Sekeromlat, Victims of Classwar. Elurra, 03.12.2022 in Mülheim/Ruhr, AZ Mülheim - Bericht von Matt Greasejar
Sekeromlat, 03.12.2022 in Mülheim/Ruhr
Elurra aus Duisburg (wo die Toten Hosen herkommen) bilden gleichzeitig den Kern der Veranstalter-Truppe, sind sind sich aber nicht zu fein, den Opener zu machen. (Oder sind sie einfach Profis und wollen so früh wie möglich ans Glas? Wie gesagt, aus Duisburg...)
Bei den letzten Shows waren sie nur zu dritt, mit Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Is' im Black Metal gar nicht so selten, funktioniert aber meiner Meinung nach nur in Ausnahmefällen. Bei Mantar oder Sun Worship will man es z.B. gar nicht anders haben. Elurra tut der durch den Viersaiter angefettete Sound aber hörbar gut; jetzt halten sie auch live wieder, was die Platten versprechen.
Die Songs sind durch die Bank sehr atmosphärisch, fast schon meditativ, es geht hart in Richtung zweite Welle - von wegen Norwegen! Also, jedenfalls die auf den Platten und der eine, den ich hier und heute noch komplett live zu hören kriege, nachdem ich mir 20 Minuten länger als geplant Bahngleise zwischen Duisburg und Mülheim angucken durfte, #dankeEva!
Als nächstes geht schon der Headliner auf die Bühne: Sekeromlat aus Prag sind zwar seit 2017 aktiv und haben zwei Tapes draußen, sind aber offenbar unter BM-Feinschmeckern schon 'ne Hausnummer; selbst aus Westberlin vernahm ich im Vorfeld Neidbekundungen, darüber dass sie hier spielen.
It's not just boys' fun: zwar herrscht auch heute auf der Bühne wieder ziemlicher Herrenüberschuss, aber mit Bassistin K. ist schon mal eine Dame am Start. Und wer die spielen hört, dem bleibt das Wort "Tittenbonus" ganz schnell im Hals stecken.
...das Kriegsbeil, das Sänger P. dann auch öfter mal schwingt. Ob die STEINzeit wirklich METAL ist, wäre dann wohl auch geklärt - Attitude schlägt Werkstoff.
Musikalisch geht es eher im Midtempo, aber dafür um so düsterer zur Sache. Zu kaskadischen Riffs wird wütend gekeift. Find' ick richtig geil, jefällt ma, geht ab! Ich hätte ja auch zu etwas mehr Blastbeats nicht nein gesagt, aber "man kann nicht alles haben, wo soll man es hinstellen?" (Ian Fraser Killmister)
Humor und Black Metal sind ja zuweilen ein kompliziertes Duo. So gucken Sekeromlat dann auch etwas sparsam, als Scheiße sich angesichts des liebevollen Corpsepaint freut, dass die Kiss-Coverband endlich anfängt.
Nach der Show habe ich ihn nicht mehr gesehen, wahrscheinlich haben sie ihn dem Satan geopfert. Hat er aber irgendwie auch verdient. Der Frechdachs!
Frauenpower am Bass, zum Zweiten: Bei den Victims Of Claswar bedient Klára nicht nur den Donnervogel, sondern liefert auch gleich den Gesang.
Die Crust-Wurzeln klingen kaum noch durch, stattdessen gibt es thrashigen Black Metal im Stil der ersten Welle a la Hellhammer/Celtic Frost, Venom und vor allem frühen Bathory, denen auch per Cover die Referenz erwiesen wird. Und Kláras Organ kann es definitiv mit dem guten alten Quorthon aufnehmen.
Der Drummer ist laut Andi von Elurra neu und sehr gut. Letzteres stimmt, allerdings hab' ich auf Konserve auch an seinem Vorgänger nix auszusetzen.
Und so geht die Band, von der ich im Vorfeld am wenigsten erwartet hatte, als persönlicher Überraschungssieger vom Platz. Die für einen Fünfer(!) verhaftete Split-LP dreht hier gerade eine Runde nach der anderen. Aber auch die Prager Axtschwinger dürfen gern wieder kommen, und Elurra haben's ja eh nicht weit. Runde Sache, gerne wieder!