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Sputnik Booster, HC Baxxter, Krachwalze, 03.12.2022 in Augsburg, Ballonfabrik - Bericht von Thruntilldeath

Die Ballonfabrik wird 10(+2) - Kindergeburtstag mit 8 bit, 03.12.2022 in Augsburg

Jetzt ist schon wieder was passiert. Die Ballonfabrik feiert Geburtstag und wird 10 Jahre alte. Das war 2020. Ein Jahr später wurde die Ballonse 10+1 Jahre alt und 2022 wurde dann endlich offiziell gefeiert, den 10+2ten Geburtstag. Was in der Zwischenzeit passiert ist und wieso es zu Verzögerungen gekommen ist, das weiß nur die Stadt Augsburg mit ihrer etwas fragwürdigen Einstellung zum Thema Demonstationsfreiheit oder der Staat Bayern generell. Ob ich jetzt auch erstmal 30 Tage präventiv in Haft muss? Meidet Bayern!

Nun, sagte schon Bastian Pastewka, irgendwas ist ja immer. Auf jeden Fall sollte die große Geburtstagssause ganz im Sinne des Dit-Döt, besser bekannt als 8-bit-Sound, stattfinden, sodass wundersame und weniger wundersame Kapellen aus allen Teilen Deutschlands eingeladen wurden, um den hüftsteifen Süddeutschen das Tanzen beizubringen. Und weil Augsburg quasi ums Eck liegt und ich eh nichts besseres vorhatte, hab ich mich mal mit der deutschen Bahn als Starkoch ins Ensemble der Party eingeladen. Denn schon Pascow wussten: Diene der Party!
Dank dem großzügigen Sparangebot der DB ging sogar die erste Klasse preislich klar, die zumindest auf der Hinfahrt auch genug Platz bot, um das kleine Faltrad sicher und wackelfrei hinter den Sitzen zu verstauen. Weiter Pluspunkt: Keine Verspätung, alle Anschlusszüge bekommen. Auch auf dem Rückweg, was ist da nur los?
Da ich viel zu früh angekommen bin, sind Gerd und ich noch los, 'ne coole Runde Geocaching betreiben. Und waren sogar erfolgreich, wow. Nur geloggt habe ich ihn noch nicht, so ein Mist.
Das augschburgerische Wort für Mist ist übrigens "Mauf".
Richtig Scheiße und damit viel mehr als nur Mauf ist das Verhalten des Rewes, der weder Steckrüben im Sortiment hat, noch rückstandsfreie Aufkleber aufs Brot klebt. Was soll sowas? Hab dann notgedrungen den Kleber mitgegessen. Vielleicht war er ja aus Kartoffelstärke? Werden wir noch herausfinden.
Ich war sogar SO viel zu früh da, dass ich diesen Bericht schon vorab vollständig mithilfe dieser Schreibmaschine verfasst habe. Quasi ein Blick in die Zukunft, den ihr hier lest, wobei das Datum für euch eher eine Reise in die Vergangenheit ist. Transkribiert wurde der Text mit einer eigens von Fö entworfenen Maschine mit KI-Algorithmus, Cloud Computing in einer Kubernetes-Umgebung und Blockchain. Wie ihr seht, funktioniert das einwandfrei.
So, Zeitsprung, Konzertabend. Essenswünsche? "Bitte kein Chili sin carne oder Kokosmilchcurry, das gibt's doch immer." Oha, ok, das schränkte die Auswahl natürlich ein. Nächste Nachricht: "Eintopf wäre geil!" und zack, entspannte sich die Lage wieder. Krachwalze aus Bremen, die Eintopfconnaisseure, sollten einen Eintopf bekommen, der ihr Leben nachhaltig verändern würde. Hauptzutat: Steckrüben, wie es die Norddeutschen zu dieser Jahreszeit besonders gerne mögen. Problem nur (s.o.): Steckrücken gibt es in Bayern nicht. Nirgends. Daher wurde eigens für diesen Abend keine Kosten und Mühen gescheut und zwei handelsübliche Steckrüben aus Hamburg importiert. Soll nochmal irgendwer sagen, dass die Ballonfabrik ihren kulturellen Auftrag nicht erst nehmen würde. Fun fact: Die Steckrübe gehört zur Art des Rapses.
Irgendwann dann Soundcheck im Hintergrund, mit Schlagzeug, Gameboy und Bass, während im Vordergrund schon mal die Elektronikabteilung vom Media Markt aus dem Jahr 1983 aufgebaut wurde. Eigentlich praktisch, diese Elektromusik, da braucht's nicht so viel Getüddel vor dem Auftritt.
Passend zum (Kinder-)Geburtstag: Das lustige Kassettenmopped von Fisher Price. Sonst nur für extrem trve Black-Metal-Kelleraufnahmen genutzt, hier mal auf der lustigen Seite des Lebens.
Vorhang auf, Bühne frei für die erste Band des Abends, die mächtigen KRACHWALZE. Krachwalze knallten in 45 Minuten ca. 45 Songs auf die Bühne, was aber nicht heißt, dass es nur Minutenkracher zu hören gab. Von 15 Sekunden bis 2 Minuten war alles dabei, und ähnlich wie Brötzmanns markante und energetische Spielweise wurde auch hier mehrfach der Ausdruck "Die brötzeln sich aber einen ab" im Publikum vernommen. Musikalisch war es in etwa so, wie sich eine Band mit Schlagzeug, Bass, Gameboy und mehrstimmigen Gesang eben anhört: Wie die Downtempoparts in Antitainment-Songs. Die ohne Struktur, die ganz vertrackten Free-Jazz-Nummern. Das Publikum wusste ebensowenig, wie es sich bewegen sollte, wie der Autor. Kopf nach vorne, "Ach, da ist ja ein Takt", Kopf nach hinten, "Ach kacke, ne, doch wieder was ganz anderes."
Viele schöne Ansagen, Songtexte zwischen Super Mario, Black-Metal-Abhandlungen, Kapitalismuskritik, Seemannsliedern und dank des fantastischen Songs "Wurst Case Scenario" ein dezenter Seitenhieb auf die männliche Dominanz nicht nur in der Punkszene. Gameboygrind mit Message, Progressive Schabernack mit Inhalt. Szenenahe Publikationen behaupteten, dass diese Art von Musik auch schnell auserzählt wäre. Aber ist das schnell auserzählt? Für Anhänger der Präastronautik ein klares "JA!".
Dann gab es Kuchen, klatsche alle in die Hände!
Instrumente runter von der Bühne, und wer reitete danach so spät noch durch Nacht und Wind? Es ist der H.C. BAXXTER mit seinem Computer. Ding Dong, die 90er haben angerufen und wollen ihren Trance zurück. Ding Dong, die 80er haben angerufen und wollen ihre Deutschpunktexte wiederhaben. Ding Dong, Saufen hat angerufen. Ok, Witz kaputt, aber mal davon ab: Es gibt von mir kein einziges scharfes Foto vom H.C. aus Bielefeld, weil der irgendwie einfach nicht stillstehen wollte. 
Und das vollkommen zurecht: Was für eine energiegeladene Show. Bediente vollständig meine heimliche Liebe für Schlagerbeats, Happy Hardcore und Trance, Filmsamples und wenig subtilen, antifaschistischen Texten, die, obwohl da eigentlich ein Typ über die Bühne hüpft oder durchs Publikum läuft, sich auch hier den Problemen der männlich geprägten Gesellschaft widmet. Danke für das klare Statement, dass Männer sich auch gerne mal zurückhalten sollten und anderen den Raum lassen, der vollkommen überraschend auch ihnen zusteht. Grundsympathischer Mensch mit dem Herz am rechten Fleck, stand schon bei Krachwalze vor der Bühne und freute sich ganz im Sinne des Kindergeburtstages wie ein selbiges und brachte diesen Spaß auch mit auf die Bühne. Egal ob ihr Techno mögt oder nicht, geht immer zu H.C. Baxxter, abzappeln geht auch einfach mit Arme hochwerfen und durch die Gegend rennen. Zwar wart er heute Abend der Einzige ohne Gameboy, immerhin hat er einen zuhause. Und: Starkes Outfit! Denn auch wenn die Musik Techno ist, hat H.C. dennoch Bock auf... Rock!
Irgendwann war die Bühne dann leer, während der Bass noch immer aus den Boxen wummerte. Ein weiterer Vorteil der instrumentlosen Musikfraktion.
Als sich der Nebel langsam lichtete, stand auf einmal diese finstere Gestalt auf der Bühne, drückte auf den Gameboy, startete den Atari und holte anschließend seine Roboterfraktion auf die Bühne. Direkt vom Planeten Melmak, Endor oder was weiß ich wo wurde der humanoide Wirtskörper im Raumanzug mit Hasenohren in die Ballonfabrik gebeamt, Manege frei für den totalen Wahnsinn von SPUTNIK BOOSTER AND THE FUTURE POSERS. Wieviele Future Posers da unterwegs waren, konnte ich gar nicht zählen, denn ständig lief irgendein anderes Roboterwesen an einem vorbei, während Commander Sputnik höchstpersönlich auf der Bühne seinen ohrwurmkreierenden Chiptune-Krams aus den Boxen ertönen ließ.
Was willste dazu denn noch sagen? Komplettes Irrenhaus, und gut, dass der Laden nicht ausverkauft war, denn die Roboterwesen waren teilweise auf, vor, neben, unter oder irgendeine andere Präposition der Bühne, oder mitten im Publikum, wo der Treibstoff kurzfristig in Form von Bier und Schnaps in die gefräßigen Robotermäuler gekippt wurde.
Ja.
So.
War.
Das.

Ich bin mir sicher, dass am Ende auch H.C. Baxxter unter einem Roboterkarton zu erspähen war, und Krachwalze standen grinsend irgendwo im Publikum. Was ein Spaß, ohne Abstriche bei der politischen Botschaft zu machen. Denn wo unsere Robotereroberer stehen, wurde beim Cover von Slimes "Deutschland muss sterben" recht schnell klar. Oder war das eine Kampfansage und morgen kommt die Invasion der restlichen Roboter? Wer weiß das alles schon, nach gefühlten zwei Stunden Dit, Döt, Dididi, Dudelum und Bumm Bumm war das Hirn auch etwa matschig, aber sehr glücklich. Wie alle an dem Abend.
Sonntag ging es dann leicht müde wieder zurück in die Natur, vorbei an der Donau, Mosel oder was auch immer durch Augsburg fließt, zum wunderschönen Bahnhof und mit der wunderschönen Deutschen Bahn in nur knapp 8 Stunden zurück nach Hause. Liebe Ballonse, alles Gute und bis nächstes Mal!

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Toxo
(Toxo)
10.12.2022 14:35
Ich bin neidisch !
h*einz_zweidreI
(h*einz_zweidreI)
10.12.2022 14:48
Ich auch!
Coco
(Coco)
13.12.2022 20:46
Oh, ich befürchte, ich auch.
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
15.12.2022 14:30
Ich war da und bin auch neidisch.

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