Stuss am Fluss (der Freitag): Faust X Bein, Turtle Rage, DxBxSx, Nowaves, Dachlawine, Fellaws Kingdom, 21.08.2020 in Cottbus, Chekov - Bericht von verSemmelt
Stuss am Fluss (der Freitag), 21.08.2020 in Cottbus
Der Einlass wirkt etwas skurril. Maske auf und schon hat man die Fiebermesspistole am Kopf. Die Einlass-Theke fast komplett mit transparenter Folie verschlossen. Zur Datenabgabe reichte dann eine E-Mail Adresse. Zwecks Zeitersparung haben die da aber schon vorher die Möglichkeit zur Registrierung gegeben und es musste nur noch ein QR-Code gescannt werden. Eine etwas längere Schlange bildete sich dann trotzdem irgendwann. Stattfinden tut das Ganze neben dem Chekov. Da ist ein altes Schwimmbad und ein paar Leute planschten auch nebenan in der Spree. Später waren da DJs. War dort aber nie wieder hingegangen. Man hätte 30 Meter laufen müssen und es drohte eh nur Technokrempel. Die mathematische Wahrscheinlichkeit, etwas interessantes zu entdecken wird sich bei meinem Geschmack gegen Null bewegen. Außerdem hätte man auch wieder zurücklaufen müssen. Reinste Utopie.
PC TOYS begannen auf der Hauptbühne mit lahmen Hip-Hop. Zu dudeliger Musik rappten 2 Dudes aus Strausberg. Korrekte Texte, aber außer mit französischen Hip-Hop kann ich der Sparte eh nichts abgewinnen. Objektiv betrachtet sind mir beide Stimmen viel zu nah beieinander. Nach paar Songs hörte man dann aber irgendwo auf dem Gelände Lärm...
Und da wäre die Punkstage aka Nordkapp unter einem halb offenen Verschlag. Und da staute sich die Hitze, dass ich dann ausschließlich draußen zuglotze. Hätte man vielleicht noch etwas besser lösen können.
Es begann FAUST X BEIN aus Magdeburg. Anarcho-Pogo-Dreckpunk mit offensichtlichen Vorbildern irgendwo im 80er Jahre Deutschpunk-Untergrund. Das scheppert schonmal gewaltig, dass eine doch etwas ältere Dame vor Schreck in Schockstarre verfällt, die da grad vorbeilaufen wollte.
Songs weitgehend kurz. Die "Balladen" werden so auf 2 1/2 Minuten gekommen sein. Stärker finde ich die kurzen Klopper mit dem krächzenden Gesang wie "PartySaufenKotzenNerven". Hit.
Mit dem Duo THE TEETER MEN hatte ich dann ganz große Schwierigkeiten. Die wursteten sich durch zahlreiche Musikstile. Ganz zu Beginn gruseligster Altrock, dann Psych, Grunge, Prog, Stoner, noisige Parts, dann auch mal bisschen Indie oder halt irgendwas Experimentelles. Wer auf Musikrichtungsraten steht, sollte die sich mal geben.
Politpunk mit so bisschen Uffta-Takt. Der Gitarrist hatte es drauf und die Sängerin übte sich für meine Kamera im Schattenspiel.
Mit "Niemand will Gauland zum Nachbarn haben" blieb aufgrund der Wiederholung sogar ein Song direkt hängen. Sympathisch.
So Grind/Fastcore mit verschärften Gesangslagen. Die blasen in vielleicht 20 Minuten und mindestens so vielen Songs die Gehörgänge frei. Zuckersüß.
Die Dresdner NOWAVES kann ich aus Befangenheit wieder nicht so richtig werten. Der Linecheck noch voll übersteuert, aber ab Song 2 klang alles prima. Der Soundmensch musste auch ordentlich Meter machen, weil er da im Rücken der Band abmischen musste.
Spaß trotz Hitze. Jetzt so gegen Mitternacht dürften knapp 30 Grad geherrscht haben. Diese aber unter freien Himmel... Heut wurde btw wieder ein anderer Einsatz versemmelt. Immer wenn ich die sehe passiert es, und immer ist es ein anderer Song. Langsam vermute ich Absicht dahinter. Oder liegt es an mir?
Zum Abschluss gab's zwei Cover. Neu und auf Anfrage wurde die Band "Billie And The Willies" aus Umfeld EA80 entgegnet. Düster und leirig. Ein schräger Abschluss. Durch die etwa eine Stunde Spielzeit verpasse ich leider die simultan spielenden LOS CUMBIANCHEROS. Dachte die Leipziger Cumbia-Guys spielen als Headliner zumindest bis zum erwarteten Lautstärkeende gegen 1 Uhr.
Nix da. Einen Kurzauftritt scheinen sich noch FELLAWS KINGDOM aus Frankfurt (nicht an der Oder) erbettelt zu haben. Linker Uptempo-Ska trifft es denk ich ganz gut. Leute machten dann den Maskentanz zu Titeln wie "Pflasterstein", "Revolution" und einer abschließenden Dub-Nummer. Ganz ordentlich. Ist halt kein Cumbia. :(
Irgendein Teil der Veranstaltercrew gibt noch einen Zitronig-Süßen Schlaftrunk aus einem Sammelsurium von Schnapsgläsern aus. Ich glaub ich habe (wenn ich das richtig rausgehört habe) sogar vorher schon aus einem Kerzenständer getrunken. In der Folge wurden auch die Gespräche verschwommener. Für die Antwort auf die Frage "Chemnitz oder Cottbus?" brauch es wahrscheinlich eine wissenschaftliche Abhandlung...
Ich logge mich noch durch einen Strichcode, den man zu Beginn bekommen hat, am Ausgang aus, damit morgen wieder ein Platz für jemand frei wird. Eigentlich verdammt viel Aufwand, aber anders geht's wohl nicht. Samstag skippe ich damit u.a. TOT und 20 LITER YOGHURT für eine Geburtstagsdisse. Ein Fehler, wie sich beim Anblick einer abendlichen Coronaparty herausstellte. Das machte teilweise echt schlechte Laune. Zumindest konnte man auch die Option freier Himmel für einen selbst ganz gut wählen. Grüße an diejenigen da und bleibt gesund. Mathematisch gesehen wirds wohl klappen. ;) Aber mich bestätigt die Erkenntnis, dass man so einen Scheiß wie Hochzeiten eher beschränken sollte als anonymere Konzis.