The Crimson Ghosts, Rampires, Mutant Reavers, 29.02.2020 in Schwerte, Rattenloch - Bericht von der Redaktion
The Crimson Ghosts, 29.02.2020 in Schwerte
Abfahrt! Heute mal wieder mit PKW am Start, weshalb die Sauferei keine allzu große werden dürfte. Ich habe auch keinen Bock auf nächtliche Odysseen und noch weniger am Sonntag früh aufzustehen und dann mit der Pimmelbahn nach Schwerte zu tingeln um dort die Karre zu holen. Horrorpunk fand ich tatsächlich mal mords-geil (höhöh!), aber das ist laaange her. Heute bin ich mal wieder ziemlich überrascht, dass es da wirklich sowas wie eine Horrorpunk-Szene gibt (in Fachkreise "Fiends" genannt). Sieht man halt a) auf der Straße eigentlich nie und b) finde ich sogenannte Subkulturen, wo es eigentlich nur um Klamotten und Musik geht (Hallo Metal!), spätestens seit den letzten Jahren doch ein wenig befremdlich. Jojojo, mal wieder ins Rattenloch. Eigentlich nie verkehrt. Fast egal wer spielt. Habe für Horrorpunk eigentlich nicht so viel übrig, aber die Misfits haben schon n paar geile Songs. Und es geht natürlich ums Ambiente und diese ganze Tod-und-Sterben-Sache. Kann man sich nicht immer antun, aber Themenabende haben einen gewissen Reiz. Also schnell n Whiskey mit Eistee reinziehen und ab geht's.
Außerdem haben sie Bock, sich ordentlich einen reinzustellen. Ein guter Abend für die Rattenloch-Finanzen. Da sage ich mal stellvertretend danke für den Durst und den lockeren Geldbeutel. Vielleicht funktionieren dann beim eurem nächsten Besuch wieder alle Pissoirs. Dem Publikum sieht man deutlich an, dass sie nicht wie ich einfach auf Verdacht hingehen, sondern schon Bock auf ne Gruselshow haben. Die Szene ist vertreten und gut gelaunt.
Allgemein Pop-Kulturell gibt es diese Kombination definitiv schon. Apropos Pop-Kultur, das Video zum Song "Give Me Back My Holotape" hat der szenebekannte Trashfilmer Peter Ahlers gedreht. Wird heute auch gespielt. Erste Band MUTANT REAVERS aus Kiel, was, wie sie sagen, ganz oben im Weltraum liegt. Cooles Konzept, so Space Horror. Gibts das schon? Wenn nicht coole Idee, reitet die Welle, Jungs!
Mich kann das nicht so wirklich abholen. Spikes auf der Schulter, Hippie-Skalp anner Kapuze und Maske aufm Knie (WAAARUUM?!)...ist mir etwas too much. Verdammt, jetzt habe ich mich wieder so an Äußerlichkeiten hochgezogen. Das sollen wir doch nicht mehr tun! Band legt los, Sänger kommt dann auf die Bühne und sorgt direkt für Präsenz. Dachte zuerst das wären nur drei Leute, aber der bullige Typ hier gibt dem Ganzen einen stilechten Charme auch für Nicht-Genrefans.
Gerade im Vergleich zu den anderen Bands, die heute noch kommen werden, sagen mir die Mutant Reaver am wenigsten zu. Der Sänger knödelt mir zu sehr ins Mikro und die Songstrukturen sind mir persönlich dann doch etwas zu vorhersehbar. Auch die Musik ist ganz geil. Sogar mit ein paar anständigen Melodien und nicht wie man das sonst im Rattenloch gewohnt ist mit viel Gebrülle. Auch wenn der Kerl n bisschen nach Grind aussieht, singt er meist. Geiles Shirt!
Tatsächlich langweilt es mich schnell so sehr, dass ich nach ein paar Songs den Pool verlasse. Da sind wir nicht die einzigen. Dennoch scheinen die Horrorpunker ein größeres Bandguckbedürfnis zu haben, als die Normalpunker (ohne "h"). Punker, der Eintritt bezahlt, reinkommt, sich direkt auf den Sessel schmeißt und dort den kompletten Abend verpennt ist auch mal wieder am Start. Zum Glück! Ich hatte schon befürchtet, dass diese Art ausgestorben wäre. Hoffen wir, dass sich die Population bald wieder erholt. Ein sicheres Habitat sollte ja mit dem Rattenloch grundsätzlich gegeben sein.
Band ist auch gut und was die Kostümierung angeht, gewinnen die Jungs heute den Preis. Neben ein paar sympathischen Verspielern machen die echt Spaß, also Spaß der gruseligen Sorte. Ich bilde mir sogar ein, Elemente des Spacerock rauszuhören. Das passt sehr gut. Wegen Space; auch mit ein paar Einspielern a là pewpewpew. Ich empfehle noch eine fliegende Untertasse an einer Angel beim nächsten Gig! Die kleine Spielzeug-Kettensäge geht gegen Ende noch kaputt, schade. Weiter so!
Jep, außer man kauft sich direkt einen sehr teuren Vodka, aber da kaufe ich mir dann lieber mehrere Flaschen billigen Rum. Der Kelch ging an mir vorüber. Aber die Erfrischung wäre gut gekommen. Von Bier wird man bekanntlich auch betrunken und es schmeckt im Gegensatz zu Wodka, der nur zu ertragen ist mit irgendnem Fruchtscheiß.
Das Auge hört live IMMER mit! Ansonsten könnte ich mir ja auch ein (Live-)Album zu Hause anhören. Dann müsste ich auch nicht unter Menschen gehen. Aber witzig, für mich waren die Rampires das musikalische Highlight. Alle hatten ordentlich Skills an ihren Instrumenten und der schmächtige Sänger hat einfach eine grandiose Stimme. Oh man, ohne Äußerlichkeiten geht es wirklich nicht!! Die RAMPIRES gefielen mir ein bisschen weniger, aber immer noch anständig. Vielleicht liegt das an der fehlenden Kostümierung. So Skelett-Handschuhe können bei Amazon nicht die Welt kosten. Tatsächlich hört das Auge bei Horrorpunk mit.
Ich finds eigentlich ganz konsequent, sich einfach mal nicht zu schminken, den wer sich nicht schminkt, der kann in der Zeit saufen. Positiv zu nennen sind Justin Timberlake am Gesang und Vin Diesel an den Drums. Ersterer kann echt singen und tut es auch, zweiterer kann verdammt tight die Double Bass bedienen. Das ballert! Und ballern muss es.
Bass hat man leider echt nur in einem ca. 5-sekündigen Part gehört, wo dieser mehr oder weniger alleine gespielt hat. Da fand ich diesen auch ziemlich gut. Pepperann regt sich indes über die Verunstaltung "dieses wunderschönen Instruments" auf. Vom Kontrabass kam irgendwie nicht so viel rüber. Als Showelement ziemlich gut, musikalisch bin ich da aber kritischer. War n bisschen dünn so vom Sound, obwohl sonst Mischer-Fisher einen gewohnt guten Job macht. Der Gitarrero im Hintergrund sieht da voll aus wie ein alter Gruselmönch oder n Leichensammler während ner Pestepidemie. Passt.
Peinlich, trotzdem bin doch überrascht, dass, während große Rock-Bands a la Beatsteaks und Anti-Flag minutenlange Ansagen brauchen, um den Großteil des Publikums zum Sitzen zu bewegen, es bei den Rampires wirklich nur eine ganz kurze Handbewegung des Sängers benötigt. Props aber auch an die zwei Konzertbesucherinnen, die einfach mal stehen geblieben sind. Die Hinsetz-Aktion hab ich verpasst. Warum machen das Bands immer noch? Dienstag war ich noch bei Deichkind und sogar die haben das noch mit ner vollen Halle gemacht. Egal, manchen gefällts. Wie man sieht, ist der Laden ganz gut gefüllt. Keine Ahnung ob das in dem Genre bekannte Bands sind, aber ich vermute mal schon ein bisschen.
Also ich fands echt mega, bis auf die Sache mit dem auditiv nicht vorhandenen Kontrabass. Außerdem tragen Basser und der Gitarrist, der hier nicht im Bild ist, beide das gleiche Shirt ihrer eigenen Band. MINUSPUNKTE!! Ansonsten aber musikalisch relativ seriös und abwechslungsreich. Vor allem der Sänger wusste mich echt zu überzeugen. An den Drummer halte ich mich dann, wenn hier die Zombie-Apokalypse losbricht.
Band war zum letzten Mal vor sechs Jahren hier. Ich war tatsächlich auch da, habe damals jedoch noch nicht für Bierschinken geschrieben. An das Konzert erinnere ich mich nur noch düster, weiß aber noch, dass das Gruseligste dort die Fußballfans waren. Letzte Band THE CRIMSON GHOSTS, die tatsächlich auch wirklich gut waren. Die haben gut anderthalb Stunden echt das Publikum bearbeitet. Sind wohl schon seit ner Weile im Geschäft und auch dementsprechend professionell. Habe hier nichts zu meckern. Der Drummer ist wohl neu aber das merkt man kaum. Sitzt von den Songs her echt sauber alles und ballert. Und es muss ja bekanntlich ballern.
Hier wird auch wenig gesoffen, dafür ordentlich Wasser verdampft. Gut für die Stimme, den Kreislauf und alles. Aber Bier hat auch Vitamine! Wir sehen auf dem Foto eine der typischen theatralischen Gesten des Sängers, die aber keineswegs Fehl am Platz sind. Da sind n paar Hymnen dabei und das Ganze macht einfach einen Heiden Spaß. Es kommt keine Langeweile auf und nach jedem Song will ich noch einen hören.
Es wird allerhöchste Zeit, dass wir endlich das Bierschinken-Dresscode-Manifest herausbringen! "Support the Scene!" Minuspunkt wegen Tragen von eigenem Merch und Pluspunkt von Tragen vom Merch der Vorband gleichen sich aus. Die Jungs wirken integer und sind auch musikalisch echt gut aufeinander abgestimmt.
Der Sänger gibt wirklich alles. Sieht man hier auf dem Bild noch nicht, vielleicht weil Sven wie ein Profi alle Fotos am Anfang des Konzerts schießt und dann was anderes macht, aber am Ende besteht der Typ nur noch aus Schweiß und seiner Stimme. Letztere ist echt kraftvoll, so dass nicht mal die zahlreichen Woohooohooo-Parts nerven. Wirklich großes Tennis. Am Ende bin ich etwas traurig, dass sie nicht noch ein paar Songs mehr spielen. Aber das Konzert muss anstrengend für die Jungs gewesen sein.
Ich kann mich nicht erinnern, wann eine Band im Rattenloch das letzte Mal über 1 1/2 Stunden gespielt hat. Vielleicht vor sechs Jahren. Aber ansonsten schließe ich mich an. Grundsolider und sehr gut eingespielter Auftritt, wo man eigentlich nicht meckern kann, den ich aber dennoch ein kleines bisschen schwächer fand, als den der Rampires gerade.
Am Ende, so gegen halb zwei, erhebt sich dann auch der Sesselpunk , muss feststellen, dass sich seine Freunde gerade auf den Weg machen und wankt dann diesen hinterher in Richtung Bahnhof. 5€ für einen halben Pennplatz ist vermutlich okay. Ganz so euphorisch wie Büchse verlasse ich das Konzert nicht, sondern stattdessen eher müde und mit großer Vorfreude auf das gleich folgende Wiedersehen mit meinem Bett. Alles in Allem wieder ein toller Abend. Gut organisiert von Nancy und KuBu-Kollegen. Wir freuen uns auf den nächsten Besuch! Die Tage haue ich mir auch ein paar Horrorpunk-Songs in die Playlist und nicht nur Dig Up Her Bones.