Chefdenker, Deadly Habit, 13.01.2023 in Berlin, Tommy-Weisbecker-Haus - Bericht von der Redaktion
Chefdenker, 13.01.2023 in Berlin
Ich werde im Schicksaal direkt von Cornelia begrüßt mit den Worten "Hier in Berlin sind alle komplett verrückt!" und denke mir... ja! Ich weiß. Und die Pandemie hat es nicht besser gemacht. Herzlich Willkommen in meiner Welt 💜 Ein äußerst kalter und windiger Januarabend. Wir haben uns anlässlich Frau Wolframs Geburtstag bereits in beachtlicher Gruppe zuvor die Bäuche mit bester italienischer Pizza und (in meinem Fall) Rotwein vollgeschlagen und machen uns auf einen Verdauungspaziergang am Urbanufer entlang auf den Weg zum Tommyhaus. Man könnte meinen, wir wären alt - aber so richtige Laune auf schwitziges Menschengedränge stellt sich irgendwie noch nicht ein. Allerdings ist es zwischen Linie und Schicksaal auch so zugig kalt, dass ich dann doch schnell den Weg ins Warme suche und meinen Stempel abhole...
Hab' mich sehr gefreut, dass das mit dem Support geklappt hat. Kommen die süßen kleinen Scheißer endlich mal raus aus ihrem Proberaum. Außerdem spielt ja auch die Band vom The-Photsans-Gitarrist (aka Holle become Kratos) als Support, die man natürlich nicht verpassen sollte! Also entspannt von hinten vorm Merch beobachtend, schööön Deadly Habit gucken. Geht gut.
Meine Fresse, diese Schreie! Schauder! Riesenalarm. Der Typ ist zudem voll wie ein Eimer. Wobei es ja eigentlich heißt, Betrunkenen passiert nix. Vielleicht möchte er auch ein bisschen Aufmerksamkeit. Wir werden es nie erfahren. Tut mir jedenfalls leid für ihn. Und aber auch für Deadly Habit, die dadurch ihr Set vorzeitig beenden (müssen). Als der letzte Song angekündigt wird (hier nicht im Bild), wundere ich mich nach 20 Sekunden dann irgendwie doch, dass der Song so abrupt vorbei ist. Bis ganz in Sportlehrermanier eine kurze Ansage kommt, es möge doch mal jemand einen Krankenwagen rufen, da sich jemand vor der Bühne das Bein gebrochen hätte. Set vorbei, Verzögerung wie bei der Deutschen Bahn. Leute, passt beim Pogen doch einfach mal besser aufeinander auf. Dass man das den Punks immer wieder erklären muss! Während der unsäglichen Wartezeit höre ich Schreie und habe ungewollt Gänsehaut vor Ekel. Ob der Knochen rausguckt? Schnell noch ein Bier. Zum Rausgehen ist es zu kalt.
Es ist wirklich sagenhaft voll heute, und ich treffe viele Menschen, die ich teilweise 'ne ganze Weile nicht mehr gesehen hab'. Schön! Von Vorteil bei der langen Pause erweist sich, dass sich der Saal fast ganz leert und man (nachdem der schreiende, kaputte Mensch weg ist) entspannt zur Bühne schlendern kann. Mit frischem Bier. Die Menschen kommen zwar auch wieder rein, als es losgeht, aber erstmal bin ich vorne. Soweit so gut.
Ich freue mich schon seit längerer Zeit auf dieses Album, da das, was ich vorher schon aus dem Arbeitszimmer hörte, sehr vielversprechend klang. Ich höre so einigen neue Songs, die ich bisher nur aus meinem Autoradio kenne.
Das ist kein Yoga. Er macht "Lunges". Zu deutsch "Ausfallschritte". Heute ist Leg-Day! Lässig. Kollege Einhändig Gitarre spielend in Yoga-Pose.
Das hat der von der Pieke auf gelernt. Scheues Reh, Stagemanager und Bühnenmutti Kai beim professionellen Blick auf die Setlist - um den richtigen Moment zur Anreichung des Höckerchens abzupassen.
Ich habe sehr gelacht. Es wird sich tatsächlich über diesen Haufen unterhalten, als wären es Reality-Stars aus einem Trash-TV-Format. Kennt man nicht so wirklich, aber irgendwo hat man die Fressen schonmal gesehen, und der eine von denen hat mal was einigermaßen Bescheuertes gemacht. Reicht definitiv für gehaltlosen Gesprächsstoff am Tresen. Oder eben an einer Pommesbude.
Aber zurück zum Konzert im Tommyhaus... Funfact: einige Wochen später sollte Carolita und mir von zwei zu nächtlicher Stunde Pommes essenden Augsburgern am Saarbrückener Parkhausgrill erzählt werden, der Kollege sei Abmahnungs-Anwalt. Ich liebe Punkgossip.
Es geht so Richtung Zugabenblock und nach ein bisschen Bierpause darf Caddy auch mal von oben herab den Kollegen anschauen...
"Wer braucht noch Zahnersatz? Nimm auf diesem Hocker Platz..." Die Stabilität des Höckerchens prüfen...
...bei dem Caddy den On-Knopf vom Bass nicht findet. Zucker! Authentizität 5/5 Sternen. Und dann endlich in angekündigter Schülerband-Tradition den Instrumententausch (zwischen Bass und Schlagzeug) vollziehen.
Ich habe die ganze Zeit vor meinem inneren Auge, wie ein besoffener Besoffener in diesen Hocker kracht und anschließend jemand weint. Kollege und Caddy beamtlich am Posen. Beim zweiten Anlauf entdeckt Caddy auch den Fußschalter und man hört ihn sogar spielen. Eigentlich ist es vorne ja ganz vorzüglich zum Band gucken und tanzen. Wenn denn da nicht die ganzen anderen besoffenen Assis VOR der Bühne wären.
Ich halte es auch nicht bis zum Schluss da vorne aus und verziehe mich nach 2/3 zurück zum Merch, um Corni und Sille ein paar verrückte Berliner:innen abzunehmen. Nachdem ich gefühlt das 5. Mal auf die Fresse oder in die Rippen bekommen habe und der während des Konzerts am Bühnenrand Pfandflaschen sammelnde Lederjackenträger bei den ständigen Wegen zwischen Bar und Bühnenrand (wo er zwischendurch auch kurz mal auf dem von ihm auf der Bühne aufgetürmten Flaschenhaufen liegen bleibt) immer wieder über mich drüber fällt, habe ich die Schnauze voll und verziehe mich dann zum Ende nach hinten.