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Downfall of Gaia, Deathrite, 20.04.2023 in Bochum, Rockpalast - Bericht von Matt Greasejar

Downfall of Gaia, 20.04.2023 in Bochum

Downfall Of Gaia, international renommierte Großmeister des Posthardcore/Post-BM, kommen auf Tour und nehmen auf der zweiten Hälfte die Leipziger Black/Death'n'Roller von Deathrite mit (davor gab's Grindcore mit Implore). Die Bochum-Show ist die erste mit Deathrite und steigt in der Matrix in Bochum-Langendreer.
Die Matrix kannte ich in den 90ern als Goth-Disse, quasi die jugendlichere und kommerziellere Schwester des Zwischenfalls. Alle Jubeljahre hat man sich mal mitschleifen lassen und festgestellt, dass man das eigentlich nicht braucht. Außerdem gab es im großen Kellergewölbe bis in die 2000er ab und zu Konzerte, bei denen meistens das Visions die Hand im Spiel hatte. Kann mich z.B. an Dover, Ash und Alkaline Trio erinnern. 
Eine der insgesamt drei Locations in dem alten Brauereigebäude ist der "Rockpalast", eine Halle mit hoher Decke und Empore, etwas kleiner als der vordere Raum des Don't Panic und zu Disco-Zeiten die Area für Hardrock und Hairmetal. Aber mit Disco is' ja nix mehr, stattdessen gibt es ab und an Konzerte, und ansonsten können Fremdveranstalter die Hallen mieten. 
Heute gibt's dort also also Downfall Of Gaia und Deathrite. Erstere eine durchaus große Nummer im modernen Postrock/Metal - immerhin mit Plattendeal bei Metal Blade - und letztere mein Grund, mich an einem Donnerstag nach der Arbeit noch auf den Weg nach Bochum zu machen, nachdem ich schon nicht beim Culthe-Fest war, auf dem sie ebenfalls gespielt haben. Viel Werbung gab's nicht - jedenfalls nicht in Kanälen, über die ich es mitgekriegt hätte - und da sich auch keine*r der üblichen Verdächtigen zum Mitkommen überreden lässt, befürchte ich einen sehr ruhigen Abend. Der Rockpalast ist dann aber doch ganz gut gefüllt.
Deathrite legen ohne großes Geplänkel los mit ihrem Sound, den ich als flotten, angeschwärzten Death Metal mit heiser-verzweifelt gebelltem statt gegrowltem Gesang empfinde. In den einschlägigen Reviews ist dagegen entweder von Oldschool-Death mit Crust- und Punk-Anklängen oder von Death'n'Roll a la Entombed die Rede. 
Kann man auch alles ein bisschen raushören, und dass die Eindrücke so verschieden sind, zeigt ja wohl vor allem, dass der Sound der Leipziger sehr vielschichtig ist und für viele Geschmäcker was zu bieten hat.
Live ist da vor allem sehr viel Energie drin. Es scheppert ordentlich, ich bin zufrieden...
...obwohl er hier für meinen Geschmack noch ein bisschen öfter die Doublebass hätte malträtieren können. Wenn er das gemacht hat, ging's nämlich nochmal eine Spur fetter nach vorne. Unterm Strich geile Show, und die aktuelle EP muss dann auch mit, obwohl ich doch eigentlich kein Vinyl mehr kaufen wollte.
Budenbierpause. Was man nicht weiß, wenn man die S-Bahn sonst immer nur in nördlicher Richtung zum Bahnhof oder zum Wageni verlässt: Bochum-Langendreer hat einerseits eine charmante Altstadt, andererseits aber genau dort eine eher geringe Büdchendichte.
Gegen 21 Uhr legen dann schon Downfall Of Gaia los, für den Großteil der Besucher wohl der Grund, heute hier zu sein. Die Hannoveraner haben in den 2000ern mit crustigem Screamo/Posthardcore angefangen und sich von da immer weiter in Richtung (Post-)Black Metal entwickelt.
Auf dem von der Kritik hochgelobten aktuellen Album ist das alles ein bisschen eingängiger geworden, und es gibt fast nur noch Songs unter sechs Minuten. Also quasi Grindcore ;-)
Primär aus diesem Album besteht dann auch das heutige Liveprogramm, was mir Stumpfproll natürlich entgegen kommt.
Selbstverständlich gibt es immer noch lange atmosphärische Passagen, die sich mit Blastbeat-Gewittern abwechseln, aber es artet nicht (mehr? Ich seh' die hier & heute zum ersten Mal live, aber die älteren Alben lassen sowas vermuten) in progrockigen Klanglandschaftsbau aus.
Gitarrist und Basser wechseln sich beim Gesang ab, was noch mal ein bisschen Abwechslung ins Set bringt. 
Natürlich ist das alles kein Pogo-Punk, und am frühen Donnerstagabend ist das Publikum sowieso nicht in übertriebener Ausrastlaune. Aber dafür hatten beide Bands musikalisch genug zu bieten, um sich die Show einfach mal intensiv anzugucken und anzuhören.
Also nix zu meckern? Doch, doch, keine Angst! Vorne links: Das Instrument, das mir im heutigen BM zunehmend auf den Sack geht. Ich finde ja, dass DoG das Sample-/Synthie-Playback zu jedem Song ruhig hätten sein lassen können - dat habt ihr doch nich' nötig! Ja, auf Konserve gibt es noch mal ein bisschen Extra-Atmosphäre, aber live hätte das, was sie sich selber auf den Instrumenten zusammengefiedelt haben, die Songs locker getragen.
Knackig-kurze Spielzeiten (Deathrite gut 40, DoG knapp 60 Minuten) nach denen aber auch alles gesagt war, sorgten in Zusammenspiel mit pünktlichem Beginn und kurzer Umbaupause für ein arbeitnehmerfreundlich frühes Ende, habbich kein Problem mit! Wenn DoG noch eine Zugabe gespielt haben, hab' ich die nicht mehr mitgekriegt, weil der letzte Song im regulären Set zeitlich wie Gesäß auf Gefäß zu meiner Bahn gepasst hat. Laut Playlist auf dem Hintergrundsample-Laptop war danach aber nix mehr geplant. Immerhin DAFÜR war dat mal gut.

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