Nein!, Die stinkende Nummer 9, 14.10.2022 in Dortmund, privat - Bericht von killerhippie
Nein!, 14.10.2022 in Dortmund
Die Zusammenrottung von vielen Menschen in privaten Innenräumen zu Live-Musik hat zwei Potenziale: Voll-Katastrophe (Viel zu eng, zu laut, unangenehme Leute, man rennt immer gegen Leute und Wände weil man durch den Rauch nichts mehr sieht) oder Hammer-Abend. Als ich um viertel nach acht ankam, waren gefühlt nur zehn Leute da. Dieses Konzert sollte jedoch ein brettender feuchter Furz in die grausame Fratze der Kulturindustrie werden.
Um halb neun startete dann die stinkende Nummer 9 (verwirrend, schließlich sind die nur zu dritt), eingeleitet von einem leidenschaftlichen "Stinken, Stinken, Stinken!"-Chorus aus dem Pulk von Leuten, der auf einmal vor der Bühne stand.
Ich verstand wenig, es wurde getrümmert und geschrien, und zwischendurch gab es Ansagen, die ich sehr lustig fand, ich aber nicht im Gedächtnis behielt. Die stinkende Nummer 9 machen schnellen melodischen Deutschpunk mit Texten, erinnern mich irgendwie an Bands wie Pascow oder Kaput Krauts.
Nimand wird gern getreten und so nahm das Basspad mehrfach Reißaus vor Drummer Tim. Dieser Befreiungskampf wurde allerdings routiniert von Nein-Schlagzeuger Jan unterbunden. Sehr solidarisch!
Als Lukas irgendwas von Adorno Adorno als nächstes Lied ansagte, fühlte ich mich bemüßigt, "Öhhhh Kulturindustrie!" dazu beizutragen. Dass genau dass dann der Refrain des Liedes war, ließ mein kleines Theorie-Nerd-Herz höher schlagen. Die Ironie war stark in dieser Band.
Nein! sind nicht nur sehr liebe und fotogene Menschen, sie machen auch verfickt gute Musik.
Selten so ne stabile Mischung aus HC-Punk und Doom gehört. Und ich feier die bei jedem Auftritt mehr.
Selten so ne stabile Mischung aus HC-Punk und Doom gehört. Und ich feier die bei jedem Auftritt mehr.
Oder Exorzismus, aber das passt nicht so gut, weil Nein! nichts austreiben, sondern etwas großes Böses aus der Tiefe wecken.
Nach dem Konzert wird Gitarrist Didi sagen: "Auf der Bühne stehen ist wie Atmen für mich." und dabei prustend beinahe vom Stuhl fallen.
Nach dem Konzert wird Gitarrist Didi sagen: "Auf der Bühne stehen ist wie Atmen für mich." und dabei prustend beinahe vom Stuhl fallen.
Die schnellen Wechsel zwischen auf-die-Fresse-Gebretter mit zu wildem Pogo für den kleinen Raum und schwerem Downtempo-Gewaber ließen auch strunzbesoffenen Asthmatikern wie mir Zeit, um zwischen Ausrasten, Rumspringen und Fotografieren kurz Luft zu holen und sich der der ewigen Verdammnis bewusst zu werden.
Hat auch immer was von Transzendenz, die Rhythmusgruppe bei diesen langsamen Parts zu beobachten. Kathi und Janni waren brutal am Viben.
Nicht nur die Stimmung, auch die Luft entsprach am ehesten der in einem Hexenkessel. Wurde zwischendurch immer wieder von Flüssigkeiten getroffen, konnte nicht identifizieren, ob es Schweiß oder Bier war. Dieses Phänomen sollte in den Kritierienkatalog für gute Konzerte aufgenommen werden.