Updreihn Festival: Rantanplan, The Sensitives, Andre Sinner, Deepend, The Feelgood McLouds, 05.11.2022 in Oldenburg, Freizeitstätte Bürgerfelde - Bericht von Zwen
Updreihn Festival, 05.11.2022 in Oldenburg
Puh! Scheinbar wurden wir doch nicht vom Fahrer irgendwo an der niedersächsischen Autobahn ausgesetzt. Im Gegenteil, wir gönnen uns jetzt erstmal alle ein kleines Frühstück mit veganem Lachs und Humus an der Sonne. Solche Missverständnisse können bei der Sprachbarriere wohl mal passieren.
Vor einer Woche war es hier sicher noch sommerlich warm, heute pfeift der Wind ganz schön. Zum Glück haben wir jedoch etwas was uns warm hält. Gestärkt, aber bei mir immer noch mit einem leichten Hangover von gestern, geht es weiter nach Oldenburg. Irgendwann fallen mir die Augen zu und ich werde erst kurz vor dem Ziel wieder wach. Die Kopfschmerzen sind so gut wie weg und die Sonne gibt immer noch alles, was sie kann. Das kann ja nur gut werden!
Vor einer Woche war es hier sicher noch sommerlich warm, heute pfeift der Wind ganz schön. Zum Glück haben wir jedoch etwas was uns warm hält. Gestärkt, aber bei mir immer noch mit einem leichten Hangover von gestern, geht es weiter nach Oldenburg. Irgendwann fallen mir die Augen zu und ich werde erst kurz vor dem Ziel wieder wach. Die Kopfschmerzen sind so gut wie weg und die Sonne gibt immer noch alles, was sie kann. Das kann ja nur gut werden!
Zumindest dachte ich das bis der Bulli, der gerade noch ohne zu murren über die Autobahn gedüst ist, jetzt plötzlich anfängt ein kreischendes Geräusch von sich zu geben und keine 10 Minuten vom Hotel entfernt nicht mehr beschleunigt. Wir rollen noch auf den nächsten Bürgersteig, wo sich Martin und Magnus dem Motor widmen, für den Moment aber auch nicht viel tun können. Mittlerweile hat sich - wie das halt so ist - eine kleine Zuschauer*innentraube um das Auto gesammelt. Als jedoch irgendjemand fragt "Seid ihr die Sensitives?", gilt unsere Aufmerksamkeit nicht mehr dem Motor, sondern besagter Person. Warum kennen uns die Leute in Oldenburg?! Sind die Sensitives etwa plötzlich über Nacht berühmt geworden und jetzt in aller Munde? Nein! Zwar haben wir es nicht mehr zu unserer heutigen Unterkunft geschafft, haben es dafür aber hinbekommen direkt vor dem Laden liegen zu bleiben. Immerhin! Dementsprechend rufen wir jetzt erstmal den ADAC an und laden, während dieser sich auf den Weg macht schon mal alles aus.
Der ADAC war mittlerweile da, sagte uns, dass er da so auch erstmal nichts machen kann, er uns aber den Abschleppdienst ruft. Immerhin ist der Typ vom ADAC aber insgesamt sehr entgegenkommend und einfach ziemlich korrekt. Da es noch etwas dauert, bis der Abschleppdienst hier ist, nutzen wir die Zeit und schauen uns ANDRE SINNER an. Die erste Band haben wir dank Pannenchaos natürlich verpasst.
André Sinner macht sehr angenehme Akustik-Musik, wobei sich sein Gesang sehr gut über die Akkorde schmiegt. Außerdem werden nicht nur in den Songs, sondern auch dazwischen immer mal wieder verschiedene Anekdoten aus dem Leben erzählt. Im Hintergrund knistert derweil ein Fake-Feuer. Gemütlicher wird es heute nicht...wärmer vielleicht.
Trotzdem steht André aber nicht im Rollkragenpulli hier, was in Anbetracht der hier im Raum mittlerweile herrschenden muckligen Temperaturen, sicherlich auch die bessere Wahl ist, sondern trägt ein körperbetontes COR-Shirt.
Obwohl wir alle sehr gut einen Haarschnitt vertragen könnten (war einer von vielen Programmpunkten auf diesem tollen Festival), müssen wir mal eben die Abschleppung des Bullis beaufsichtigen. Ich habe sowas noch nie gesehen und bin ganz schön beeindruckt, wie der große Truck den nicht gerade leicht aussehenden PKW mittels Seilwinde mal eben auf die Ladefläche gleiten lässt, als wäre es nichts.
Oh, auf diesem Foto sind bereits The Feelgood McClouds zu sehen. Das ist sicherlich der Abschleppaktion geschuldet. Durch diese war nämlich nicht mehr genug Zeit noch schnell ein Foto von DEEPEND zu machen. Auf dem Flur höre ich zunächst etwas, dass ein bisschen nach Bloodhound Gang klingt, worauf ich in die Runde frage, ob heute auch eine Karaoke-Band spielt. Die Frage war tatsächlich ernst gemeint, trotzdem ernte ich vor allem amüsierte Blicke und Kopfschütteln. Deepend sind jedenfalls die lokale Nachwuchsband hier aus dem Juz und spielen soweit sehr ordentlich. Zu hören gibt es vor allem (zumeist leicht abgewandelte) Coversongs. Mehr kann ich aber auch echt nicht sagen, da ich gerade mal 1 1/2 Songs mitbekommen habe.
Nun aber zu den FEELGOOD MCCLOUDS, die machen Folk-Punk, also nicht so wie die Sensitives, die sich dieses Genre auch auf die Fahne geschrieben haben, aber dann 77er Punkrock oder verrückte 6/8-Takte spielen. Außerdem zeigen die McClouds darüber hinaus auch was Folk-Punk vor allem ausmacht. Genau! Sauflieder!
Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist ein Lied, bei dem die Feuerzeuge rausgeholt werden. Muss man mögen, scheinen die meisten hier aber zu tun.
Bei den zwei Zugaben habe ich mich vorsichtshalber in den hinteren Teil des Raumes verkrümelt. Es ist mittlerweile sehr voll. Das Uprdreihn ist auch komplett ausverkauft. Somit scheint das Konzept VVK doch noch ein paar Anhänger*innen zu haben. Schon verrückt. Ich habe akut wirklich das Gefühl, dass manche Dinge unglaublich gut laufen, andere dafür aber so gar nicht. Klar, generell sind die Zeiten gerade verrückt, aber ob man immer alles auf Corona schieben kann, halte ich dann doch für fragwürdig.
Boah, ist das mittlerweile voll!! Im Saal ist kaum noch Platz und ich brauche ziemlich lange, um mich in Richtung Bühne zu schlingern. So verpasse ich auch Magnus "Flakka", was er heute statt des Songs "Trump" spielt, der auf mein Anraten aus dem Set geflogen ist. Was nun ein "Flakka" ist, weiß ich auch nicht. Ich vermute wahlweise eine Pinata aus Abtreibungsgegner*innen oder eine Quark-Speise, die zur Hälfte aus braunem Zucker besteht.
So, ich stehe endlich vor der Bühne und kann mir anhören wie Martin gerade über die heutige Gesamtsituation witzelt. So ist dann der Song "Never Going Home" vom letzten Album "Punch" wohl auch wörtlich zu nehmen. Zumindest wird das mit dem nach Hause kommen jetzt erstmal schwierig. Egal, egal, jetzt heißt es erstmal 45 Minuten einfach leben. Paulina und Martin hüpfen über die Bühne und spielen als gäbe es kein Morgen.
Da merkt man doch, dass die Sensitives eher eine moderate Party-Band sind, das heißt aber noch lange nicht, dass die Drei ins Glas spucken! Trotzdem können sie auch noch am letzten Tourtag ordentlich Gas geben ohne gleich einen Herzkasper zu kriegen.
Da merkt man doch, dass die Sensitives eher eine moderate Party-Band sind, das heißt aber noch lange nicht, dass die Drei ins Glas spucken! Trotzdem können sie auch noch am letzten Tourtag ordentlich Gas geben ohne gleich einen Herzkasper zu kriegen.
Auf RANTANPLAN war ich sehr gespannt. Als ich sie vor Jahren auf der Alternative Stage gesehen habe, fand ich sie etwas langweilig. Heute hauen sie jedoch ordentlich einen raus! Zwar klingt die Gitarre am Anfang noch etwas dünn, das legt sich dann aber schnell wieder und dann ist es einfach nur noch eine richtig starke Party. Alle geben hier absolutes Vollgas und tun ihr allerbestes das Publikum bestmöglich zu unterhalten.
Heute gibt es einen Gastauftritt von Julia, die wohl schon mehrfach mit der Truppe mitgereist ist und jetzt aktuell auch mal ein paar Songs mitträllern darf. Dies tut sie sehr gut. Außerdem ist sie wirklich die absolute (!) Partykanone. Zumindest kannte sie am nächsten Morgen wohl das komplette Hotel, oder hatte zumindest ihre Stimme irgendwo gehört.
Tolle Show, leider muss ich einen Minuspunkt abziehen, da sie den Oberhit "Nüchtern Betrachtet" nicht (!) spielen. Die Schweine, so geht es ja nicht! Dafür gibt es aber "Wir sind nicht die Onkelz" und "Hamburg 8 Grad Regen" zu hören, was mich einigermaßen besänftigt.
Auch wenn sich Rantanplan hier bereits aufs Ohr gelegt haben, uns steht gleich noch ein bisschen Nachglühen im Backstage bevor. Das war auch sehr gut. Irgendwann so gegen 2 Uhr spawnt dann noch auf dem Tisch eine verschlossene Flasche Havanaclub, die scheinbar niemanden gehört. Ich bin zunächst zwar noch etwas verschüchtert, aber nach dem 10. Mal nachfragen oder der "Nimm doch einfach!"-Antwort, beschließe ich dieser Aufforderung ohne Umschweife nachzukommen.
Nach einer kurzen Nacht (ich glaube Julia ist immer noch wach, als ich schon wieder aufstehe) schleppe ich mich zum Hauptbahnhof Oldenburg und reite von dort aus mittels Fichtenelche zurück nach Dortmund. Dort erreicht mich nach ein paar Tagen eine Brieftaube von Martin, dass die Reparatur am Bulli nicht wie erhofft ein paar hundert, sondern ein paar tausend Euro betragen. Heilige Scheiße! Dementsprechend wäre es echt richtig gut, wenn ihr - solltet ihr gerade ein paar Euro im Geldbeutel oder auf dem Konto haben - diese supertollen Menschen unterstützen würdet. Dies geht am besten, wenn ihr euch über Bandcamp die Alben kauft oder The Sensitives auf Patreon supportet. Ansonsten möchte ich mich an dieser Stelle mal ganz ausdrücklich bei den Menschen vom Alfeld rockt und vom Updreihn Festival, aber auch beim ADAC bedanken. Ohne euch wäre es kacke gewesen!