Sommerfest, 21.08.2021 in Ostritz

Langsam wird der Terminkalender immer voller! Eine Art bevorstehender Festivalmarathon beginnt heut erstmal in Ostritz, was letztes Jahr doch ein echtes Sommer-Highlight darstellte. Und dieses Jahr wurde auch wieder Spannendes aus dem Untergrund aufgetischt. Derweil brachte der Postbote am Vormittag der AZmeva erfreuliche Post mit dem Erteilen der Baugenehmigung und vielleicht kann 2022 schon wieder drin gefeiert werden.

Kulturellen Beginn macht Wolfgang Grossmann, der das Lebenswerk des 1991 erschossenen Künstlers Michael Rom zusammengetragen hat. Rom war Anfang der 80er Bandmitglied bei "ZWITSCHERMASCHINE", die dem geneigten Punkhistoriker ein Begriff sein dürfte. Die waren 1983 auf der A-Seite der "DDR von unten" mit SAU-KERLE a.k.a. SCHLEIM KEIM. 2018 kam dann das Buch "will nicht zu den großohrigen elefanten" heraus. Gedichte, Aquarelle, lyrische Bilder - sehr speziell würd ich sagen.

Und in diesem Zusammenhang wurde das Projekt "Der SCHLAGZEUGER VON ZWITSCHERMASCHINE" ins Leben gerufen. Ein Set aus 7 Songs inklusive eines neuen gab es von durchaus namhaften Musikern zu hören. Am Schlagzeug Serge und links am Stakkatobass Josi, die beide später noch bei FIXIT mitspielen. Wolfgang Grossmann (bei Zwitschermaschine damals am Schlagzeug - wer hätt's geahnt?) macht den Gesang, wobei auf dem neu eingespielten Album 2 Songs von Peter Hein (Fehlfarben) eingesungen wurden und rechts dürften Rajko Gohlke (Freunde der italienischen Oper, Think About Mutation, Knorkator) und Jörg Schittkowski (Machine de beauvoir, Kein Mitleid) stehen?! Alle Angaben ohne Gewähr.

Zum besseren Verständnis von DDR-Art-Punk bekomm ich von Kathi einen Burger in die Hand gedrückt. Notiz an mich selbst: Irgendwann mal ihr ein Äquivalent zurückdrücken...

Die letzten Songs kam noch Aniqo von eben ANIQO auf die Bühne mit dem u.a. schrägen Song "Erotica"

Zum Schluss gabs den Song "Marabu". Und beim Refrain hat man dann doch nochmal ein "Schonmal-Gehört-Moment". Insgesamt steh ich etwas zwischen den Stühlen. Einerseits superspannend aus historischen Kontext; andererseits ists auch recht anspruchsvolle Kost. Ich pseudophilosophierte noch, wo man die Band auf dem Back-To-Future reinquetschen sollte...

Danach gabs eine etwas längere Pause. Beim Streifen durch den Garten konnte man Werke der Papp-Deko-Crew aus Leipzig begutachten. Thema: Krabbelgetier!

Die ersten 3 Bands des regulären Programms dürften dann Coronageburten sein. Zumindest hab ich noch nichts bei Bandcamp oder sozialen Medien auf Anhieb gefunden. Bei ersterer Band könnte sogar die Schreibweise abweichen? Zumindest kann ich berichten, dass zwei von LASSIE mitspielen. Und das wären HOT CHIX aus Halle/Leipzig und die teilten ihr Set gewollt oder ungewollt in zwei Parts auf. Die ersten 25 Minuten wurden damit verbracht dass jedes Bandmitglied "Hallo" rief. Eine Art dadaistische Performance, die dazu führte, dass teilweise den ganzen Abend noch ab und zu ein "Hallo" rausrutschte. Evtl waren auch einfach nur die Monitorboxen kaputt...

Danach wurde 20-25 Minuten durchgerumpelt mit brutal klirrenden Synthiesounds. Apokalyptischer Punksinn mit witzigen internen Ansagen wie Bandmitglied A sagt: "Jetzt kommt Song X" was immerzu von einem anderen "Chick" mit "Ach du Scheiße!" kommentiert wurde. Insgesamt schöner dilettantischer Lärm - der letzte Song hatte dann den meisten Verve. Hallo? Hallo! Hallooo? Hallo. Die Herzen einer Gruppe junger Mädchens wurde im Sturm erobert. Aber hallo!

FIXIT aus Dresden gefiel mir. So weit ist klar. Aber ich hatte mich glaub etwas verquatscht um das jetzt genau zu beschreiben. Musikalisch tight - sagt man das so?

Irgendwie im weitesten Sinne härterer Punkrock. Ungewöhnlich für meinen Geschmack, dass ein Instrumental in der Mitte des Sets mich am meisten packte. Muss da nochmal genauer reinhören, falls da mal irgendwo was erscheint...

So jetzt wird's kompliziert, da ich vor Ort wieder viel zu faul war nachzufragen. Ursprünglich war eine Band namens PACIFIX geplant. Aber Schlager/Pop war das eher nicht. Dank unerreichter Internetskills spuckt meine Rechenmaschine heute LAFFF BOX aus, ein Neues der diversen Projekte von Kuba Salami (Ex-White, OiKonvoi, Russe...). Auch so Halle/Leipzig.

Und das ging gut rein. So surfig angehauchter Garagenpunk. Schön Lo-Fi und abwechselnd mit cleanem und gelegentlichen Schreigesang. Eine Gefahr von Pogo lag in der Luft!

LASSIE dann wieder eine Band, die regulär auf dem Flyer standen.

Gegenüber letzten Jahr in Berlin kam der Sound heut schrammeliger rüber. Ich glaub das Vorhandensein von nur einer funktionierenden Monitorbox wurde sehr gut weggespielt.

Die Band zündete. Alles Prima.

Den Abschluss machen NOWAVES. Da hab ich aktuell kaum noch was Neues zu sagen. Der neuerliche Hit ist für mich "Ghost". Record Release von Scheibe numéro 3 ist Mitte Oktober in oder an der Chemiefabrik in Dresden.

Meine Fotoskills hab ich auch nicht erweitert, wie man sieht.

An der Bar treffe ich nochmal auf einen Hirschkäfer... der bekommt sogar Blitz ab...

...dadurch leuchte ich zufällig dieses Stillleben aus...

...und so neigt sich ein toller Abend dem Ende entgegen.

Auf den Fotos entdecke ich, dass irgendwie ein paar Leute versucht haben, noch anschließend etwas zu verzapfen. Aber keine Ahnung - wurde da der Stecker gezogen? Es war ja doch etwas später wieder geworden. Morgens sehe ich das mein Schienbein schön geblutet haben muss. Ist ja fast wie früher...wenn nur dieser elende Hangover nicht wäre und ein "Hallo" klappert derweil immer noch durchs Hirn.

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