Bez Sance Fest (Tag 1): Adacta, Driák, Znouzectnost, Discoballs, P.U.M, Louty, 24.07.2020 in Police nad Metuji (CZ), Hospudka - Bericht von verSemmelt
Bez Sance Fest (Tag 1), 24.07.2020 in Police nad Metuji (CZ)
Ende Juni hatte ich dann mal nen Plausch mit einem lokalen Veranstalter, dass man höchstens mal in Tschechien was ins Auge fassen sollte. Da sollten paar kleine DIY-Festivals starten. 2-3 Sachen hab ich dann terminlich für machbar gehalten. Nummer 1 auf der Liste war das BEZ ŠANCE FESTIVAL(=Keine Chance) irgendwo in Ostböhmen und mit um die 150 Kilometer Landstraße nicht sonderlich weit entfernt. Da hab ich mir dann einfach mal blind zwei Karten für je 16€ besorgt. Die kann man auch verschmerzen, falls an dem Zeitpunkt sich die Lage wieder ins Negative kehren sollte. Dame gefragt, mit der ich jedes Jahr so 1,5 bis 2 Tage auf dem Polenwoodstock rumlunger und erhielt direkt schon eine formelle Zusage.
Die Woche vor dem Festival steigt tatsächlich endlich mal wieder meine Laune über den trostlosen Durchschnitt, in dem man irgendwie seit März festhängt. Geplant war zu diesem Zeitpunkt eigentlich, den Back-To-Future-Bierschiss auszukurieren. Jetzt schaut man sich 7-Tages-Inzidenzen an. Ich werde also von 0 Neuinfektionen in einen Kreis mit 2,4 pro 100000 Menschen reisen. Was in CZ bedeutet: minimalste Hygienevorschriften. Ich glaub man muss eine(n) Hygienebeauftragte(n) festlegen. Der oder die hält wohl halbwegs die Toiletten in Schuss und ab und zu stand ein Desinfektionssprüher rum. Bier aus 1-Weg-Bechern und mehr brauch man wohl auch nicht, wenn man sich nicht permanent in die eigene Fresse packt. So denn...auf geht's.
Hinreise quer über Polen unspektakulär. Immerhin gab's einen Bürger zu begutachten, der am Straßenrand seinen Freitagnachmittags-Ausnüchterungsschlaf hielt.
Die (zu deutsch) Puppen würde ich als melodiösen Streetpunk einordnen. Cooler Wechselgesang und auch textlich mit klarer Kante, obwohl ich mit "antifascist" "antifa" und "hooligan" ganze drei Wörter verstehe.
Bis auf nen Stromausfall überzeugend und für meine Ohren schon mal ein kleines Highlight. Das Publikum schien derweil noch etwas zögerlich.
P.U.M aus Prag bezeichnen ihre Musik als Metalpunk. Meinetwegen. Bei auf ein paar Songs wird ordentlich die Metalgitarre unterlegt.
Insgesamt aber viel abwechslungsreicher und weitaus weniger hart als das, was ich mir unter so einem Begriff vorstelle. Ein Song bestand sogar aus einem recht langsamen Offbeat. Ich hatte da diesbezüglich noch nach allen Bands den Sänger im witzigen Suffdialog.
Mit Einbruch der Dunkelheit dann mal eine Band, die noch ganz gut in Erinnerung ist. DISCOBALLS aus Prag spielten bei mir um die Ecke auf dem sogenannten "Summer Of Subculture".
Zu Beginn und zum Ende wurden anscheinend die Hits platziert. Dazwischen war es mir etwas eintönig. Ich würde den Sound in Richtung Anti-Nowhere League schieben.
"Coronesque" ;) ... auf jeden Fall gute Party. Ich glaub ich entschied, mich jetzt direkt mit zwei Bier einzudecken. Notiz an mich selbst: Im angetüdelten Zustand macht es wenig Sinn, eine Vokabel wie die Zahl 12 einzustudieren.
DRIÁK anschließend mal mit was seltenem. Punkrock und der Sänger hält gleichzeitig ein Akkordeon in der Hand.
Bei dem Namen half der Standardübersetzer ausnahmsweise mal nichts. Wahrscheinlich geht der alttschechische Begriff in Richtung "Allheilmittel" oder "Tinktur".
Bei der Beschreibung der Musik tue ich mich schwer. Wie wäre es mit Oi-Folk. Aber weder so richtig Oi, noch so richtig Folk. Dreckiger Punk mit Akkordeon. Wie wärs damit?
Nachdem die Wochenendbegleitung zwecks Übermüdung ins Auto verfrachtet werden musste, geb ich mir noch ADACTA aus Bratislava.
Die wurden mir schon im Vorfeld empfohlen und das war auch nochmal richtig gut. Jetzt haben wir tatsächlich Metalpunk, Subgenre: Crust.
...und da. Nach meiner doch recht ordentlichen Schlagzahl beim Radegast sind aber Details ziemlich weggewischt. So eine tiefe Shouterstimme klimpert aber noch später durch.
Cool. Bei so einer Mucke juckt auch die Sprachbarriere nicht. Die könnten sogar bayrisch singen. So denn: das war schon mal ein verdammt guter Auftakt. Dem Parknachbarn versuchte ich noch zu erzählen, warum man sich denn extra zum Festival in die Tschechei aufmacht. Aber wenn er hier die letzten Berichte mit Bildern durchklickt, wird er es besser verstehen als das, was wir da in der Nacht zurechtstammelten. Weiter gehts mit >> Tag 2 <<