Lysistrata, Slow Sports, 14.12.2022 in Dortmund, FZW - Bericht von der Redaktion
Lysistrata, 14.12.2022 in Dortmund
Ich trauere auch den Decibelles nach, dass dafür Slow Sports einspringen ist mehr als okay, mal schauen wie diese Lysistrata so live sind… Ach, Lysistrata. Ich hab irgendwann den Überblick verloren, wann dieses Konzert stattfindet, und es zwischenzeitlich auch komplett vergessen. Ursprünglich sollten sie Ende März 2020 mit Decibelles spielen, aber wie wir wissen, war Ende März 2020 ein eher schlechter Zeitpunkt für Konzerte. Dann wurde die Tour verlegt, dann anscheinend abgesagt, dann doch neu angesetzt. So läuft das halt heutzutage! Die ursprüngliche Tour sollte sogar von bierschinken präsentiert werden, ich hab keine Ahnung ob die aktuelle auch, hat wer ein Ticket und kann nachschauen? Muss aber zugeben, dass die ursprüngliche Tour für mich hauptsächlich wegen Decibelles interessant war. Apropos Decibelles: Ihr haltet euch mal schön den 8.5.23 frei, ok? Naja, Support heute dafür Slow Sports mit ihrer Dortmund-Premiere. Auch okay.
Vorweg: SLOW SPORTS sind super! Und Schlagzeug in der ersten Reihe ist super, da ist dann nämlich die Nervosität und die eingeprobte Mimik viel besser zu erkennen. Auch hier kommen Erinnerungen an die Decibelles hoch: Der Aufbau des Schlagzeugs in der Front, find ich richtig gut! Dennis eher nicht so. Pech. Also, SLOW SPORTS, das ist die neue Band von Marcin, Julian und Dennis, alle bekannt oder unbekannt von anderen bekannten oder unbekannten Bands. Richtig nice Leute!
Der Wechsel zwischen rausschreien und singen gefiel mir auch sehr gut, wobei ich die Schrei-Parts deutlich besser fand. Auch find ich die Art den Bass zu spielen sehr fein. Musik ist so 90er Emo und ganz cool. Manchmal schreit Julian als wäre er Chuck Ragan, das ist dann ein bisschen cringy. Aber es überwiegen die Momente, in denen er artig alles rausrotzt. Zum Ende hin kommt auch ein bisschen was, das an Gesang erinnert. Gefällt mir zugegebenermaßen besser.
Zwischen den Songs kriegen wir höchstens Basswummern zu hören, wenig Ansagen. Das habe sich nicht bewährt, kriegen wir zu hören. Ja gut, genehmigt. Dann aber bitte trotzdem kürzere Pausen, ok?
In 20 Minuten kann man ja eigentlich gar keinen Faden verlieren. Hab ich auch nichts von gemerkt. Die Nervosität wurde auch weniger. Auftritt sehr angenehm, was zum Zugucken, zum Mitwippen und auch mal zum Schmunzeln. Die Band behauptet später, am Schluss etwas den Faden verloren zu haben. Da ich die letzten 2 Songs am besten fand, hoffe ich mal, sie finden ihn nicht wieder.
Hoffentlich sehen wir die SLOW SPORTS demnächst öfter in der Umgebung. War auf jede Fall ein sehr gelungenes Dortmund-Debüt. Vielen Dank dafür.
Hatte auch mit viel weniger Publikum gerechnet, aber so ist es doch schöner. Nicht zu leer und nicht zu voll. Dann LYSISTRATA! Bei Bands, die außerhalb meines Kosmos stattfinden, ist es immer ganz interessant, zu beobachten, wer sich sowas anschaut. Für nen Mittwoch ist es relativ okay gefüllt vor der Bühne. Eher so Indie-Publikum, gemischte Altersstruktur.
Punk und Noise und dieses ´post‘ ist auch drin. Es sind auf jeden Fall drei ziemlich gut Musiker, die gut harmonieren und das sehr ernst zu nehmen scheinen. Die Musik ist schwierig zu beschreiben. Klar ist das irgendwie Indie, aber halt einmal durch den Fleischwolf gejagt. Ein bisschen proggig, ein bisschen noisig. Die Songs sind oft eintönig-aufbauend, bevor sie dann brachial ausbrechen.
Der Sound ist echt super. Aber auch mich erreicht das nicht so wirklich. Alles irgendwie zu viel. Auch werden manche Songs durch eintönige Passagen noisier in die Länge gezogen, also anders als auf Platte. Den meisten Zuschauer*innen gefällt das aber sehr gut, wenigstens da wo ich stehe. Ist dann wohl doch nicht ganz meine Musik. Hmm, was soll ich sagen. Gab ja einige Vorschusslorbeeren und tatsächlich kommt da live auch ein ordentlicher Druck rüber, aber irgendwie kickt mich das nicht. Brauche ne Weile, mich darauf einzulassen, zwischenzeitlich bin ich dann sogar fast drin und find's total geil, bevor ich merke, dass halt doch irgendwie alles gleich klingt. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich's nie geschafft habe, das Album komplett durchzuhören.
Der Gitarrist hatte ständig irgendwas zu tun. Mal da am drehen, da am drücken. Auch hier: Kaum Ansagen, dafür aber auch kaum Pausen und durchgehendes Wummern auf dem Trommelfell. Dafür dass das nur drei Leute sind, kriegen wir schon ne gute Wand entgegen geballert. Ein Eindruck, der leider dadurch geschmälert wird, dass auch Geräusche aus irgendwelchen Effektgeräten, Loop-Stationen, Samplern, watweißichwiedasallesheißt, kommen. Sowas verwirrt mich immer.
Auch wenn es nicht ganz meins ist, ist es nicht so, dass mir langweilig wird, es zündet nur nicht so richtig. Die Spielzeit ist auch nicht zu lang. Die schnelleren, aggressiven Songs gefallen mir auch eindeutig besser.
Zugabe gibt's nicht (zumindest gehen sie nicht von der Bühne), Pluspunkt dafür. Insgesamt ein schönes Konzertchen für nen Mittwoch Abend, mit dem kleinen Wermutstropfen, dass ich mich dem Reigen der Lysistrata-Abfeierer nicht so ganz anschließen kann.