Trip auf die Färöer, 29.04.2020 in Tjørnuvik, Färöer - Bericht von Fö
Trip auf die Färöer, 29.04.2020 in Tjørnuvik
Die Färöer Tourismus-Beauftragten hatten nämlich die äußerst kreative Idee, ihre Touristen, wenn sie denn nicht selbst vorbei kommen können, zumindest virtuell über die Inselgruppe zu führen. Das funktioniert dann so, dass man den Livestream eines lokalen Guides verfolgt und ihn oder sie mittels Steuerkreuz und Jump/Run-Knöpfen steuern kann. Irre! Bin dabei! Super Mario war doch eigentlich auch Färöer!
So sieht dat aus! Welch wunderschönes Steuerkreuz! Leider ward es mir vergönnt, selbst die Steuerung zu übernehmen und es fehlt auch die Information, an welcher Stelle der Warteschlange ich sitze. Also doch kein so interaktiver Urlaub wie gedacht. Mist. Mal schauen wo die anderen Idioten so hinwollen.
Alle 1-2 Minuten wechselt der/die Steuernde. Merkt man daran, dass alle erstmal ausprobieren wollen, wie das mit springen und rennen und im Kreis drehen so funktioniert, und ob man ins Wasser springen kann und ähnliches. Kristina, unser Guide für heute, nimmt uns das nicht übel. Ich befinde mich anfangs noch in einer philosophischen Debatte mit mir selbst, ob es eigentlich cool ist, einen Menschen derart seine Steuerung aufzudrücken, merke dann aber, dass das voyeuristische Zuschauen noch viel schlimmer ist, und halte lieber die Klappe.
Dafür bekommen wir einiges erzählt über den Ort, in dem wir uns befinden. Tjørnuvik heißt er (gesprochen klang das eher wie "Tschednowik" oder so), ist die nördlichste Siedlung der Insel Streymoy und liegt in einer echt schönen Bucht.
Wer grad die Macht über das Steuerkreuz hat, entscheidet wo es langgeht, ansonsten können wir nicht interagieren, uns auch nicht mit dem Guide unterhalten. Angeblich gibt es anschließend noch einen Livechat, den hab ich aber nicht gesehen, oder verpasst, oder ignoriert. Ab und zu gibt es vom Guide auch Tipps zur Steuerung ("if you send me to the right I can open the shed and show you the boat inside!")
Ich kann das Meer sehen! Was ne schöne Aussicht. Einige Surfer sind vor Ort, sonst sind es auch gerne mehr. Da ganz hinten die beiden Felspimmel, die da aus dem Wasser ragen, nennen sich "Risin og Kellingin", übersetzt so viel wie "The Giant and the Witch", einer der bekanntesten Sieghtseeing-Punkte der Färöer.
Um die Aussicht zu genießen, hab ich extra meinen riesigen Büro-Monitor in Beschlag genommen. Nächstes Mal klau ich mir die 3D-Brille aus dem Büro! Mit Smartphone soll das aber auch ganz gut klappen.
Tjørnuvik ist ein recht kleiner Ort (24 Häuser, wenn ich das richtig verstanden habe). Die Häuser sehen alle recht neu aus, sind aber, zumindest in der Altstadt, in traditioneller Bauweise.
Wir kommen an einem netten Dorfbewohner in traditioneller Kluft vorbei. Er bietet uns Waffeln an. Mhhh, wie das duftet! Das ist wohl in kleinen Dörfern auf den Färöern nicht ungewöhnlich.
Kommt nicht ganz an den Selbstgebrannten in osteuropäischen Ländern ran, aber hey, Waffeln, da sagt doch niemand nein!
Die tierischen Dorfbewohner sind sehr zutraulich, zwei Hunde sind sichtlich aufgeregt über diese riesige Touristengruppe die da gerade virtuell durch den Ort schlendert. Vielleicht warten sie auch, dass wir ein Stück Waffel fallen lassen. Weiter hinten tummeln sich Ziegen, Enten und Schafe. Kein Wunder, es gibt mehr Schafe als Menschen auf den Inseln. Übrigens war "Sheepview" vor ca 3 Jahren eine andere kreative Idee der Färöer: Damals bestückte man Schafe mit 360°-Kameras und schickte sie durch die Landschaften, als Antwort auf Google Street View. Witziges Völkchen.
Es gibt verschiedene Touren, die angeboten werden, aber es entscheidet wohl eher der Zufall, welche man bekommt. Bis letzte Woche gab es noch bis zu zwei Touren täglich, mittlerweile nur noch einmal die Woche (Mittwoch 18 Uhr Ortszeit, also 19 Uhr deutscher Zeit) - scheint, als sei ich mal wieder zu spät für den großen Hype! Verdammt!
Ich hatte Tour 15, die ganz nett war, aber bestimmt lange nicht so spektakulär wie die offensiv beworbenen Touren im Helikopter oder im Boot. Ich hätte mich auch über mehr Landschaft und weniger Ortschaft gefreut, aber MIR GIBT JA NIEMAND DIE STEUERUNG!!!11
Ich hatte Tour 15, die ganz nett war, aber bestimmt lange nicht so spektakulär wie die offensiv beworbenen Touren im Helikopter oder im Boot. Ich hätte mich auch über mehr Landschaft und weniger Ortschaft gefreut, aber MIR GIBT JA NIEMAND DIE STEUERUNG!!!11
Wie auch immer. Pfiffige Idee und klingt definitiv nach nem potenziellen Reiseziel. Muss man ihnen ja lassen, die Werbeaktion wirkt. Und wenn dann noch extra die Kirche aufgeschlossen wird nur weil man im Ort ist, fühlt man sich als Touri doch direkt gebauchpinselt.
So, genehmigen wir uns noch nen Absacker im örtlichen Punkschuppen?
So, genehmigen wir uns noch nen Absacker im örtlichen Punkschuppen?