Acht Eimer Hühnerherzen, Drens, Sedlmeir, 22.08.2021 in Berlin, Astra - Bericht von der Redaktion
Acht Eimer Hühnerherzen, 22.08.2021 in Berlin
Ich bin sowas von bereit, diesen Sonntag zu meinem offiziellen Samstag zu machen. Nach einem Wochenende voller Trägheit, Theater und Kuchen ist dieses Konzert genau richtig. Und dann auch noch Sitzkonzert. Mein geplagter alter Rücken und ich lieben es! Neben der Vorfreude auf ACHT EIMER HÜHNERHERZEN kommt das Lechzen nach neuem Musikinput oben drauf. Mal gucken, was DRENS und SEDLMEIR so in petto haben. Konzert aufn Sonntag, das sind die besten! Es gibt ne Unwetterwarnung, Streik der Bahn für morgen früh ist angekündigt (da muss ich noch früher raus als geplant) und eine sehr interessante Mischung der Künstler*innen wurde zusammengestellt. Sogar eine Dortmundcombo wird uns hier geboten, da blicken wir mal ganz kritisch mit unseren arroganten Berlinblick drauf! Zudem verpassen wir den
Alt wie wir sind, sind wir Punkt 18 Uhr am Einlass und haben die Qual der Wahl: Welche Biergarnitur-Lage taugt uns am besten? Wir entscheiden uns - wie so oft in unserem Leben - für die goldene Mitte und harren der Dinge, die da kommen mögen,
Wie gerne ich so rum harre...
Harrekrishna, harre, harre, harrekrischna...
NEE, bleib mir weg damit! Dann doch lieber Unwetter. Da isser in seiner vollen Pracht: Der Astra-Garten. Bisher kannte ich den Außenbereich vom Astra nur vom Rauchen. In den meisten Fällen war das vor und nach dem alldezemberlichen DRITTE-WAHL-Konzert. Da ich aber seit nun inzwischen 9 Monaten, 2 Wochen und 2 Tagen stolzer Nicht-/Ex-Raucher bin, der laut App 2,4 Monate Lebenszeit wiedererlangt und knapp 3.000 Zigaretten nicht geraucht hat und ebendieser Außenbereich für die Coronakonfirmität umgebaut wurde, sehe ich ihn in einem ganz anderen Blickwinkel.
Ja was für ein Herzchen ist denn der Sänger, der auch mal zum Drummer wird, bitteschön? Ich würde alles von dem kaufen, nehmen, glauben, wenn der mich so anlächelt...
Spoiler: Er wird es auch tun! Es kommen äußerst freundliche und gut gelaunte Dortmunder namens DRENS! So viel positive Ausstrahlung bin ich eigentlich nur von Rheinländer*innen gewöhnt, aber Ruhrpottler*innen können sowas anscheinend auch. Es gehört bei dieser Band offensichtlich zum guten Ton, beim Singen die ganze Zeit ein breites Lächeln zu zeigen. Sie scheinen wirklich sehr viel Spaß bei dem zu haben, was sie da gerade tun. Zurecht! Mir wurde vorher gesagt, dass das Surfpunk sei, was uns dargeboten werden wird. Geht auf jeden Fall gut rein. Am Tisch wird auch festgestellt, dass es gewisse WEEZER-Anleihen gibt. Vielleicht rührt das ja daher.
Tief beeindruckt hat mich ja dieser bandinterne Personalwechsel zwischen Gesang/Gitarre und Schlagzeug. Wie souverän mit den jeweiligen neuen Positionen und Instrumenten umgegangen wird, da kann man schon neidisch werden.Und na klar, der Sänger, der vorhin noch der Drummer war, lächelt freundlich ins Publikum. Ich stimme Dir zu: Es macht einen ganz wuschig!
Die gute Stimmung schwappt auch auf das Publikum über. Immer mehr erheben sich von ihren Bänken und bewegen rhythmisch stilvoll hin und her. Man ey, wir haben doch Sitzplatz gebucht! Diese gute Laune macht mich ganz wuschig! Ich hatte mir doch für heute so eine misanthropische Attitüde zurecht gelegt und in 30 Sekunden fällt alles zusammen. Ganz postmodern nehm ich das mal so hin und lass mich drauf ein...
Ich glaube, Feldhockey war auch ein Tipp. Lieber Sänger, lass uns nicht unwissend sterben!
Einen Punkt Abzug in der Gesamtbewertung gibt es von meiner Seite auf jeden Fall für die Mitmachaktion "Alle hocken sich hin und bei X springen alle hoch." Isch kannet nit mehr sähn.
Stimmt, bei all der Begeisterung hatte ich das schon wieder vergessen. BUUHH! Zudem wird am Tisch diskutiert, welchen Sport der Sänger betreibt. Es wird Tennis oder Fußball vermutet...
Alles richtig gemacht! Da fällt mir auch wieder ein, dass wir der Band den Zweitnamen DIE ROTEN HOSEN gegeben haben. Ein Hoch auf die Wortspiele. Ich bin so ein Merchopfer. Wenn eine Band was anderes als nen T-shirt oder Beutel hat, bin ich am Start! BADEHOSEN, ohne Worte... oder war's doch nur das Lächeln...?
Ein weiteres Mal an diesem Abend bin ich beeindruckt. In diesem Fall liegt das an dem enormen Selbstbewusstsein dieses Herren, sich einfach auf die Bühne zu stellen und dann so eine etwas groteske, aber immer launige, abwechslungsreiche und musikalisch saubere One-Man-Show abzuliefern. Nach einem beschwingten Anfang folgt SEDLMEIR. Wir sind sehr gespannt, wie dieser Genre-switch so funktioniert...
Yes, ich kann mich erinnern, dass ich ihn als LINTON KWESI JOHNSON des Pop betitelt habe. So ganz genau weiß ich nicht mehr, warum ich das gedacht habe, will's aber irgendwie auch nicht korrigieren, weil es irgendwie auch passt.
Also diesen Herren musste ich erstmal nachschlagen... Der schicken roten Kurzhosenpräsenz von DRENS folgt nun ein modisches rotes Hemd, getragen unter lässigem schwarzen Anzug. Wir sind ja auch ein Stylemagazin!
Und das alles mit Gitarre, Keyboard/Drumcomputer, Rassel und Mundharmonika. Geilo! Menno ist der Typ ein Entertainer! Wie er so alleine mich und alle anderen zum Zuhören bringt, großes Kino!
Als sie anfingen, stand ich gerade an der Theke um Nachschub zu holen (siehe Folgebild). Als ich dann zurück an unserer vertraut gewordenen Bierzeltgarnitur war, waren wir auf einmal die letzte Zuschauerreihe. Wow, richtige Konzertatmosphäre da vorne! Und nun die Hühnerherzen. Beim Publikum ist kein Halten mehr...
Nein, auf keinen Fall. Ansonsten könnte ich jetzt ja auch nicht damit angeben, dass ich laut Nichtraucher-App 441 Euro gespart und mehr als 10 Tage nicht mit Rauchen verbracht habe! Hab ich schon gesagt, dass ich keinen Schluck Alkohol zu mir nehmen wollte? Das ging auf jeden Fall ordentlich schief! Ich hoffe die Zigarette ist nicht deine Mr. Schengül!!!
Ich war kurz davor, meine geplagte Bandscheibe dem Pogo auszuliefern. Jedenfalls sah es schwer danach aus, dass vorne viel Bewegung war. Zum Glück ist es bei unkoordinierten Bewegungen in der letzten Reihe geblieben. Wie brachial und matschig dieser Bass von JOHNNY BOTTROP doch ist, mega! Von Ton eins an flutscht das Konzert und das Euphorielevel klebt im oberen Bereich. "Und wer pennt kommt in Zement, kommt in Zement..." Jippie!
Ich erinnere mich an folgende Zitate, die in unserer Bezugsgruppe fielen: "Fickt die Nachbarn!" und "Konzert des Jahres!". Das Euphorielevel muss kurz vor'm Zenith gewesen sein... Neben den tausend Hits werden auch drei neue Lieder dargeboten. Punkt zehn wird aber leider der Saft abgedreht. BUUHHH!!
Jetzt ist ja auch alles egal. Man ey, wie schön dieser Abend war. 3x gute bis sehr gute Live-Musik. AEHH kann ich mir einfach immer und wieder anschauen. Ich freue mich aufs neue Album, das dann hoffentlich bald kommt! Wir bleiben... und bleiben... ist ja nicht so, dass morgen irgendjemand früh aufstehen müsste...