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Lygo, Lulu & die Einhornfarm, Fraupaul, 07.04.2023 in Berlin, Cassiopeia - Bericht von kraVal

Lygo, 07.04.2023 in Berlin

kraVal: LYGO kommen mal wieder in die Stadt und angeblich ausgerechnet heute, weil sonst (außer in Bremen) wegen Karfreitag-Tanzverbot mensch nirgendwo anders spielen darf. Ich mag es gar nicht glauben, aber bin auch zu faul zum googln. Ich freu mich sehr darauf, zumal das letzte Konzert, was ich gesehen habe, 2018 war (glaube ich). Zwischendurch haben die ja Pause gemacht, rechtzeitig zur Pandemie und in der Pandemie dann das fantastische - vielleicht ihr bestes - Album Lygophobie aufgenommen und anlässlich dazu mit mir auch einen Podcast aufgenommen. Auch die anderen Bands möchte ich gerne sehen, aber die Gartenbaukunst wird hier noch gerne gepflegt und deswegen kommt vor dem Losgehen noch die Couch und FRAUPAUL wird knapp verpasst und LULU UND DIE EINHORNFARM spielen schon das erste Lied. Aber dazu gleich mehr. Es gibt Solero-Schnaps für nen guten Zweck und ich bin ja schon immer ein philantropischer Mensch (ist das jetzt eine Doppelung?).
Paula: Jaja, dieses ominöse Tanzverbot. Da kann man aus der Berlinbubble nur den Kopf schütteln. Das erste Mal hörte ich in Franken davon... Lygo haben auf der Tour zu dem Album vor nicht allzu langer Zeit schon mal in Berlin gespielt - ich meine, es war im Badehaus - nur da hab ich kein Ticket mehr bekommen. Umso mehr freue ich mich darüber, dass Lulu und die Einhornfarm mit ihrem neuen Album auch heute hier aufspielen und mich mittels geschicktem Social-Media-Marketings rechtzeitig daran erinnern, mir Tickets zu besorgen... Und da wir uns vor zwei Tagen in Köln auch noch mit Flo und Gesa hier verabredet haben, ist die Motivation groß, es halbwegs pünktlich ins Cassiopeia zu schaffen. Das klappt sogar so semi gut. Zumindest habe ich noch Zeit, mir in netter Gesellschaft ein kleines Bier zu gönnen (hier gibt es alkfreies Heineken!), bevor ich mich, kurz bevor Lulu beginnt, in den überfüllten Konzertraum quetsche. Frau Paul hab ich trotz des schönen Namens leider auch verpasst...
kraVal: ich stolpere rein und Lulu begrüßt gerade ihre Mutter und dass sie ein Lied übers kacken geschrieben hat und das sei in ihrer Family ein wichtiges Thema. Damit kann ich mich gleich identifizieren. Es ist so rappelvoll und alles ist vertreten. Boomer wie ich, jungend sympathische Menschen mit 5 bis 6 Spikes richtung Himmel gegelt, was mich beeindruckt - aber die Arbeit schreckt mich zurück. Leider sind auch ein paar ätzende Menner da, die sich sehr unsympathisch besoffen durchdrängeln oder ihr blödes Telefon die ganze Zeit in die Höhe halten - durchgehend nervig.
kraVal: typische Armbewegung von Lulu - den Fans entgegen. Diese Band ist einfach unfassbar sympathisch. Gitarre und Bass hüpfen die ganze Zeit wie Kängeruhs auf der Stelle und der Schlagzeuger grinst wie ein Honigkuchenpferd und Mensch sieht ihm einfach an, dass er großen Spaß hat. Sowas ist Gold!
Paula: Und wie das Spaß macht! Die neuen Stücke sind live auch sehr gut... Kauft dieses Album (alles klärchen bärchen)!
kraVal: Aber klar, Lulu ist der Star und ihre Mischung aus Rock'n'Roll und Pöbel-Chanson ist einfach fantastisch. Da stört es mich kaum, dass es mich musikalisch wenig anspricht und ich bei manchen Texten ein wenig den Kopf schütteln muss.
Paula: Ich liebe Lulu. <3
kraVal: Lulu macht ne Ansage, dass ungewollte Dickpics angezeigt werden können und ein paar Menners im Saal bekommen Muffesausen. Dickpics können übrigens hier angezeigt werden: https://dickstinction.com/
Paula: Das war übrigens die Ansage zu "dickpic" vom neuen Album! Ich hab dabei einige Typen irritiert gucken sehen. Ob die sich angesprochen fühlten?
kraVal: Paula ist auch so eine typische Fotos von der Seite machen.
Ich stehe bei LULU noch hinten und wechsel erst zu LYGO an die Seite und positioniere mich geschickt so, dass ich schnell zum Bier und Solero-Schnaps komme.
Paula: Exakt da muss ich dich auch entdeckt haben! Stehe meistens so, dass ich was sehen kann (weiter vorne, weil ich keine zwei Meter groß bin) und so, dass ich tanzen kann ohne durch die Gegend geschubst zu werden. Also seitlich... Allerdings ist heute mein Sichtfeld auch durchgängig von zwei sehr großen, sich kaum bewegenden Personen eingeschränkt. Übrigens sieht man auf diesem Bild Doreen von The TCHIK, die bei "bau mir nen schrank" mitsingen (und danach stagediven) darf. Kenner skandieren "DIE REENIES"!!!!
kraVal: LYGO legen los mit Schockstarre, dem Opener der aktuellen Platte. Meiner Meinung nach ein klassischer LYGO-Song, der alles vereint, was die Band ausmacht: Zwei unfassbare Stimmen, die sich wie ein high-level Ping-Pong-Spiel die Bälle zuspielen. Dabei strahlen sie einen an und ich fühle mich sofort zu hause. Auch schon immer da waren die Post-Punk Gitarren, das großartige Schlagzeug von Daniel und Downstroke-Bass-God Jan. Bin ich ein Fanboy? Ja, natürlich.  
Paula: Lygo ist so ne Band, zu der man unfassbar gut hüpfen und mitschreien kann, aber sich auch, so wie ich heute, einfach müde kopfnickend in die Songs reinwippen kann.
kraVal: Irgendwann lächelt mich ein sympathischer Mensch mit Mütze und Rucksack an und ich lächle zurück. Warum auch nicht.
Später schaue ich ihn noch einmal an und denke, dass die Person mir bekannt vorkommt und doch so aussieht wie Flo, das Bassist von Pascow, mit dem ich unlängst einen wunderbaren Podcast aufgenommen habe. Aber der kann es ja nicht sein, den pascow sind ja auch gerade so auf Tour, denke ich und schau zur Sicherheit noch einmal nach. Ha, heute offday, dann ist er es doch. Ich sage hallo, er sagt hallo, wir finden LYGO beide super, ich bin betrunken und überschwänglich, kann ihn und seine Begleitung aber nich von Solero-Schnaps überzeugen. Verständlich. 
Paula: Irgendwer muss ja auch nach diesem Abend noch zwei Nächte im SO36 spielen...
kraVal: Auf dem Rückweg merke ich, wie sehr ich die Warschauer Straße verachte. Diesen neuen Turm, die East Side Mall, die Konzerthallen und auch den neuen Bahnhof, wobei der alte Bahnhof Warschauer Straße unfassbar Nutzer*innenunfreundlich war. Aber vielleicht muss das manchmal auch so sein, damit die Stadt nicht total verkauft wird.

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