Izero Hardcore Fest (Tag 1): Hände, Sputa, The Corpse, Dyym, Huff Raid, Zawody, Moira, Skorup/a, 18.06.2021 in Wolimierz (PL), Atelier Wolimierz - Bericht von der Redaktion
Izero Hardcore Fest (Tag 1), 18.06.2021 in Wolimierz (PL)
Aufpasserin! Nu! Wie aufregend mit Schlafsack, Isomatte und Zahnbürste im Zug gen Sachsen, um dann mit dem Niesky-"Express" und gekühltem Bier abgeholt zu werden. Ein gutes altes Lebensgefühl kommt zurück. In heller Aufregung habe ich vorab auch schon einmal u.a. Veranstalter Till angequatscht und die Bierschinkenpresse angekündigt. Der Till hat ein kleines DIY HC/Punk Label & Mailorder aka Abnegat Records und schwebt zwischen Polen und Berlin hin und her. Einige der Bands hat er selbst im Gepäck. Ich bin gespannt.
Das ist doch schon fast Stalking! Aber man kann es vorweg nehmen. Er hat den Termin optimal getroffen. Und da viel einfach schon im Vorfeld abgesagt wurde, blieb ganz wenig übrig wo man hinfahren hätte können. So kamen auch Leute, die gut Kilometer gemacht haben, wie aus München und Hamburg. 244 Tage kein Konzert. Konnte man was ändern, außer diese Zahl mit etwas Aufwand um vielleicht 20-30 Tage nach unten zu drücken? Wohl nicht. Ich hatte ja schon geahnt, dass eine in weiten Teilen neoliberale Pandemiebekämpfung mir einen langen Winter beschert. Wo ich dann allerdings selbst mental nah am kollabieren war - das waren die Tage nach der Ministerpräsidentenkonferenz am 3. März. Ihr wisst schon - "wir müssen in exponentielles Wachstum herein lockern". Hätte man sich wenigstens mal um die seit etwa Oktober von Wissenschaftlern geforderten Schnelltests gekümmert inklusive sinniger Teststrategie... Da war man schon kurz vorm Absprung aus dem Hamsterrad und die geben nochmal richtig Schwung, damit wir im April und Mai auch noch schön in der Lockdownschleife hängen. Sachsens Sonderweg mit "wir lassen die Intensivbetten volllaufen ehe wir Rolle rückwärts machen" halte ich dabei in Teilen sogar für menschenfeindlich. Am meisten auf den Kopf geschissen wurde Kindern und Jugendlichen. Die dürfen zu Recht sauer sein. Aber ehe das hier in einen superlangen Wall-Of-Text ausartet, wechsel ich ganz schnell zu Erfreulichem: "Endlich wieder Festival" heißts in Polen. Offiziell bedeutet dies 250 Getestete + X an Geimpften. Und Bierschinken stellt sogar eine Art Aufpasser zur Verfügung - ich freu mich auf Frau Wolfram!
Wenn de mal nix suchst, das findest du hier. Den schönsten Bahnhof den die Gegend zu bieten hat: Kodersdorf/Bahnhof.
Was für eine aufregende hochtourige Fahrt. Vor uns fährt noch so ein anderer Sachsentyp mit nem Berliner im Gepäck. Das Kennzeichen ist sogar das gleiche. Zufälle gibts...15€ Eintritt! Wahnsinn! Dazu einheimisches Bier mit ca. 1,60 €. Das ist auszuhalten. Da beschwere ich mich nicht über die Verzögerung. Das Auto bekommt bei jetzt weit über 30°C und polnischen Carrefour-Benzin irgendwie Raucherhusten. Mit paar Fehlzündungen und Verreckern landen wir aber dann doch noch pünktlich im Isergebirge. Was heißt pünktlich? Da wurde wegen der Hitze der Start ordentlich nach hinten verlegt.
Als Auftakt etwas polnischer Crust/HC/Punk. Hier kam auch erst einmal die Frage auf, wie man das wohl ausspricht. Mir wurde das auch irgendwann später gesagt, aber ich habe es vergessen.
[schkru:pa] glaub Den Festival-Opener machen dann bei Sonnenuntergang SKORUP/A.
Ja. Sehr gut. Man hätte mir aber nach so langer Konzertpause vieles andrehen können. Ich hätt alles abgefeiert. Das war auf jeden Ffall ein ganz kurzweiliger Auftakt. Aber dieses Wochenende ist generell nicht mit schier endlosen Auftritten zu rechnen. Generell so viel crustiges konnte ich da glaube ich nicht identifizieren, tut dem aber ganz gut.
eigentlich war danach laut flyer Zawodny, aber ich glaube Moira war laut Sonnenstand eher, oder?
Wenn sich wer wundert über diesen sinnlosen Dialog. Das passiert nachdem man Bilder hochlädt - diese für eine weitere Person mit einem Hinweis belegt - und dennoch kommentiert wird. Ich bin mir jetzt im Nachhinein aber ziemlich sicher, dass wir keine Band verwechselt haben... Auch Skorup/A - die Band danach fehlt
Ich musste da Sonntagfrüh notgedrungen auch mal drauf. Die Löcher im Stroh zu Nachbarkabine sind - nunja - ungewohnt.
Solange du ins Klo machst und nicht in die Löcher im Stroh... Absoluter Pluspunkt eine wassergespülte ganz normale Toilette mit Strohwänden. Das hat eine ganz eigene wohlig kuschlige Atmosphäre.
So ein leichter Emo-Screamo-Schlag hatte das glaub auch. Die Sängerin schrie auch oft kniend die Grasnarbe an. Die zweite Band MOIRA fährt dann auch mit der ersten Dame des Wochenendes auf. Ein bisschen düsterer geht's hier weiter mit dark-hardcore. Paulas Stimme gefällt mir ziemlich gut. Mal kurz zu erwähnen, dass die Musik auch schön laut war vor der Bühne.
Kein Plan was du uns hier weismachen willst? Es kam doch später noch Dunkles! Ich hab mir Sonntag früh als Notiz Emocore gemacht. Aber so richtig weiß ich auch nix genaues mehr bei all den neuen Bands.
Dunkel ist nicht gleich dunkel! Ansonsten finde ich den "darkmode" ganz gut. Das wird der einzige in der Form bleiben für dieses Wochenende.
Es war ein Flaschenbierfestival. Und die ansässigen Bierbesteller waren wohl auf den Ansturm nicht ansatzweise vorbereitet. So waren stündlich immer wieder andere Biere am Start. Auffällig war - wenn eins gut geschmeckt hat, dann war das auch ziemlich fix wieder ausverkauft. Ich hab 9 verschiedene Sorten geschafft - aber keine Nachwehen - alles gut. Bevor das mit diesen unzähligen polnischen Biersorten weiter geht muss auch mal gegessen werden. Die Verpflegung war fast ausschließlich vegan. Zur Pizza konnte man noch echten Käse bekommen. Etwas anderes haben wir auch am Freitag dort nicht gegessen. Die war zu gut. Und die herumlaufenden Hunde fanden das auch :)
Die augenscheinlich jüngste Band des Festival mit einem der vorher schon bei MOIRA auf der Bühne stand. Und es gab so Post-Hardcore - Musik, von der ich so gut wie keine Ahnung habe. Aber wenn ich mich nicht irre, dürften die ziemlich politische Texte haben. An ZAWODY erinnere ich mich nur wegen der schülerbandanmutenden Besetzung. Da muss ich nochmal rein hören.
Ich hab im Vorfeld in eine einzige Band reingehört. Dies war HUFF RAID - hab mir die 12 Minuten Crustgebolze ohne Skip durchgehört - und die Entscheidung zum Festivalbesuch war getroffen.
Dem habe ich nicht so viel hinzuzufügen. War schnell da, war schnell weg. Kurze stumpfe Haudraufsongs. Bestimmt nicht innovativ - aber ich hab Spaß!
Bei DYYM aus Poznań weiß ich noch, dass der Gesang der Sängerin super facettenreich war. Metallischer HC/Punk mit DIY-Attitude.
2020 rein und lese die sehr aussagekräftigen Übersetzungen. Spontaner Anspieltipp: "Fala"
Ich hör grad nochmal zwecks Hirnanschaltung in deren Werk
Ja Wahnsinn, Shouting, Klargesang, Sprechgesang... innerhalb kurzer Zeit. Vom HCFest mal kurz zum Wacken und wieder zurück. Ich kam auch nicht umhin, mir die nochmal anzuhören. Ich bin auch dankbar über die Übersetzungen. Das inhaltliche Verständnis geht ja doch leider etwas unter an dem Wochenende.
THE CORPSE (since 1985) sind dann wohl die dienstälteste Band des Festivals. Aber außerhalb Polens so gut wie unbekannt.
Ich bilde mir ein, wir haben über offensichtliche Ähnlichkeiten des Sängers mit James Hetfield geplaudert. Da sind meine Erinnerungen auch etwas getrübt so langsam. Bzw. hat mein Gehirn sich mal eine kurze Aufmerksamkeitspause genommen.
SPUTA anschließend mein Highlight des Tages. 3/4 Italiener, die in Berlin ansässig sind, liefern Hardcorepunk mit so bisschen D-Beat. So Richtung DISCHARGE und EXTREME NOISE TERROR. Und dafür bin ich ja immer zu haben.
Ich fand noch lustig, wie wahrscheinlich eine Frau aus deren Umfeld am Merchtisch den italienischen Namen "Sputa" einfach nachstellt. Aber wir sind hier ja alle geimpft... Die so ziemlich einzige Band die ich schon ansatzweise kannte. An dem Abend auch mein Highlight. Aber so im Nachhinein beim Querhören reihen sich da auch ein paar andere mit ein. Meine Bandcamp-Liste ist um einiges gewachsen.
Ich meine, das haben wir auch ausführlich diskutiert. Ich mag ihre Stimme ganz gerne, auf Platte ist das etwas dezenter. Generell fehlt dem Drumcomputer einfach Bums. Das klingt recht weichgespült. Aber soll sicher so sein. HÄNDE machten den Tagesabgesang mit entspanntem Post-Punk mit schönen Gitarren und Drumcomputer. Mir gefiel aber die Abmischung nicht sonderlich. Die Sängerin war gegenüber restlicher Instrumentierung viel zu laut. Oder umgekehrt. Schade.
Prinzipiell war das schon die richtige Band, um die Beine auf die Aftershowparty vorzubereiten. Es wurde insgesamt ziemlich spät. 2 Uhr 45 las ich irgendwo auf einem Smartphone. Ein Boxenseite streikte auch noch die letzten zwei Songs. Das geht so bisschen in Richtung "verkorkster Auftritt" obwohl die auf der Bühne wahrscheinlich nichts falsch machten.
Da gabs Bier und viele viele Gespräche - u.a. ein Interessantes mit dem Exil-Belarussen. Da isses wieder, dieses Licht. Keine Ahnung wie oft ich da vorbeigeflogen bin.
Viel 80er Jahre glaub. Ein polnischer Song kurz vor Schluss gefiel. Klang wie ein abwegiger NDW-Klassiker. Während mein Begleiter am Rande sein letztes Bier nuckelt, mische ich mich nochmal unters Volk und schwinge das Tanzbein. Auch das habe ich lange nicht getan. Ein bisschen Trash-Afterparty. Besser hätte die Nacht nicht enden können.
Wurden wir rausgeworfen oder sind wir freiwillig gegangen? Als wir aus der Disco austreten, ist es glockenhell. Aua. Gleich wollen wir noch baden fahren... Bis gleich!
Weiter geht mit Tag 2... An manche Dinge erinnert man sich erst wieder, wenn man sie auf der Kamera findet. Die Sonne droht im Hintergrund schon wieder...