Pro: Ich mag Science Fiction. Contra: Ich mag keine Science-Fiction-Autoren. Isso. Naja, egal.
Über den haben wir mal in nem Review-Marathon abgelästert, und ich muss sagen, mit den Eindrücken von damals hab ich irgendwie etwas mehr erwartet, da ich noch Vergleiche mit irgendwelchen Bands im Kopf hatte, hier aber halt einfach nur ein Typ mit Akustikgitarre steht.
Tut nicht weh, ist mir so aber einfach zu unspektakulär. Aber dafür ist der Typ da auf der Bühne so irre nett! Echt jetzt! Eigentlich jedes Wort, das er sagt, ist nett, und dann erstmal die Sätze! Er hat auch eine sehr nette Aussprache. Wie muss das erst sein, sich mit ihm zu unterhalten. Komplette Niceness-Overdose!
Anschließend WENN EINER LÜGT DANN WIR. Der Name ist mir schon öfter mal untergekommen, bisher nie groß mit befasst. Dabei kommen die, wenn ich mich richtig erinnere, sogar aus Dortmund, und spielen auch gar nicht sooo selten irgendwo in der Gegend. Aber halt nie wenn ich da war. Bis heute.
Zu sehen (& hören) gibt es die klassische Dreierbesetzung. Ja genau! Mit Schlagzeug und verstärkten Gitarren! Voll super. Das nehme ich mit tiefgehender Erleichterung zur Kenntnis. Also, nix gegen On Another Planet und erst recht nix gegen Lande Hekt und sowieso nichts gegen Akustikgitarren (naja, doch..), aber ein ganzer Abend ohne Lautstärke, das bin ich halt einfach nicht gewöhnt.
Auch erleichternd: Ich finde das sogar gut! So vom Gesamtkonzept her alles 1A. Unterhaltsames Gerede zwischen den Stücken. Ich weiß gar nicht mehr, worum es da so ging, aber es war witzig. Zum Beispiel wurde die Idee aufgebracht, Negativ-Tutorials rauszubringen, um beispielsweise GitarristInnen aufzumuntern, dass es noch viel schlechtere GitarristInnen gibt. Wobei es nicht ums Gitarrespielen ging, sondern darum, sie auseinander zu bauen. Ein wenig konfus alles, ja, aber dafür schön ungekünstelt. Ein Song handelt davon, auf einem Spekulatius einzuschlafen. Zeitlose Lyrik.
Musikalisch, hm, also Punk ist das ja jetzt nicht, das ist schon ziemlicher Pop, vielleicht auch Indie, mit betont naivem Anspruch. Ich fürchte, von Platte könnte ich mir das nicht geben. Aber die Performance (manche sagen: Verplantheit) als Gesamtes war einfach überzeugend. Also: Daumen hoch! Im Nachhinein doch nicht so schlimm, dass wir nicht dem Drang nachgegeben haben, auf den Auftritt zu verzichten zugunsten der vermutlich parallel gerade im Ballroom spielenden Rainbow Dash zu verzichten...
Dann: LANDE HEKT! Ich finde ja die Muncie Girls toll, war mir aber unsicher, was die Sängerin so als Solokünstlerin bieten kann (nichts gegen Akustikgitarren, aber...). Sie selbst sagt aber auch, dass sie sich noch ein wenig darauf einstellen muss, mal ohne Band unterwegs zu sein. Aber habe ich das richtig verstanden, dass es auch eine Lande Hekt Band gibt? Wie auch immer, heute solo.
Ich find's total super! Ist vermutlich, so ganz rational erklärt, der vertraute Gesang, der was in mir auslöst, aber auch sonst kommt das alles sehr gut rüber, sehr sympathisch, sehr nahbar, sehr auf dem Teppich geblieben. Muss ja zugeben, in ihr Solowerk vorab nicht wirklich reingehört zu haben, aus Angst, es könne mir nicht gefallen, aber hey, jetzt bin ich da sicherer. Großartiger Song: "The Future". Vor vorgehaltener Hand muss ich ein wenig lachen, als sie was von "give up alcohol" singt - unter einem Querbalken, auf dem groß und breit SAUFEN steht. Aber ja, gut, eigentlich gar nicht so witzig.
Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der keines ihrer eigenen Lieder kennt, das weiß sie wohl auch, und erzählt, dass sie noch gar nicht entschieden hat, ob sie Muncie-Girls-Stücke spielen will - fragt dann aber doch, ob es Wünsche gibt. Gibt es, klar! "Respect" zum Beispiel, wo sie nochmal kurz auf die Message eingeht, dass auch männliche Wesen sich mal vermehrt nen Kopf über sexuelle Gewalt machen sollten. Gab auch nen neuen Song, den sie wohl für Muncie Girls geschrieben hat.
Etwas irritiert bin ich immer, wenn sie sowas sagt wie "that song is very old! I wrote it six years ago!". Wahrscheinlich bin ich selbst einfach zu alt, um bewerten zu können, was "alt" ist. Egal. Passiert jedenfalls gen Ende, als zur Zugabe noch was von den Muncie Girls gewünscht wird: "Everyday" hat sie lange nicht gespielt, schafft es aber mit einigen Anläufen. Sehr cool. Man kriegt echt das Gefühl, sich jeden x-beliebigen Muncie-Girls-Song wünschen zu können, ob sie den nun grad drauf hat oder nicht. "That's a challenge!" meint sie dann auch zum nächsten Wunsch "The Real You" - und packt es. Voll gut. Einer meiner liebsten Muncie-Girls-Songs.