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Konzerthopping rund um den 1. Mai: Poky, Acid Blade, Kryptkeeper, Wrest, Turtle Rage, ANF, Attic Ted, Skemer, 30.04.-01.05.2022 in Bautzen & Dresden - Bericht von verSemmelt

Konzerthopping rund um den 1. Mai, 30.04.-01.05.2022 in Bautzen & Dresden

1. Mai - da ist dieses Jahr Feiertag. Fällt ja schließlich auf einen Sonntag. Und es ist halbwegs was los. Der Tag davor ist in der Oberlausitz das sogenannte Hexenbrennen. Anderswo eher Walpurgisfeuer, Maifeuer Vappu oder Valborg. Politisch korrekt anno 2022 wäre vielleicht Esoteriker:Innen-Brennen. Vielleicht?! Das sollten doch so die Neohexen bzw Neozauberer sein... Im Endeffekt geht es aber bei diesem "Event" in der Neuzeit um die Entsorgung von Obstbaumschnitt, Kinder mit der "Faszination der Pyromanie" sowie des Kontrollierten Abbrennens vertraut zu machen, und dass sich die Leute des jeweiligen Ortes ordentlich zulöten können... Je nach Bevölkerungslage kann man auf einer echt coolen Veranstaltung landen oder in einer Horrorshow von Hinterlandfaschos. Auswärtigen sei da eine gewisse Vorinformation ans Herz gelegt. Gibt so Dörfer - nunja - wie sagt man das halbwegs gnädig - diese sind schon speziell und Gute-Laune-Befreit.
Auf dem Weg zum heutigen Konzert komm ich an so Feuer vorbei. Dieses Dorf hier konnte noch nicht mal den Sonnenuntergang abwarten. Schätzungsweise wollten die das schnell beenden wegen der aktuell laufenden Snooker-Weltmeisterschaft. Was der einzig mir nachvollziehbare Grund wäre!
So brennt es hier und da am Wegesrand und in der Ferne, wobei ein Nest in der Nähe von Bautzen mit einer schwarzen Rauchsäule aufwartete. Ich verzichte auf Investigativjournalismus und fahre stur weiter, obwohl mich schon interessiert hätte, was da für Morloks leben und was dort so entsorgt wird. Später sehe ich noch diese leicht gruselig erscheinende Gemeinde...
Der Veranstaltungsort befindet sich im durch Funk und Fernsehen bekannt gewordenen Bautzen. Für gewöhnlich wird der Ort Bauzaun genannt. Die DIY-Sause beginnt jedenfalls mit den 2-3 Tage vorher noch als Zusatz angekündigten POKY aus Leipzig. Trash-Surfpunk mit wilden Gitarren. Da bin ich direkt verliebt. Ich bastle mindestens eine Überschneidung in der Band mit "Lafff Box" aus meinem Hirn.
Mit Ende des Auftritts versuche ich mir ein für alle Anwesenden hörbar in den Raum geworfenes Zitat zu merken. Möglicherweise hieß es: "Alter - Meine Ohren klingeln schon jetzt..." Mehr als eine Zusatzband für mich!
Dann nach einem schier endlosen Aufbau eines ästhetisch unfassbar hässlichen Schlagzeugs begannen ACID BLADE aus Dresden. Richtung Powermetal. Ein Genre welches ich zu Schulzeiten durch einen Englischvortrag schon als lächerlichen Schmutz abgetan hat. Aber das hier geht voll klar. Ich hab auch keine große Ahnung von klassischem HeavyMetal, aber wenn man nicht irgendwelche endlos langen Soloparts reinwixxxt, komm ich mit fast allem zu recht.
Yeah. Und der Funke springt auch auf mich über. Das ist hier an Ort und Stelle in diesem leicht asseligen Setting einfach nur großartig. Übelst Party in der Bude inklusive! Das ist auch alles nicht so clean vorgetragen, was super ist. Manchmal kommt so eine Art Crust´n´Roll Taktung durch und darüber halt so ein typisch hoher Gesang. Voll gut.
Btw: Bin mir leicht sicher, dass der omiöse Eric aus diesem Bericht hier hinter der Schießbude sitzt. Ich traue mich nicht zu fragen...
Ich versuchte auch ein Video zu drehen. Ich hielt das Gerät schön über Kopf hinter meinem Sichtfeld an so ein zugemauerten Fenstersturz, um auch ja nicht zu verwackeln. Später werde ich merken, dass ich nach 2 Sekunden direkt wieder auf die Pausetaste gekommen bin. Und mir tat nach 3-4  Minuten echt langsam der Arm weh...
Eine weitere Schlagzeugneukonfiguration folgte. 40 Minuten? 50 Minuten? Dazu noch Schminke ins Gesicht. Immerhin war der Raum gut gelüftet bei vielleicht 7° Außentemperatur. KRYPTKEEPER schaffen anschließend ganze 24 Minuten Pseudoblackmetal, aber die haben sich für mich trotz der Wartezeit gelohnt.
Ich bin mir hier nicht sicher, wie man das bezeichnen kann. Auf jeden Fall "Raw". Bei mir ist nüchtern auch anschließend schnell der Ofen aus, mir ist auch kalt und fahre mich schlafen legen...
1. Mai: Ich werde wach und darf mir eine Anekdote anhören, dass es zum ersten Mai auch mal 5 (Ost-)Mark (entsprach so 9-10 Bier oder weniger als ein Drittel einer LP) Demogeld gab. Und diese geforderte Staatstreue wurde auch noch umgangen, in dem man einfach eine Arbeitskollegin die Anwesenheitsliste mit jeweiligem Namen ergänzt. Irgendwann beantrage ich mal die Stasiakten der Familie. --- Und der Tag lief anders als geplant. Ursprüngliche Planungen hatten was mit "anlöten" zu tun, bei irgendjemand mir Unbekannten mitzufahren, dass ich mir abends Scheisse Minnelli anschaue, um anschließend bei Ryker's (mit Deppenapostroph? echt? find ich ja schon wieder gut!) an der Bar auf das Ende der Show zu warten. Angeblich ausverkauft wirkte nach eigener Recherche eher wie eine billige Ausrede. Aber ist ja auch Snooker WM, welche natürlich immer die bessere Ausrede ist. --- Bei eine Art Frühshoppen mit Blasmusik vom Band (warum nur?) lass ich mich dann zu einer weiteren Option auflesen. Und eine gute Stunde später find ich mich auf einmal im sehr gut gefüllten Alaunpark wieder. Vorn war Hüpfburg und Lärm bei der Partei "dieLinke", wenn ich das so richtig gesehen hab. Uns treibt es in den hinteren Teil des Alaunparks, wo allerlei bunte Menschen schon rumlungerten und der Dinge harrten, ob denn aus den zufällig rumstehenden Boxen noch was zu hören kommen könnte. Ein leises knurren eines Notstromers konnte man schon vernehmen. Und tatsächlich: WREST. scheppern gediegen ihr Set in den Park. Heut bin ich auch wenigstens nicht maßlos übermüdet. Etwas Staub wird auch aufgewirbelt. Schöner Auftakt.
Zurück vom Späti merk ich, dass schon TURTLE RAGE losbretterten. Frühestens ab Hälfte des Parks erst zu vernehmen. Perfekt für so eine Sponti. Da kann keiner wegen Lärm meckern. Die Picknickfamilie, die eben ihre Suppe über Feuer brodelten, ignorierten auch gekonnt. Turtle Rage spielten recht lang. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut, aber das dürfte fast an der halben Stunde gekratzt haben. Totale Verausgabung inklusive. Es wird noch Werbung für eine weitere Show gemacht, die man zwischendurch später mitnehmen könnte. Irgendwas mit Masken? Ich bin gespannt und knips dann doch mal ein Foto. Vielleicht reichts ja heut auch für 'nen Bericht... Achja - Das ist der den ihr grad ja schon lest...
Zum Abschluss spielten noch die mir unbekannten ANF aus Palermo. Das Kürzel soll für "Always Never Fun" stehen und es krachte gut gespielter Powerviolence mit Wechselgesang aus dem Häuschen. 
Gefiel mir echt gut hier so schick im Park. 10 Minuten nach Konzertbeendigung bedanken sich auch noch zwei Polizisten für den guten Sound.
Auf die Frage nach etwas schnellem(!!!) zum Beißen in Richtung: "Egal, kann auch was vom Bäcker sein." darf ich eine geschlagene Ewigkeit bei Sesam, einem Libanesisch-syrischen Fastfood Restaurant warten. Immerhin Lecker, aber die Zusammenstellung im Innern des Brötchens war reinster Matsch. Richtig geil für Leute die nur noch 2-3 Pfeffis im Maul haben. Gegen 19 Uhr dann Neitschl Hoyers (trommelt auch bei Nowaves) Ausstellung ihrer Bathtub-Series mit minimalistischen Blicken durch Schlüssellöcher. Dann begann auch der texanische Künstler ATTIC TED.
Das war mal schräg. So ein minimalelektrischer Weirdopunk. Mit Maskenwechsel (hier die feminine Gesangs-Variante) auch innerhalb der Songs und das ging fast in Richtung Kabarett. Aber es hatte was! Wir konnten nicht zum Schluss bleiben um an der Scheune auch in des heutige Abschlusskonzert reinzukommen.
Die Scheune wird wohl umgebaut und modernisiert, obwohl das nicht wie eine Baustelle aussieht. Vorn an der Straße hat man eine kleine Art Pop-Up Location namens "Blechschloss" aus Containern zusammengebastelt. Durchaus hässlich. Ich erspare euch ein Foto. Aber man hätte wohl ATTIC TED noch komplett mitnehmen können, denn...
...zur Show von SKEMER kamen nur um die 20-25 Leute, obwohl der Mann am Laptop mit Amenra einer recht großen Band beiwohnt. Zu hören gibt's schicken Coldwave. Konnte man sehr gut durchhören, aber als Liveperformance irgendwie überflüssig. Okay. Links wird toll gesungen und sich zur Musik bewegt, aber rechts wird halt auf Play gedrückt und ab und zu Postpunkgitarre unterlegt. Bei einem Song stimmt er nur die Gitarre und der Arbeitsnachweis wird komplettiert mit einem Song mit Wechselgesang. Bitte mehr davon!
Die Musik an sich ist superschön und ich war nah dran, mir das Tape für 10€ zu kaufen, welches in einer tollen schwarzen stabilen Schachtel lag mit rotem glänzenden reingedrückten Schriftzug der Band. Hingucker. Ich ärgere mich im Nachhinein... So endet die Konzerttour sehr gediegen. Und das lassen wir uns auch durch Ryker's nicht zerstören und fahren zufrieden nach Hause...

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