Boom Boom Racoon, 08.03.2020 in Dortmund, Tanz auf Ruinen - Bericht von Fö
Boom Boom Racoon, 08.03.2020 in Dortmund
Aber heute soll es erstmal um Sonntag, den 8.3. gehen. Da hat hier noch keiner so wirklich damit gerechnet, dass ein Virus die gesamte Konzertszene (ja, und auch andere) zum Erliegen bringen könnte. Und so gab es auch heute wieder eine angenehme Option der Abendgestaltung. "Boom Boom Racoon" gastieren im Ladenlokal von Tanz auf Ruinen. Dort waren sie wohl schon mal im vergangenen Jahr, ich aber nicht, also nutze ich die Chance!
Boom Boom Racoon leben in Vans, wie sie erzählen. Ich vermute mal, sie meinen die Busse und nicht die Schuhe. Also schwer zu sagen wo sie eigentlich herkommen, aber wenn sie sich festlegen müssten, würden sie Bristol sagen. Das Konzept der Band ist sehr vom DIY-Ethos geprägt, alles wird nach Möglichkeit selbst gemacht.
Neben selbst gemachtem Merch gibt es auch selbst gemachte Getränke: Boom Boom Racoon haben ein Fass eigenen Cider mitgebracht! Darin eingelegt selbst angebaute Chilis, was das Gesöff zu einer sehr rachenzerberstenden Mixtur macht. Sie empfehlen die Halb-Halb-Mischung mit Apfelsaft, von der man sich dann nach und nach zum vollen Genuss herantasten kann.
Die Musik ist angenehm anarchistisches Geklöppel mit akustischen Instrumenten, Trompete und mehrstimmigen Gesängen. Einige Ska-Ausflüge inklusive, was mich so Anarcho-Ska-Kapellen wie Leftöver Crack denken lässt, aber eben auch an die britische Skapunk-Szene, die einfach deutlich mehr geilen Scheiß zu bieten hat als diesen Heititei-Party-Ska, den man hierzulande oft vorfindet. Natürlich erwächst in mir auch die Assoziation zu Days N' Daze, mag aber auch daran liegen, dass mir in diesem Akustik-Subgenre die Referenzen fehlen.
Boom Boom Racoon sind gerade auf dem Weg nach Hamburg, um dort ihr neues Album aufzunehmen. Also haben sie sich für den heutigen Zwischenstopp auch was Besonderes überlegt: Zunächst werden 8 neue Songs vom Album gespielt, danach einige ältere. Gutes Konzept, mir allerdings relativ wumpe, da ich eh kein Stück kenne. Man bekommt aber mit, dass einige der "neuen" Stücke eh schon seit einiger Zeit dabei sind.
Die Themen sind relativ breit gefächert. Natürlich geht es viel um Politik und Freiheit, aber auch um etwas abstrusere Sachen. So haben sie einen Song geschrieben für die belgischen Lotus-Kekse und planen, dieses Stück vor Ort in der Fertigungsfabrik darzubieten. Und wenn sie dafür keine Kekse bekommen, wollen sie einen Heist-mäßigen Raubzug durch die Anlage durchführen. Ein guter Plan! Sie sind wohl schon ein paar Mal gescheitert, im April kommt der nächste Versuch. Nunja, wenn ihnen nicht diesmal Corona nen Strich durch die Planung macht. Ich drücke die Daumen!
Der Auftritt gefällt mir echt gut! Besonders gelungen finde ich den Kontrast zwischen der rauen und angegriffenen Stimme des Bassisten und den eher melodischen Vocals der anderen beiden. Dazu kommt, dass man ihnen durchweg den Spaß an der Sache anmerkt.
Zwischendurch gibt es eine kleine Raucherpause, bevor es mit den "älteren" Songs weitergeht. In Pause können wir uns aber auch an Brot und Kuchen bedienen, die eine Konzertbesucherin mehr oder weniger von einer Veranstaltung containert hat. Was ebenfalls gut ins Themenfeld des Abends passt. Der Bassist erzählt noch vom "Bin God", der dafür sorgt, dass man alles, was man benötigt, irgendwo im Abfall oder Sperrmüll findet. Man muss es nur wollen! Begeistert werden Storys ausgetauscht, was man schon alles Hilfreiches neuen praktischen Zwecken zuführen konnte. Passt natürlich auch wieder prima in den Themenbereich des Upcycling-Ladens "Tanz auf Ruinen". Ihr merkt, alles sehr stimmig heute!
Echt, schönes Konzert, gute und sehr sympathische Band! Wenn ihr die Chance habt, gebt euch das mal. Ich hau jetzt hier keinen Konzerttipp raus, denn wer weiß ob das überhaupt stattfindet. Hört einfach mal in die Aufnahmen rein! Achja, wenn euch das alles nicht überzeugt: Am Ende wurden noch die Vengaboys gecovert. Wenn das mal nichts ist!