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Paint Fumes, Schimmel, 13.04.2023 in Oberhausen, Druckluft - Bericht von Matt Greasejar

Paint Fumes, 13.04.2023 in Oberhausen

Im Garten hinter dem Druckluft-Café gibt es jetzt Kunst. Und zwar solche, die in Schwarzweiß und mit ein paar Vergröberungsfiltern ein 1a Black Metal-Cover abgeben würde. 
Musikalisch startet der Abend allerdings mit deutschsprachigem Frühachtziger-Punk. Schimmel schrammeln sich durch einen Stil, der entstand, als NDW noch kein Schimpfwort und schon gar keine alternative Vermarktungsstrategie für Schlager war. Auf Konserve ein Genre, an dem ich mich ziemlich sattgehört habe, entsprechend wenig vermag mich das aktuelle Album der Jungs vom Hocker zu hauen. [und beim Schreiben höre ich das Vorgängerwerk, das mir deutlich besser reingeht.]  Live aber gekonnt gespielt und sympathisch rübergebracht; kann man machen.
In Sachen Bühnenoutfit legen Schimmel Wert auf Details. Halbschuhe von Dr. Martens zur bis zur Sichtbarkeit der Socken gekrempelten Jeans kenne ich ja noch als den 80ern, als man sowas unironisch trug (gerne auch mit Stahlkappen, was dann doch etwas clownesk war). Scheiße, bin ich alt!
Ebenfalls 100% 80er retero: Als Bandbier gibt es das offenbar neuerdings als Billigmarke der Radeberger-Gruppe reaktivierte und bei DAB in Dortmund gebraute Wicküler Pilsener. Boomerpunks erinnern sich an die Fernsehwerbung mit den drei Musketieren in einer Zeit, in der sie das Zeug selber noch gar nicht trinken durften. Compliance alert: Als ich Veranstalter Tobe meine Begeisterung darüber kommuniziere, bekomme ich spontan eine Buddel ausgegeben. Wir bleiben trotzdem kritisch. So nämlich mal nicht, Herr Degenerate, so mal gar nicht!
Übrigens habe ich Schimmel im Vorfeld der Show Unrecht getan: Wegen irgendwelcher durcheinandergeworfener Gesprächserinnerungen hatte ich sie nach Kassel verortet, wo bekanntlich nur Hipsterscheiße herkommt. Tatsächlich kommen sie aus Essen, was natürlich auch nicht schön ist. Aber da können sie wahrscheinlich nichts für.
Aus Charlotte, North Carolina, kommt dagegen der Headliner des heutigen Abends, die Paint Fumes. In dieser Redneck-Ecke, in der Leute wie Antiseen schon als progressiv durchgehen, muss man auch nicht alles gut finden. Aber musikalisch kommt da schon einiges Gutes her. Zum Beispiel Antiseen.
Oder eben die Paint Fumes, die es nicht ganz so brachial angehen lassen und eher in die Memphis-Garagenszene rund um Goner Records passen.
Auf Konserve schrammeln sich die Paint Fumes noch minimalistisch zu dritt mit zwei Gitarren und Trömmelsche durch ihre Kompositionen. Dass inzwischen ein Basser dazu gehört, macht die Sache doch etwas runder.
Nicht alle Helden tragen Capes. Er hier schon. Leider nur rudimentär zu erkennen ist die herrlich trashige Bestickung, zum Beispiel mit Entführungsszenen durch Außerirdische.
Nicht wegen Außerirdischen sondern wegen Überangebot, Schienenersatzverkehr (jedenfalls aus Richtung Essen/Mülheim, ich als Duisburger bin da eher Krisengewinner und werde neben den regulären Verbindungen auch noch von den wegen der Sperrung umgeleiteten Zügen, die sonst über Essen fahren, in Oberhausen rausgeworfen) und vielleicht auch wegen etwas zurückhaltender Werbung ist das Druckluft-Café an diesem Donnerstagabend leider nur sehr luftig gefüllt.
Aber alle, die trotzdem da waren, hatten Spaß. Paint Fumes dürfen gerne wieder kommen, und der Tobe darf gerne weiter so nah bei mir dran Konzerte veranstalten. Und wenn die Bahn beim nächsten Mal nicht wieder Oberhausen abriegelt, kommen bestimmt auch ein paar Leute mehr.

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