Relativ zügig und gegen Spendeneintritt ging's dann auch los mit dem knapp 40 minütigen Akustik-Set von Yotam, bei dem sich Anekdoten und Textanmerkungen abwechselten mit melancholischen, traurigen, witzigen und schmalzigen Songs, untermalt von der markanten Stimme Yotams. Diese hebt sich allein durch die Tonlage vom üblichen Klampfenheini mit Karohemd ab und sorgt so dafür, nicht belanglosem 08/15-Singersongwriter-Gejaule zu lauschen. Musikalisch abheben allein mit Akustikgitarre wird halt schwer.
Yotam hat aber auch den großen Vorteil, auf eine recht bewegte Jugend, ein ausschweifendes Leben als junger Erwachsener und interessante Stories als ergrauter Rockstar zurückgreifen zu können. Sei es, wie er bei Fat Mike im Flur geschlafen hat, um anschließend zu erkennen, wie wichtig work-life-balance ist, wie es ist, mit seiner Freundin in Santa Monica auf einem Riesenrad im Sonnenuntergang festzusitzen, herauszufinden, dass Jugendfreunde im Alter von 37 Jahren gestorben sind, als er gerade wieder den Kontakt aufnehmen wollte, und und und. Alles mit einem Zwinkern im Gesicht, sodass man sich zwangsläufig fragt, wie viel davon wirklich passiert ist. Aber das Leben ist nun mal schräger als Fiktion und so macht es mächtig Spaß, zuzuhören, mitzusummen und singen und mit dem Fuß verschämt im Hamburger Halbkreis zu wippen.
Am Ende gab's natürlich noch Zugaben in Form von Useless-ID-Songs, aber den Mann nur auf dieses Œuvre zu reduzieren wäre unfair. Trotzdem, es tat gut, diese vertrauten Klänge zu vernehmen und ein bisschen geschämt habe ich mich auch, Dying Love als Zugabewunsch zu äußern. Textlich ist das alles nicht weit weg vom Schlager und akustisch noch viel, viel schmalziger.