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100000 Tonnen Kruppstahl x Borders Down, 25.05.2022 in Berlin, Tief - Bericht von schengül

100000 Tonnen Kruppstahl x Borders Down, 25.05.2022 in Berlin

Bevor es mit dem Konzertbericht los geht, muss ich noch meinen Frust von der Seele schreiben. Wer keine Lust auf Gentrifikations-Gehate hat, scrollt bitte weiter runter. Denn als ich so vor der Zukunft am Ostkreuz stand, wurde ich schon nostalgisch. Das Areal, auf dem sich das Zukunft befindet, ist schon so gut wie platt gemacht. Nur eben die Zukunft, das ://about blank, ein Gemeinschaftsgarten und ein anderes Gebäude sind die letzten Überlebenden, bevor alles für einen privaten Campus für irgendwas und eine Autobahn, die eigentlich kein Mensch will, wegplaniert wird. Mal gucken, wie die Garagen auf der anderen Straßenseite, bei denen ich immer noch nicht weiß, was da passiert, noch bestehen bleiben. Direkt dahinter wurden Wohnhäuser, in denen lieben Menschen wohnten, erst vor ein paar Wochen endgültig abgerissen - für Büros und ein riesen Aquarium für Tiere, die auf engstem Raum eingesperrt werden und dort vor sich dahin siechen dürfen. Kotz. 
Auch wenn es fraglich ist, was es bringt: Hier gibt's eine Petition zur "Rettung des Kulturstandortes Zukunft am Ostkreuz".

Öhm, sorry. Jetzt aber zum eigentlichen Inhalt dieses Berichts: Den musikalischen Darbietungen der Musikgruppen BORDERS DOWN und 100000 TONNEN KRUPPSTAHL. 
Wir befinden uns im TIEF und damit im Keller von der Zukunft. Wie man sehen kann, hängt die Decke angenehm tief (oha, Erleuchtung!), was dem Konzertraum eine schöne Atmosphäre verleiht. 
Das erste und letzte Mal habe ich BORDERS DOWN vor 3-4 Jahren bei einem Bandcontest im Badehaus gesehen.

Seitdem ist anscheinend viel passiert.
1. Es gibt 2 neue Gesichter und ein "bekanntes" fehlt. Das macht einen Bandmitgliedzugewinn von +1 und ergibt 5 Leute insgesamt. Dementsprechend eng wird es ab und an auch auf der Bühne. Das macht aber nix, weil der Sänger gerne auch mal seinen Radius erweitert und sich in den Publikumsbereich bewegt. Das bringt mich zu Veränderung Nummer 2
2. Bei dem besagten Bandcontest ist mir das Eröffnungslied von BORDERS DOWN besonders in Erinnerung geblieben. Aber nicht unbedingt, weil mich der Opener musikalisch so beeindruckt hat, sondern weil der Sänger gefühlt die komplette erste Reihe weggepogt hat. Das hat mich schon nachhaltig beeindruckt. 
3. Die Band wirkt insgesamt viel souveräner und liefert ihr Set fast sauber ab.
Ach ja, was hören wir nu eigentlich da? BORDERS DOWN will sich da nicht in eine Schublade stecken lassen und sagt von sich "Some sludgy, punky, hardcory stuff."

Mir ist immer noch nicht klar, was Sludge ist, aber ist auch egal. Es geht auf jeden Fall sehr gut rein und die 45 Minuten gehen viel zu schnell vorbei.
Als nächstes dann 100000 TONNEN KRUPPSTAHL. Auch diese Band habe ich bisher erst einmal gesehen und seitdem stehe ich ihr skeptisch entgegen. Damals haben sie in den Katakomben des großartigen OBOA-Festivals* gespielt und der Sound war einfach nur breiig. Gepaart mit dem seltsamen Namen waren die Voraussetzungen heute Abend nicht besten. 
Der*die geneigte Leser*in ahnt schon, dass jetzt ein Twist kommt. Das Konzert war einfach nur gut! Ich als Schubladendenker hätte die Musik ignorant in die Schublade "Stoner" gesteckt. Aber ein Blick auf die OBOA-Seite anno 2017 beschreibt sie so: "Hervorragender Mix aus maximal invasivem Grindcore, smartem Thrash, Love-Doom und Noise-Rock mit ordentlich Geballer und Gebrüll". Jo, was weiß ich schon. 
Eine Gitarre plus Schlagzeug, es gibt keine Pause oder Ansagen und ich stehe da wie hypnotisiert und lasse mich voll und ganz zuballern. Dazwischen ab und an das besagte Gebrüll (was auch mal in Kreischen übergeht) und dem Ganzen das gewisse Etwas verleiht. Mega!
Ich bin also höchst positiv überrascht und freue mich auf die nächste Gelegenheit, 100000 TONNEN KRUPPSTAHL zu sehen - wenn sie wieder in einem kleinen Laden mit guten Sound spielen.
* OBOA: Ein Festival, das von Ehrenamtler*innen im Oderbruch direkt an der polnischen Grenze organisiert wird und in einem alten Fort stattfindet. Kostet kein Eintritt, ist inklusive Camping und sogar mit der Bahn zu erreichen. Dieses Jahr findet es nach der Corona-Flaute wieder statt und ich möchte hiermit offiziell eine Lanze für dieses kleine, aber feine Festivalkleinod brechen: www.oboa.de

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