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Tanz in den Mai: Velvet Attack, Carlos Marx Brothers Sisters, 30.04.2023 in Solingen, Waldmeister - Bericht von Matt Greasejar

Tanz in den Mai, 30.04.2023 in Solingen

Eigentlich ist der "Tanz in den Mai" ein gutes Datum, um sich zuhause einzuschließen. Ähnlich wie Karneval und Silvester: "Da saufen auch die Amateure", wie Harald Juhnke mal so richtig festgestellt hat. Mit den Öffis ins abgelegene Solingen-Wald zu gurken - und das auch noch an einem Tag, an dem nachts keine Bahnen mehr von Solingen über Düsseldorf zurück in die Zivilisation (Ruhrgebiet) fahren, sollte man dann erst recht sein lassen. Es sei denn, in einem hochsympathischen selbstverwalteten Laden namens Waldmeister spielen erst die Carlos Marx Brothers Sisters um Solingens Garagepunk-Godfather Jenz Bumper, dann die Cheeks-Nachfolger Velvet Attack, und schließlich legen Franky und Nicole aus Wuppertal sowie der Düsseldorfer Modbeauftragte Andy Real Kid noch tanzbares Vinyl auf.
Als Kono von Velvet Attack am Donnerstag vor der Veranstaltung postete, es sei "schon" die Hälfte der Tickets im Vorverkauf weggegangen, hatte ich ja erst mal Mitleid. Was ich nicht bedacht hatte: Die Mitglieder des Trägervereins kommen für ihren Beitrag, der den Betrieb des Ladens sichert, auf allen Veranstaltungen ohne Ticket rein, und die oldschoolige Garage-Punk-Zielgruppe ist ja eh nicht soooo VVK-affin. Letztendlich ist der Vereinsraum rappelvoll, als die Brüder und Schwestern loslegen. Und zehn Minuten später rappelvoll plus eins, weil ich auch endlich da bin.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Die Carlos Marx Brothers Sisters sind Jenz Bumper (Jet Bumpers, Embryonics, Dirtshakes, Ärger Now, Eaglebauers, und und und...), der in Solingen gelandete Los-Explosivos Sänger Carlos Coca Gomez, Golden-Helmets-Basser Matt Eagle... 
...und die Düsseldorfer Exilmadrilenin Natalia an der Schießbude. Zusammen machen sie Sixties-angehauchten Garagenpunk, und den machen sie sehr gut.
Heute geht das Ganze noch ein bisschen mehr in die Sixties-Richtung: Jenz schraubt den von seinen anderen Bands bekannten Angry-Samoans-Drive im Gesang (wie ich hörte auf Anregung von Natalia) ein Stück zurück, was dem Gesamtpaket noch mal eine Extraportion Groove beschert.
Gewohnt heftig geht dagegen Carlos gesanglich zur Sache. Die Anzahl der von ihm gesungenen Songs hat sich gegenüber der letzten Show verdoppelt (auf zwei), und gefühlt singt er heute auch mehr Backings. Sehr gut.
...zudem ja immer noch reichlich Zeit für Songs von und mit Chef-Rampensau Jenz ist. Best of both worlds!
Die Musiker beider Bands stehen, wenn sie nicht gerade auf der Bühne zu tun haben, am Tresen, am Einlass oder wuseln sonstwie als Helfer herum, und auch Teile des Publikums (Hi Angi!) helfen spontan mit, die Veranstaltung am Laufen zu halten. DIY lebt!
Velvet Attack aus Dortmund waren übrigens die letzte Band, die ich vor Corona noch live gesehen habe - und zwar im Duisburger Djäzz, womit sie auch meinen persönlichen Schlusspunkt in diesem Laden gesetzt haben, da der die Pandemie nicht überlebt hat. Schnüff.
...und der Auftritt war super. Irgendwie haben sie es nach der Pandemie allerdings geschafft, ihre Auftritte konsequent auf Termine zu legen, an denen ich schon was vor hatte, so dass ich sie heute - dem entgegengesetzten Vorsatz zum Trotz - erst zum zweiten Mal sehe. Und wat soll ich sagen, sie sind wieder super!
Chris Riza schreibt die Songs, Kono ist Gesicht und Stimme der Band, der Sound ist melodischer Sixties. Garagenrock mit hymnischer Byrds-Kante - wer da an die späten Cheeks denkt, liegt meiner Meinung nach nicht falsch. Aber das Kind hat trotzdem einen neuen Namen, und so weit ich es erkannt habe, gibt es auch nur Songs, die unter dem neuen Namen rausgekommen sind.
  Was es bei den Cheeks nicht gab (so weit ich mich erinnere): Chris singt auch mal selber einen seiner Songs. Hat er auch drauf.
Die Songs sind noch ein bisschen weiter weg von den Powerpop-Anfängen der Cheeks und greifen teilweise sogar Krautrock-Einflüsse auf. Aber für meine Ohren gibt es da keinen Bruch, sondern es geht einfach eine Entwicklung weiter. Die späten Cheeks waren quasi näher an den heutigen Velvet Attack als an den frühen Cheeks.
Nach der Show packen Franky, Nicole und Holger die Tanzbodenfüller aus, und es gibt noch reichlich Bewegung in Solingen-Wald. Ich mache mich trotzdem relativ früh vom Acker, da mir Herr Weber eine große Hilfe ist. Der hat nämlich einen Lift, an Nachtexpressen und Schienenersatzverkehr vorbei, zu einer noch bedienten S-Bahn-Station parat. Danke dafür! Dass die Öffis in Duisburg am frühen Feiertagsmorgen im Werktags-Modus sind, so dass weder Nachtexpress noch Sammeltaxi fahren, muss ich hoffentlich nicht verstehen, aber nach diesem Abend kann mir nicht mal das die Laune verhageln. Oi!


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