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AJZ Rhomb'n'Roll: The Busters, Rantanplan, Skin of Tears, 20.08.2021 in Wermelskirchen, Rhombuspark - Bericht von der Redaktion

AJZ Rhomb'n'Roll, 20.08.2021 in Wermelskirchen

Fö: Die ehemalige Parzellenstadt Wermelskirchen taucht mal wieder auf dem Konzertkalender auf! Nachdem wir im vergangenen Jahr auf dem Parkplatz hinterm AJZ Bahndamm ein sehr schönes Konzert sehen durften (Bierschinken berichtete), geht es diesmal in die andere Richtung, nämlich in ein mehr oder weniger brach liegendes Industrie-Areal gegenüber vom Bahndamm. Dort entschied sich das Dach einer großen Halle, der Schwerkraft nicht länger zu trotzen, und die Stadt entschied, den Schutt einfach wegzuräumen und die entstandene Fläche für Veranstaltungen zu nutzen - zumindest diesen Sommer über, bevor dort kommendes Jahr hippe trendy Bauprojekte Einzug halten und regelmäßig arme Seelen an den Gentrifizierungs-Gott geopfert werden. Im Rahmen dieses Kultursommers darf auch der Bahndamm ein Wochenende lang das Programm und die Bühne füllen. Wir reisen nur am ersten Tag an, der ist kompakter mit nur drei Bands, die dafür umso hochkarätiger sind.
Hasky: Für jemanden der in der Nachbarstadt groß geworden ist und im Bahndamm seine ersten Punk-Konzerte sehen durfte, sind die Besuche in Wermelskirchen immer was besonderes. Als die Konzertankündigung raus war, hatte kurz danach schon einer der alten Homies Karten besorgt. Von daher stand für mich im Mittelpunkt, viele alte Freunde wieder zu sehen.
Schade dass solche Orte nicht erhalten bleiben können. Die Wände der alten Lagerhalle haben auf jeden Fall Charme. Von außen hatte ich auch überhaupt nicht mit so einem Innenraum gerechnet.
Fö: Das Gelände ist überraschend groß und bietet entsprechend viel Platz für die, keine Ahnung, 400-500 Besucher*innen. Der vor wenigen Tagen erschienenen neuen Coronaschutzverordnung sei Dank ist heute jede*r selbst für Abstand verantwortlich und Maske nur in Warteschlangen. Das heißt aber auch: Keine Parzellen, keine Sitzplätze! Halt wie früher, nur mit mehr Platz. Echt ganz geil!
Hasky: Das Gelände ist wirklich super und ja, es fühlt sich echt an wie Konzerte vor Corona.
Fö: Besonders schön ist es, den Eingang zu beobachten. Immer wieder kommen Leute rein und machen erstmal immens große Augen, weil sie diese Art Konzert seit vermutlich 2 Jahren nicht mehr erlebt haben. Noch dazu hat das Gelände mit den alten Mauern, liebevollen Ständen und der großen Bühne auch echt Charme.
Hasky: Hinter den Theken an den Ständen sind nur bekannte Gesichter aus dem Bahndamm. Wahnsinn, was hier auf die Beine gestellt wurde.
Fö: Eröffnet wird der Abend von der hiesigen Skatepunkgröße SKIN OF TEARS. Die Band ist echt zu einer schönen Konstante in meiner Konzertbesucherlaufbahn geworden. Heute natürlich ein Heimspiel und damit auch guter Zuspruch.
Hasky: Geht mir genauso. Wo ich da gerade schon so in der Vergangenheit unterwegs war. Bevor SKIN OF TEARS ihre kurze Schaffenspause eingelegt haben, hatten die auf ihrer Webseite tolle Tourberichte. Die waren echt lesenwert, vielleicht finden die ja noch ihren Weg auf die neue Homepage.
Fö: Eigentlich wollte ich nur dokumentieren, wie schön es ist, eine so große Bühne mal ausnahmsweise ohne strittige Sponsoren-Banner und dafür mit klaren und unterstützenswerten Botschaften zu sehen - aber dann schlich sich Marc Gärtner ins Bild. Auch eine schöne Konstante meiner Konzertbesucherlaufbahn!
Hasky: Den hat mir Mal ein Kollege von Face The Show vorgestellt vor Jahren auf den Heartcoretagen im Bahndamm. Das Archiv an Konzert-Fotos kann sich sehen lassen.
Fö: Das Publikum angetan und freudig, gleichzeitig aber auch etwas eingerostet und vorsichtig, würde ich sagen. Muss aber sagen, ich finde es eigentlich ganz angenehm zu sehen, dass die Meute sich nicht direkt wie offene Hose benimmt, nur weil es halt gerade mal nötig ist. Auch wenn wir hier alle geimpft oder zumindest getestet sind, vorbei ist die Pandemie ja noch lange nicht.
Hasky: So empfinde ich das auch. In den Schlangen an den Bierständen achten die meisten auch auf die Maske.
Fö: Skin of Tears spielen ein schönes Set mit, zur Freude der Anwesenden, vielen alten Klassikern. Super! Meine Highlights definitiv "Boys of Summer" und "Wild World". Aber sonst auch alles geil. "Up The Cups", "Time's Up", "Happy Birthday Peter Pan", die Stücke haben echt schon über 20 Jahre auf dem Buckel. Krass ey.
Hasky: Mega Krass.
Fö: Die Band ist wirklich sichtlich begeistert über den runden Abend, auch wenn das Publikum zwischendurch doch mal nach vorne gerufen werden muss. Ich finde aber aus oben genannten Gründen gar nicht, dass man da son Druck machen sollte. Kompromisslösung: Die meisten machen einen Anstandsschritt. Geht doch!
Hasky: Das Publikum ist genauso begeistert, dass Konzerte dieser Art wieder statt finden.
Hasky: Noch mal das Sponsoren-Banner.
Finde es auch sehr angenehm, nicht von der örtlichen Sparkassen-Reklame angelächelt zu werden.
Fö: Weiter geht's mit RANTANPLAN! Die einzige Skapunkband des Landes, die ich nie aufgehört habe zu hören - weil sie halt einfach immer noch gut sind, aber noch viel mehr weil auch die älteren Stücke wirklich gut gealtert sind und weiterhin Spaß machen. Ich hab keine Ahnung, die wievielte Besetzungsformation das jetzt ist - aber ist ja auch egal, die 90er Besetzung werde ich eh nie auf ner Bühne sehen.
Fö: Umso mehr freue ich mich, dass das Set recht viele Blöcke mit alten Songs enthält. Schönes Festivalset. Da bekommt man unweigerlich so ein Zucken in den Beinen!
Hasky: Rantanplan ist für mich auch eine der wenigen Ska-Bands die ich mir gerne live ansehe. Und sie wissen auch dieses Mal zu überzeugen.
Fö: Der Posaunist erzählt noch, dass ihm beim letzten Auftritt in Wermelskirchen (dürfte hier gewesen sein) ne Ecke vom Zahn rausgewemmst wurde, die er anschließend direkt Toto präsentierte. Gefährliches Pflaster hier!
Fö: Das Publikum hat sich mittlerweile weiter nach vorne gewagt und die Band, naja, kommt uns ebenfalls entgegen. Zumindest wagt der Posaunist den Gang durch die Massen. Pass auf deine Zähne auf!
Fö: Anschließend THE BUSTERS! Muss sagen, die hab ich sogar damals, als ich noch gelegentlich Ska und Skapunk freiwillig hörte, oft ignoriert. Kann mich nur an ein Konzert erinnern, 2003 in Münster, das sogar wirklich sehr viel Spaß gemacht hatte, was aber auch an den unzähligen Flaschen Wein gelegen haben mag, die wir uns damals reingeschraubt haben. Nagut, versuchen wir es heute mal mit klarem Kopf.
Fö: Ich hörte mal irgendwann, dass man zu einer Big Band mindestens 12 Personen braucht. Keine Ahnung was da dran ist, aber dementsprechend haben die Busters die Zielvorgabe mit 9 Leuten auf der Bühne knapp verfehlt, obwohl der Sound natürlich schon in die Richtung geht.
Fö: Meine Versuche, den Stil irgendwie einzuordnen, schlagen fehl. Für mich ist das irgendwie weder Ska noch Skapunk, manchmal klingt es gar nur wie glatter Pop mit Bläsern. Alles natürlich ganz smooth und versiert dargeboten, aber mir fehlt da einfach das Raue und Unerwartete.
Hasky: Mir ist das auch zu viel Pop und zu viel Ska. Für mich war vorher schon klar, dass spätestens bei Busters die Musik in den Hintergrund rückt.
Fö: Die wievielte Besetzungsinkarnation das ist, kann ich auch nicht sagen. Sänger Joe ist wohl seit 2017 dabei, aber was das sonstige Karussell betrifft, da ist selbst Wikipedia nicht ganz komplett. Aber okay. Die Idee einer niemals alternden Band gefällt mir irgendwie.
Fö: Beim Auftritt merke ich immer mehr, dass die Zeit, als ich mir solcherlei Musik noch gerne angehört habe, vorbei ist. Ne schrammelige Lofi-Deutschpunk-Band ist halt manchmal doch spannender. So schaue ich dann doch öfter auf die Uhr, als mir eigentlich lieb ist.
Fö: Etwas heraus stach wohl der Coversong "Los que se quedan, los que se van", im Original von Desorden Público. Auf spanisch vorgetragen, klingt direkt etwas flotter und tanzbarer.
Fö: Ganz schön langes Set, weswegen wir dann auch irgendwann unsere müden Beine gen Auto leiten. Wat soll ich sagen, wirklich sehr schöne Veranstaltung in angenehmer Atmosphäre und netter Location! Bloß zu viel Ska für einen Abend.
Hasky: Wir haben den Absprung natürlich nicht zeitig geschafft und so durften wir dann noch ewig auf ein Taxi warten. Damit hatte ich in Wermelskirchen schon öfters zu kämpfen. War definitiv ein Spitzenabend. Da freue ich mich schon auf den nächsten Abend im Bahndamm.

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