Auspennen, frühstücken (A.C.K. wanken an uns vorbei), Hamburg angucken (zwei Mal treffen wir auf RAWSIDE), warten. Schlimmste Erkenntnis des Tages: Die Gerüchte sind wahr, der Clochard ist zu. Da gibt es jetzt nicht nur eine verschlossene Tür, sondern auch ein dickes, stabiles Metallgitter. Traurig.
Da BRUTAL VERSCHIMMELT und CUT MY SKIN auch heute ausfallen werden, brechen wir etwas später auf. Im Gängeviertel ist noch nix los und der Kiosk in der U-Bahn-Station hat auch zu. Nach langer Suche werden wir in einem Postshop fündig und setzen uns wieder vor die Jupi-Bar. Dort taucht auch recht bald Thekenpersonal auf, aber der Schlüssel fehlt und so betreten wir schon früh den Konzertraum. Von gestern sind kaum bekannte Gesichter geblieben. Also schweigen wir uns meistens an und lauschen den Klängen aus der Dose. Bezeichnenderweise wird auch ein Song gespielt, der vermutlich "Ich lass mein Shirt an" heißt und den ich musikalisch und stimmlich POGENDROBLEM zuordnen würde.
Die BÖSEN MÖHREN (ist das H jetzt an der richtigen Stelle?) sind stark dezimiert und fallen deshalb aus. MISSBRAUCH machen also den Anfang. Uns steckt noch die gestrige Nacht in den Knochen und auch das restliche Publikum ist noch eher verhalten. Trotzdem ein gutes Set.
Danach spielen A.C.K., die heute mit RAWSIDE die Plätze getauscht haben. Schnell beginnen diverse cis-Männer mit dem Pogotanzen. Es geht ganz schön ruppig zu, mit ausgefahrenen Ellenbogen und "Vergeltung", wenn man jemanden aus Versehen umgeschubst hat. Ein Typ im Holzfällerhemd reibt sich zwei ganze Songs lang an meinem Arm, obwohl ich eigentlich abseits des Pits stehe und er mehr wackelt als tanzt. Ich versuche das stellenweise sehr prollige Gehabe einiger Mittanzender auszublenden und habe tatsächlich die meiste Zeit Spaß beim Konzert.
Danach spielen wieder die IDIOTS, die zum Glück ihren Fußballsong, aber leider auch die Hansa-Palette sein lassen. Am Ende des Sets kommt es dann zu folgender Szene: Sir Hannes zerreißt sein Shirt und steht plötzlich mit nacktem Oberkörper auf der Bühne. Danach geht das Licht aus und die Band verlässt besagte Bühne. Im Publikum wird gemunkelt, man habe der Band wegen dem entblößten Oberkörper den Strom abgedreht. Andererseits war der Auftritt aber auch vorbei. Die einen sagen so, die anderen sagen so,...Im Keller am Merchstand bricht dann tatsächlich jemand die alte Diskussion vom Zaun und fragt, was denn so schlimm daran sei, wenn Männer ihr T-Shirt ausziehen, das hätte doch früher auch keinen gestört und überhaupt dürfe man als Mann ja gar nichts mehr. Auf die von diversen umstehenden cis-Männern geäußerten Argumente wird nur mit der Wiederholung des Genörgels reagiert. Ich kann mir das irgendwann nicht mehr geben und gehe lieber mit coolen Leuten Bier trinken.
Zum Abschluss gibt es dann endlich noch mal ein RAWSIDE-Set. Ich drücke meinem Begleiter meine Brille in die Hand und stürze mich ins Getümmel. Ellenbogen, Leute fallen, werden aufgehoben und direkt wieder umgeschubst. Ich mache das Beste draus und singe lauthals und möglichst schief jede Zeile mit.
Alles in Allem hat mir der erste Abend deutlich besser gefallen. Trotzdem gehe ich auch heute glücklich und betrunken ins Bett. Vielen Dank auch an die Beyond Borders Crew, die uns hervorragend mit Getränken versorgt haben! Da kann sich der Rest von diesem Niedersachsen mal ne Scheibe von abschneiden.