Wormrot, Menschenstaub, 06.02.2023 in Dortmund, JunkYard - Bericht von Matt Greasejar
Wormrot, 06.02.2023 in Dortmund
Vorband sind die Dortmunder BlackCrustDeathDoomPunk-Eigengewächse Menschenstaub. Die wiederum sind nach einem äußerst überzeugenden Auftritt letztes Jahr im FZW bei mir 'ne ziemliche Hausnummer.
Die Jungs haben's auch nicht immer leicht im Leben gehabt. Sie müssen sich z.B. den Proberaum mit Zwen teilen und teilweise sogar mit ihm in einer Band spielen.
Ja gut, und dann gab's auch noch ganz ernsthafte Scheiße, nämlich in den Pandemie-Wirren den völlig unerwarteten und tragischen Tod des Originalsängers, der auf dem ersten Demo noch zu hören ist. Gibt's nix dran schön zu reden, allerdings bin ich ziemlich froh, dass sie nach diesem Schock weitergemacht haben - zumal sie einen Nachfolger, gefunden haben, der auf Konserve wie live eine absolute Urgewalt ist.
Und wenn das Publikum an einem frühen(*) Montagabend im Februar noch auftauen muss, dann geht er halt mit gutem Beispiel voran und macht vor der Bühne ordentlich Meter.
(* Wir unterbrechen das Program für einen Bierschinken-Konzertgängerservice: Konzerte im Junkyard gehen immer sehr pünktlich - in der Regel wirklich auf die Minute zur in der Werbung angegebenen Uhrzeit - los. Eigentlich gar nicht schlecht, aber man muss es halt wissen. Und ihr wisst es jetzt. Bitte.)
Zwei Klampfen, die eine rockig bratend, die andere auch gern mal schwarzmetallisch flirrend, dazu ein Dampfhammer-Schlagzeug und ein unheimlich tighter Basser sorgen für fetten Sound. Das Songmaterial - wütend-angepisstes Crust-Geballer, zwischendurch mal in entspannte Sludge/Doom-Gefilde auslaufend, um im nächsten Song wieder mit Vollgas drauf los zu knüppeln, tut sein übriges.
Menschenstaub haben an diesem Abend auf jeden Fall neue Fans gewonnen.Wenn das so weiter geht, ist das aktuelle Tape bald ausverkauft; ich mein' ja nur... Schleichwerbung? Nee. Komplett ungeschminkte Werbung. Ich will Vinyl von denen, und wenn das Tape ordentlich weggeht, könen sie vom Erlös ja vielleicht Waffen kaufen, um ein Presswerk zu überfallen.
Ach ja, einen Headliner gab's auch noch. Wormrot haben sich 2007 in Singapur gegründet und sind nach zwei Demos und einem Album auf einem einheimischen Indie-Label ziemlich schnell bei der britischen Death/Grind-Institution Earache Records (Bolt Thrower, Carcass, Napalm Death, und und und...) gelandet. Sind also keine richtig kleine Nummer.
Die Besetzung ist minimalistisch: Ähnlich wie Hanno von Mantar lässt Girarrist Rasyid Juraimi, letztes verbliebenes Gründungsmitglied, seine Axt durch eine Batterie von Effektgeräten braten, um auch alleine einen fetten Gitarrensound über die Beats von Vijesh Ghariwala zu legen. Und das klappt.
An Stelle des 2022 ausgestiegenen Arif Suhaimi singt auf dieser Tour Gabriel Dubko von der deutsch-spanischen Grindcore-Band Implore. So frisch, wie der dabei ist, haben die Jungs wohl fleißig geprobt. Oder sie passen einfach gut zusammen. Denn zumindest für mich Frischling, der das Original-Line-Up nie gesehen hat, ist der Auftritt eine runde Sache.
...und nach guten 40 Minuten vorbei. Macht aber nix, denn in allen Musikrichtungen, die auf -core enden, ist bei einer GUTEN Show nach dieser Zeit alles gesagt. Hier auch. Also, zumindest ich hab' nicht das Gefühl, dass noch was fehlt. Kenne allerdings auch nicht die Platten der Jungs, und kann deshalb nicht beurteilen, ob sie vielleicht doch irgendeinen Überhit nicht gespielt haben... Da ändert sich heute auch nix mehr dran, denn der Merchtisch hat ausschließlich Silberscheiben im Sortiment. Kurz vor zehn geht es Richtung Bahnhof - da ist man als ruhebedürftiger Boomerpunk an einem Montag ja auch nicht traurig drüber.