Campino (und Kuddel), 13.08.2021 in Münster, Parkwiese am Zoo - Bericht von niklas
Campino (und Kuddel), 13.08.2021 in Münster
Ein inzwischen deutschlandweit expandierter Getränkelieferant spendiert vor dem Einlass Freibier bzw. Bier gegen Spende und Werbegeschenke. Außerdem dürfen wir uns mit Werbung bedruckte Liegestühle ausleihen. Während der Lesung kommt dann die Chefin der Aktion und fragt uns, wie uns denn "ihr Bier" geschmeckt habe. Wir verweisen auf die nur halb ausgetrunkenen Flaschen hinter uns und betiteln "ihr Bier" als ekelig, abscheulich und plörrig. Na gut, schade, aber wenn wir noch mehr wollen, sollen wir einfach wieder an den Stand kommen...nein danke!
Nach einer kurzen Begrüßung steigt Campino dann direkt mit einem Song ein, der von Kuddel auf der Gitarre begleitet wird. Angeblich handelt es sich um eine B-Seite, die irgendwo in den Archiven vergammeln würde, aber das vielleicht beste Lied sei, das die Toten Hosen jemals geschrieben hätten. Es handelt sich um "Whole Wide World" und Andre und ich diskutieren, auf welchem Album das denn sei, denn für eine B-Seite sind wir erstaunlich textsicher.
Danach liest Campino aus dem Buch vor. Es geht um seine englische Heimat, das sein Sohn in den selben Felsspalten nach Krebsen sucht, wie er selbst früher usw. usf. Ehrlich gesagt ist es relativ uninteressant und wir labern lieber miteinander als zuzuhören.
Danach liest Campino aus dem Buch vor. Es geht um seine englische Heimat, das sein Sohn in den selben Felsspalten nach Krebsen sucht, wie er selbst früher usw. usf. Ehrlich gesagt ist es relativ uninteressant und wir labern lieber miteinander als zuzuhören.
Dazu gibt es Bier aus dem Rucksack. Interessant wird es immer dann, wenn wieder Musik gespielt wird. "Hope Street" von TV Smith in einer wohl textlich veränderten Version ist dabei. Auch "You're no good" von der Learning English Lesson 3 wird gespielt, nachdem Campino irgendwas über Liverpool und Mersey Beat vorgelesen hat. Auch so ein unsäglicher Fangesang aus dem Stadion malträtiert unsere Ohren. "Steh auf, wenn du am Boden bist" können wir zwar wieder mitsingen, aber richtig Stimmung kommt bei dieser weinerlichen Schnulze auch nicht auf. Das ändert sich erst beim "Liebeslied", welches zwar in einer sehr langsamen Akustikgitarren-Version vorgetragen wird, aber immerhin stehen wir mal kurz von den Liegestühlen auf und schwenken unsere Bierflaschen in der Luft.
Den Wortbeiträgen des alten Mannes lausche ich selbst eigentlich nur bei den gelegentlichen Ausflügen zum Pinkelbusch, hier links im Bild. Insgesamt gibt es so etwa drei kleine Lacher während der gesamten Lesung und stellenweise Zwischenapplaus von den Eintrittzahlern. Allerdings meistens dann, wenn es grade einen traurigen Moment im Text gab.
Viel spannender als das Vorgelesene sind die Hunde, die sich hier so rumtreiben. Außerdem kommen irgendwann mal ein paar Securitys, die wissen wollen, ob wir von unserem Platz aus was sehen könnten. Ansonsten beschäftigen wir uns mit Rucksackbier, Erdnüssen und scheinbar tiefgründigen Gesprächen über das Sein. Naja, zumindest so lange, bis "An Tagen wie diesen" von der Bühne herüberschallt. Ich würde gerne kotzen, aber das Bier hat Geld gekostet.
Dann neigt sich der Abend relativ plötzlich dem Ende entgegen. Kurze Verabschiedung von Campino, dann fragt der Getränkehändler auch schon nach seinen Liegestühlen. Und während wir schnell einpacken und verschwinden, um nicht ins Menschengewühl zu kommen, applaudieren die Leute noch artig. Zu Hause sitzen wir noch auf der Terrasse, trinken weiter und hören eine alte Kuschelrock-Platte. Die Musik ist auch nicht schlimmer, als das, was wir heute am Zoo gehört haben.
Ach ja: "You'll never walk alone" wurde natürlich auch zwischendurch mal gespielt,...
Also 45,-€ wäre diese Lesung wirklich nicht wert gewesen. Okay, im Nachhinein habe ich gemerkt, dass sie tatsächlich knapp zwei Stunden lang war, aber wirklich spannend war sie trotzdem nicht. Highlights waren das "Liebeslied" und die Pfand-Spenden-Tonne von Skate Aid, sodass wir nicht so viel schleppen mussten. Und der Hund, der einen Stock in der Größe eines kleinen Baumes mit sich rumgeschlört hat.