Egotronic, Gestank, 29.07.2021 in Duisburg, Kantpark - Bericht von der Redaktion
Egotronic, 29.07.2021 in Duisburg
Diese Frau wollte einfach nur zum Duisburger Kultursommer gehen, um MOLLY PUNCH zu sehen, was dann geschah, war unglaublich...so, oder zumindest so ähnlich könnte die Überschrift zu meinem Konzerterlebnis lauten. Fö hat ja bereits gespoilert, dass die Band, die der Grund für mein Erscheinen auf dieser Veranstaltung war, offensichtlich kurzfristig abgesagt hat, nur so als Erklärung für die nun folgende schlechte Laune. Also, langsam artet es echt aus! Schon wieder fahren wir für ein Konzert in eine andere Stadt. Zustände wie 2019 sind das hier! Der "Duisburger Kultursommer" lockt mit verschiedenen Veranstaltungen, darunter auch welche die vom soziokulturellen Zentrum
Das Veranstaltungsgelände besteht aus einem Innen- und Außenbereich. Im Außenbereich kann man sitzen und warten, bis es los geht, und im Innenbereich, naja, eigentlich auch. Bei diesem handelt es sich um eine Art Zirkuszelt mit recht breiter Bühne und einem als Tribüne aufgebautem Sitzbereich. Wir haben Plätze in Reihe 4, und die steuer ich auch an, als gegen 19:25 die ersten Töne aus dem Zelt schallen.
Wie die fleißig Lesenden wissen, handelt es sich um die Band GESTANK. Kannte ich bisher nur, weil sie irgendwann während des Lockdowns ein Streaming-Konzert gemeinsam mit Scherben gegeben haben, wo ich zumindest mal reingeschaltet habe. Zu hören gibt es Lärm, der sich in der Zirkuszeltakustik mit Turnhallen-Charme nochmal extra entfalten kann.
hier, wenn ihr wollt.
In Erinnerung geblieben ist mir auf jeden Fall die Vokuhila-Matte des Sängers und die Rotzbremse des Bassisten. Musik ist so Hardcore-Punk, würde ich sagen. Bollert ganz gut nach vorne und hat nen gewissen Assi-Touch, was ich sehr erfrischend finde. Reinhören könnt ihr
Vorschriftsgemäß gibt es extra viel Abstand zwischen Bühne und Sitzbereich. Ein Freibereich, den der Sänger auch immer mal für gelegentliche Ausflüge nutzt. Insgesamt schon ganz geil, was die da zaubern.
Zumindest Bene lässt sich überzeugen, mit zur Bühne zu kommen. Leider sitzt er am Gang und kann dadurch schnell fliehen, als er von der Musik genug hat. Das, was da von drinnen an Geräusch nach außen dringt, reizt mich nicht, meinen Platz auf der Bierbank zu verlassen. Wenn man mittig sitzt, kommt man auch so schlecht raus.
Bisschen erstaunt bin ich, als am Ende immer mehr Zuschauer*innen vor die Bühne wanken und nervös mit ihren Gliedmaßen zappeln. Ist das denn erlaubt? Nervös blicke ich mich um, aber niemand in Sicht, der oder die dem Einhalt gebieten will. Die weitere Recherche ergibt aber dann, dass in Duisburg noch Inzidenzstufe 0 gilt (erst am Folgetag wird die 1 erreicht), und in der darf man, wenn Negativtestnachweise gezeigt werden, echt ziemlich viel. Ob die Virolog*innen das nun gut finden oder nicht.
Das setzt sich dann auch bei den nun folgenden EGOTRONIC fort, die meisten Leute steuern gar nicht erst ihre Sitzplätze an sondern bleiben direkt vor der Bühne. Ich brauche echt ne Weile, um darauf klarzukommen. Nix mehr mit Maske, Abstand, Rückverfolgbarkeit - eigentlich das, was wir alle wollen, aber andererseits steigen doch die Zahlen und es gab schon genug Veranstaltungen, die trotz GGG-Nachweis zu haufenweise Ansteckungen führten. Aber andererseits: Die Politik scheint sich ja auf diesen Jojo-Schlingerkurs eingestellt zu haben und Zero Covid können wir eh vergessen. Also warum dann nicht die kurze Zeitspanne nutzen, in der die Zahlen mal niedrig sind. Besser wäre natürlich, es würden sich einfach alle impfen lassen. Aber solange es Leute gibt, denen die persönliche Freiheit wichtiger ist als die der Gesamtgesellschaft, können wir das wohl vergessen. Also juhu, weiter Schlingerkurs!
Nee, für mich wird das heute nichts mehr, ich bin gerade Waldorf & Statler in Personalunion. Wobei es an dem Auftritt von EGOTRONIC eigentlich gar nichts zu meckern gibt. Die Band hat sichtlich Bock zu spielen, Torsun grinst wie ein Honigkuchenpferd und die Ansage "Wenn hier vorne nur Pimmel tanzen, ist das kein cooles Konzert!" kann ich nur unterschreiben. Nun denn, meine persönliche Freiheit ist natürlich auch, am Platz stehen zu bleiben anstatt mich ins Gedränge zu stürzen. Fühlt sich grad einfach besser an, auch wenn wir dadurch wahrscheinlich wie diese Oppas von den Muppets wirken. Abgesehen davon aber wirklich mal wieder ein Konzert, das sehr nah drankommt an das Treiben vor der Pandemie. Unfassbar!
Die "macht keinen Lärm" war unhörbar, das war doch die mit den ganzen Skits zwischendurch oder? Will nicht wissen was die sich eingeschmissen haben um auf diese Idee zu kommen. Einzig musikalisch interessieren mich EGOTRONIC schon seit der "Macht keinen Lärm" nicht mehr. Und überraschenderweise wird auch relativ viel "neues" (neu ist für mich dann quasi alles ab 2011...) gespielt, was mich auch nicht fröhlicher macht.
Nein. Mir fällt heute auf, dass auch auf den letzten Alben immer mal kleine Hits versteckt waren, ohne die dem Set auch irgendwie was gefehlt hätte. Sowas wie "Deutschland, Arschloch, fick dich", "Linksradikale" oder "Die neue Hammerhead". Ansonsten, ja. Solange "Raven gegen Deutschland" und "Rannte der Sonne hinterher" gespielt wird, ist doch alles fein.
Das restliche Publikum ist ansonsten mega euphorisch, fast als müssten sie ganz viel nachholen. Zwar immer mal mit Abstand, wird doch trotzdem meist gesprungen, geschubst und getanzt als gäbe es die böse Welt da draußen nicht. Die Breite der Bühne ist auf jeden Fall von Vorteil, da verteilt es sich alles ganz gut. Und ein ganzes Zirkuszelt "Nie wieder Deutschland" brüllen zu hören, tut auch mal wieder gut.
Das Lied war auch angenehm kurz. Aus Angst davor, dass Bierschinken ihr neues Album verreißen könnte, haben Egotronic noch schnell die Hardcore-Punk-EP "Einzelkampf" aufgenommen. Wurde bei uns natürlich nicht besprochen, bestechlich sind wir ja nicht. Aber dass "Scheisz Polizei" gespielt wird, wofür Torsun sogar die Gitarre übernimmt, ist schon ein kleines Highlight.
Ich glaube, es war ein Song namens "Langeweile"... Zu irgendeinem Song mussten sich dann alle hinsetzen, außer Keyboarder Kilian. Also, ich hätte ja gedacht dass nach 9 Monaten Netflix eh niemand mehr sitzen kann, aber es sind dann doch alle ganz hörig. Ich bin ja froh, dass wir immerhin Sitze haben, auf die wir uns niederlassen können, und nicht wie der Pöbel auf dem Erdboden hocken müssen.
Hier seht ihr mein Highlight des heutigen Abends. Also, den Rest davon. Mit Käse gefüllte vegane Pizzabrötchen von Dominos...es gibt natürlich auch noch andere Pizzabuden mit veganer Auswahl...aber leider immer noch viel zu wenig!!! Auf dem Gelände selbst gab es nur Essen für die Crew und der Cocktailstand hatte, gefühlt, auch nur eine halbe Stunde geöffnet. Da hätte man sich vielleicht an einem Stück Ananas als Deko im Drink erfreuen können. Ich bin einfach nicht ich selbst, wenn ich Hunger habe, daher danke an Ronja und Maks für die Nahrungsbeschaffung.
Für mich war das heute eher ein schöner Abend mit netten Menschen. Oder ein netter Abend mit schönen Menschen. Allerdings hätte ich den lieber irgendwo am See sitzend verbracht und mein Eintrittsgeld an einen wohltätigen Zweck gespendet.
Gerüchteweise kriegt man sein Eintrittsgeld ja nicht einmal zurück, wenn man einen Hund dabei hat. Da kannste das bei ner Bandabsage gleich knicken! Nagut, Insider Ende.
Die Tonne am Eingang war auch voll, da hätte gar kein Hund mehr reingepasst. Den Kids hat es gefallen, die Band muss auch drölf Zugaben geben.