Schlafen statt strafen: Münzmikrowelle, Worst Band In Town, Die Exports, 03.02.2023 in Dortmund, Protestcamp - Bericht von der Redaktion
Schlafen statt strafen, 03.02.2023 in Dortmund
"Schlafen statt strafen" ist so eine NGO, und die setzt sich insbesondere für die oben beschriebene Thematik ein, dass der Cityring Obdachlose vertreiben will (Forderungen hier). Eine Aktionsform war das "Protestcamp" in der Dortmunder Innenstadt. Für eine Woche wurde ein kleines Zeltdorf eingerichtet, um Obdachlose zu unterstützen mit Zelten, Schlafmöglichkeiten, Toiletten, Essen und anderen Dingen des täglichen Bedarfs, aber auch diverse weitere Programmpunkte mit Workshops, Vorträgen und Unterhaltung gab es. Eines dieser Programmpunkte: Ein kurzfristig anberaumtes Konzert auf den Treppen, und darüber reden wir nun. Erstes Open Air des Jahres, sag ich mal! Kürzlich erschien von STRG_F die Doku "Obdachlosigkeit: Wie Deutschland sie bis 2030 beenden will", die ihr zum Beispiel
Also gespielt haben die schon. Mehr oder weniger zumindest. Allerdings ohne den eigentlichen Sänger und dafür auch ohne Drummer. Einen Tag vorm Konzert gabs nämlich mehrere unschöne Meldungen: Der Sänger von DBVAA hat Corona. Kurz darauf die nächste: Die Schlagzeugerin von Münzmikrowelle hat Corona.
Und zuletzt: Mein Mitbewohner hat auch Corona und zufällig bin ich ebenfalls krank…
Fast wäre also alles ausgefallen, aber mit viel Improvisation, einem negativen Test und enormen Support von überall lief es dann zum Glück doch alles! Ich glaube, die erste Band "Der Baum vom alten Apfel" habe ich verpasst, oder haben die überhaupt gespielt? Egal. Zumindest komme ich pünktlich an, als MÜNZMIKROWELLE ihren Auftritt starten.
Die ganze Szenerie war schon absurd. Mitten in der Innenstadt und dann trotz Kälte und Usselwetter noch so gut besucht. Während also zwischen Kirche, Bank und Dsw21 Kundencenter für eine Verbesserung der Umstände gelärmt wird, verstecken sich Paradebeispiele der obdachlosenfeindlichen Architektur direkt hinter der Bühne. Pervers. Von Münzmikrowelle jedenfalls gibt es lauten schäbigen Krach. Voll geil! Es gibt einfach nichts schöneres, als in der Innenstadt vor dieser malerischen Kulisse (die Kirche im Hintergrund kommt auf den Fotos nicht zur Geltung, sorry) für ein paar geplatzte Trommelfelle zu sorgen.
Die Band ist heute etwas dezimiert, dank Corona ohne Schlagzeugerin, was nicht auffällt, weil der Bassist halt stattdessen am Schlagzeug sitzt. Die Band besteht halt einfach nur aus musikalischen Multitalenten! Auch Frontorgan Laszlo kann neben singen auch ganz wunderbar auf Tasten drücken, damit Samples eingespielt werden. Super das!
dafür, dass die Herren ungefähr 24 Stunden Zeit hatten, um ihr komplettes Set nochmal neu zu organisieren, war das echt ne solide Sache. Ziemlich stabil von den dreien. Herrlich war das!
Anschließend ein kleiner Vortrag, in dem über die aktuelle Situation aufgeklärt wird, aber auch ein Grußwort von den Aktivist*innen vom Hambacher Forst und über den Kampf, den sie dort bestritten haben. Auch hier ist die Quintessenz wieder, dass das Problem nicht irgendwelche Klimaretter*innen oder Obdachlose sind, sondern halt ganz einfach das System im Arsch ist.
Danke für die Blumen! Anschließend WORST BAND IN TOWN. Die kannte ich zuvor zumindest vom Namen, hatte aber nie reingehört weil der Name so dumm ist. Dementsprechend bin ich überrascht, dass es nicht ganz so schlimm ist. Ich würde sogar behaupten, dass es schlimmere Bands in town gibt.
Teilweise erinnert mich das vom Musikalischen her sogar an Fahnenflucht (Gesang und Texte eher nicht), dann auch wieder an belanglose Deutschpoprockpunk-Kapellen à la Drei Meter Feldweg. Wobei, ah, ich weiß eigentlich gar nicht mehr wirklich wie Drei Meter Feldweg klingen und will auch grad noch nichtmal zu Recherchezwecken reinhören, weil es bestimmt GANZ schlimm ist. Aber der Vergleich kam mir trotzdem in den Sinn.
Das war bei Song 2. Hat sich rausgestellt, dass das Luftventil für den Generator zugedreht wurde und das Teil langsam an Der gestauten Hitze krepiert ist. Ist ja fast so wie mit der Klimakrise. Welch schöne Analogie… Irgendwann zwischendurch geht der Strom aus. Es wird kolportiert, jemand habe den Stromgenerator hinter dem Pavillon ausgestellt. Wenn das stimmen sollte: Was für Arschlöcher! Egal, auch nicht so wild, denn so kamen wir in den Genuss des Überbrückungsprogramm in Form eines ausgedehnten Blockflötensolos. Mehr davon!
So, irgendwann kann der Auftritt weiter gehen. Geht soweit klar was wir da hören, Ansagen von Paul manchmal etwas drüber, Wall of Death muss auch nicht sein (auch wenn's ein wenig die kalten Temperaturen vergessen lässt). Aber sonst - voll okay das.
Ich glaub das war das schönste Konzert, das ich je spielen durfte. So viele Leute waren da und so viele Leute haben das möglich gemacht. Da war ich echt dankbar für die Unterstützung von allen Seiten.
Zum Ende gibt es noch weibliche Gesangsunterstützung bei einem Song, in dem es gegen Macker und die Plattitütden von mackerigen Sprüchen geht und auch darum, dass Mackern aufs Maul gehört. Sehr gut!
Dass da auch jemand gefehlt hat wusste ich gar nicht, und aufgefallen ist es auch nicht! Die waren schon ziemlich tight. Fand ich super. Und noch ne Band: DIE EXPORTS spielen noch. Auch hier mit dezimierter Besetzung. Die Bassistin fehlt, also wird die zweite Gitarre an den Sänger weiter gereicht, soweit ich verstanden habe. Funktioniert auch!
Irgendwie hat Laszlo die rangeholt. Ich kannte die gar nicht, war dann überrascht, dass es bei den Exports nicht nur ums saufen ging. Enttäuscht wurde ich trotzdem nicht. Klasse war’s. Anscheinend wurde die Band auch erst gestern Abend gefragt, ob sie auftreten wollen. Hut ab! Musik geht eher in die Indie-Richtung, ist aber dafür auch gar nicht schlecht.
an dieser Stelle möchte ich nochmal ein Dankeschön loswerden an alle, die dabei waren und auch an die, die das ganze auf die Beine gestellt haben. Falls du, liebe Leserin, die Menschen von Schlafen statt Strafen und damit die Verhältnisse von Wohnungslosen in Dortmund zu gestalten, kannst du zum nächsten Plenum kommen. Termine und mehr findest du unter:
https://www.schlafen-statt-strafen.org/termine/ Warum kann der Drummer eigentlich besser singen als der Sänger? Also besser singen im Sinne von besser schreien.