Heinersdorf Punk Fest: Lassie, Das Das, Mexican Radio, 26.09.2020 in Berlin, Zukunftswerkstatt Heinersdorf e.V. Bürgerverein - Bericht von der Redaktion
Heinersdorf Punk Fest, 26.09.2020 in Berlin
Ja, nach gefühlt tagelangem Hin und Her, wir kommen, wir kommen nicht, bekomme ich schließlich Samstag nachmittag einen Anruf, dass die Sachsen quasi vor den Toren Berlins sind und mich bei dem Regen auch noch einsammeln können. Also stehe ich doch mal von der Couch auf und quäle mich raus.
Ja. Man plant dies und das, lädt vorsichtig "heinzzweidrei" ein, der zumindest Freitag Zeit hatte. Und es war ja doch einiges los in Berlin: Beide Tage das Potse/Drugstore Fest vor dem Tommyhaus, Samstag in der Rigaer Straßenpunkkonzert und dann noch ein kleines Festival in Heinersdorf. Wetter war nicht sonderlich gut angesagt, aber so etwas hat diesen Winter einfach auch mal egal zu sein. Die Probleme gingen los Freitag früh, als die erste Absage wegen Arbeit kam, anschließend begann dann ein ewig langer Social-Media-Disput mit Mitfahrer Nummer 2. Probleme wie Wetter ("Ich hab grad keine lange Hose"), Schlafplatz ("Ich penn zur Not im Auto") und irgendwie müssen ihn auch irgendwelche Honks beeinflusst haben, ob man denn auch wirklich beim Tommyhaus reingekommen wäre. Ja, wäre man...easy. Naja, nach 3-6 Stunden war ich dann zumindest nicht mehr Fahrer und zog die Option Freitag Dresden Chemiefabrik (SPARTANICS+HARRY ANSLINGERS), Samstag dann Kurztrip nach Berlin. Denkste. 10 Minuten nachdem das fixiert war, weigerten sich wohl die Leipziger Schönwetterpunks, im Chemogarten bei bisschen Getropfe vom Himmel anzureisen. Eigentlich war das Ziel dieses Wochenende, Post-Lockdown-Band numéro 50 abzuhaken. Dass es nur #44 bis #47 wurden hatte vielfältige Gründe, wo man manchmal denkt: "Bleib doch einfach im Bett liegen."
Ich lande schließlich in DD auf einer Vernissage und der Band BLEI. Ein paar Worte dazu demnächst im Monatsrückblick September. Die Kneipen anschließend übervoll. Auch nicht so meins grad.
In Dresden wartet man dann samstagmittags auch nochmal geschlagene 1 1/2 Stunden, bis der Fahrer aufkreuzt. Und jetzt war das Wetter tatsächlich mal richtig mies. Im Tommyhaus soff derweil wohl die Technik ab und "frau wolfram" besetzte dann einen freien Platz im Auto, um schön im Berliner Stau zu stehen. Super sowas. Ein Mitfahrer hat/musste sich woanders socializen. Der hat dann von Berlin ausschließlich Stau und Kneipe mitbekommen. Das lohnt.
Pahh Sonne kann jeder. Ortsbegehung Rigaer. Nach dem Motto "Laut+Dreckig (aber bitte doch nicht nass werden) gegen Verdrängung!" wurde das nächste Konzert kurzfristig Opfer von Regen, der aber jetzt 17 Uhr rum merklich weniger wurde. Hätt mich ja schon interessiert, ob Patti Pattex noch Stimme hat. Ich stell mir grad einzelne Wortgruppenfetzen beim kurzfristig anberaumten Plenum vor: "Traumwetter" - "Boah - da könnte ja das Verlängerungskabel nass werden." - "Kommt doch eh keiner." - "Uffräumen müssten wa ooch den nassen Scheiß." "Lass ma lieber Tüte bauen." - "Lass ma lieber Bier trinken." - "Lass ma lieber Apfelkuchen backen." - "Am Ende kommen diese Scheisstypen aus Sachsen."...also es gibt schon sehr gute Gründe das mal Ausfallen zu lassen.
Ich war im übrigen die erste Benutzerin der rosa Toilette. Bei den Temperaturen macht man das auch nur einmal. Auf nach Heinersdorf und da endlich läuft endlich mal was nach Plan. Innerhalb der Straßenbahnwendeschleife am Endhaltepunkt der M2 gabs Klos (kein Symbolbild), 3 kleine Pavillons mit Sachen wie Datenabgabe und Getränken, einen kleinen Streetfoodstand sowie eine trockene Bühne. Sweet.
Multilinguale Hygieneeinweisung von der Bühne gabs. "Jedem Haushalt nur ein Kreuz." Und der Regenschirm musste auch nur noch sporadisch benutzt werden.
Beginnen tut das Duo DAS DAS. Und zu Beginn war ich echt irritiert. Die Lautstärke war echt einige Zeit ziemlich unten angesiedelt und ich hatte schon fast die Vermutung, dass irgendeine Dezibelgrenze eingehalten werden muss... Erst im dritten oder vierten Song wurde am Schräubchen gedreht. Erleichterung macht sich in mir breit.
Ich musste auch direkt an sowas wie Ideal denken, nur mit etwas modernerem Sound und ohne Drums. Wir bekommen minimalistischen Elektropunk geboten. Etwas aus der Zeit gefallen, so Eighties-Vibe.
Der Stil ist durchweg minimalistisch, experimentell würde noch passen. Ein kleiner Mini-Bums fehlt mir irgendwie. Nen Bass... irgendwas. Ist hier aber sicher bewusst nicht gewollt. Ansonsten tatsächlich sympathisch die zwei. Aber mit halber Arschbacke in den 80er auch irgendwie nix Neues. Minimalistisches Gitarrenspiel, Wechselgesang mit viel Hall, dazu wurde an 4 Synthies geschraubt, geloopt, getippt, gespielt, ge-what-ever(t). Manchmal wahrscheinlich so weit "freestyle", dass man sich selbst auf der Bühne ein kleines Schmunzeln nicht verdrücken konnte. Sympathisch.
MEXICAN RADIO, scheinbar international zusammengesetzte Berliner. Und die hatten schonmal ne recht ulkige Instrumentierung. 2 Leute mit drei Synthies, sowie ein Schlagzeug. Und ich denk immer, dass man am ehesten auf das Schlagzeug verzichten kann, wenn man Synthies nutzt.
Ja und weiter geht die Synthie-Mottoparty. Hier gibt's auf einmal etwas Bums aber die Gitarre/n fehlt mir. Ist wohl heute nicht mein Tag. Nach zwei Songs schaltet mein Gehirn auf Durchzug. Das ist mir zu monoton. Bis auf die sprachlichen Wechsel und die schicken Knastanzüge war das ziemlich unaufgeregt bis hin zu nervig. Und nachdem das Banner-Aufstellding zum gefühlt hundertsten mal von der Bühne geklatscht ist, denk ich mir so, ob das ein Wink sein soll... Joa. Und es gab sehr eigenen Post-Punk und ich empfand es dann auch nur überzeugend, wenn der Beat stark war. Erinnern tu ich mich an den einzigen deutschsprachigen Titel "Wohnstadt" mit irgendwas wie Würstchen in Erkner und Schnaps aus Greifswald?! Ganz zum Schluss "Night of the nihilists" wusste dann am meisten zu Gefallen. Zweimal wehte es noch den Kartenständer spektakulär von der Bühne - da war wohl doch noch Wetter.
Endlich eine für mich vollständig anmutende Combo. Das Synthie zart schnurrend im Hintergrund. Da hatte der Soundmensch in seinem Van mit Deckchen aufm Schoss endlich mal was zu tun. LASSIE aus Leipzig machen den Headliner. Zu recht! Synthie-Punk zum Dritten heut, aber das wurde gar nicht so weit in den Vordergrund gerückt. Auch auf die ganzen Audioschnipsel von den Kassetten wurde weitgehend verzichtet.
Split mit Ex-White direkt hintereinander.
Auch Outfit-technisch ganz weit vorne die Band. Fransenhemd! Schön wild. 21st century gypsies. Musikalisch auf jeden Fall mein Highlight heute. Bissl Geschrammel. Endlich. Gut. Das Publikum darf sich an einer verdammt guten Lo-Fi-Garagen-Punk Show erfreuen. Alles irgendwie tanzbar. Im dritten Viertel des Sets gibts "Onkel Maik" und "QT Enhancer" von der starken
Auch Outfit-technisch ganz weit vorne die Band. Fransenhemd! Schön wild. 21st century gypsies. Musikalisch auf jeden Fall mein Highlight heute. Bissl Geschrammel. Endlich. Gut. Das Publikum darf sich an einer verdammt guten Lo-Fi-Garagen-Punk Show erfreuen. Alles irgendwie tanzbar. Im dritten Viertel des Sets gibts "Onkel Maik" und "QT Enhancer" von der starken
Mir bleibt nicht mehr viel zu sagen. Danke fürs Abholen. Danke auch an die Bands, die sich bei dem Kackwetter da raus gestellt haben und die ganzen Helferlein. Süße kleine Veranstaltung, mit der ich soooo an diesem Wochenende nicht gerechnet hätte. Da stören auch mittlerweile die doch ziemlich kalt gewordenen Füße nicht mehr und LASSIE reißt ein doch recht verkorkstes Wochenende raus.
Tja, was bleibt zu sagen: Es trauten sich echt wenig Leute raus. Vielleicht 50 bis 60 Leute. Genehmigt waren 150. Es war vom "Musicboard Berlin" gefördert und daher sogar umsonst. Ich hab jedenfalls für mich alles getan, um mich mit Konzerterlebnissen anzufüttern, einfach in einer merkwürdigen Voraussicht eines verdammt ungewissen Herbst/Winters. Ich werde mir wohl demnächst Thermosocken besorgen und hoffen, dass weiterhin auf Outdoorkonzis, wo man stehen kann, gesetzt wird und die Kommunen auch mal die Straßen für so etwas wöchentlich vor den Clubs freigeben.