Not The Ones, Berlin Blackouts, 21.05.2023 in Essen, Anyway - Bericht von der Redaktion
Not The Ones, Berlin Blackouts, 21.05.2023 in Essen
Die Nachbar*innen sind schockiert. Das Anyway sei immer ruhig und zuvorkommend gewesen, wer kann ahnen was da unter der Oberfläche lauert! Sonntag Abend, Tatort Anyway, wir ermitteln in einem brenzligen Fall! Dringend tatverdächtig sind die beiden Berliner Clans von Not The Ones und Berlin Blackouts, die, so der aktuelle Ermittlungsstand, aktuell gemeinsame Sache in Essen-Frohnhausen machen.
Back To Future als auch beim Punx Picnic bleibenden Eindruck.
Beginnen wir das Verhör mit NOT THE ONES. Die sind mir vergangenes Jahr schon zwei Mal aufgefallen und hinterließen sowohl beim
Im Verlaufe der Befragung kann die Band überführt werden, da der 77er Sound aber schon verjährt ist, kommen sie mit einer Verwarnung davon.
Musik und Aussagen soweit stimmig, auch sonst lassen sich keine Verfahrensfehler feststellen. Die Lieder gehen sehr gut ins Ohr und hängen mir zum Teil noch lange nach. Dass sie für einen Song schamlos bei Ton Steine Scherben klauen, geht wohl als Mundraub durch.
Laut Fisch hat Sängerin Tine ihre englischsprachige Interpretation von Scherben-Songs auch schon mit den noch lebenden Mitgliedern der Originalband auf die Bühne gebracht, als sie mit ebendenen eigentlich als Mercherin unterwegs war. Das gibt ja wohl mildernde Umstände!
Melodie, Charme und eine genau richtige Balance von Persönlichem und Politischem bei Songtexten und Ansagen zeichnen auch diesen Auftritt der Not The Ones aus. Ich liebe diese Band und werde jetzt hoffentlich nicht wegen Befangenheit vom Fall abgezogen.
Das Verhör ist auf den Punkt, die Songs kommen präzise, wenig Raum für Zwischenfragen. Aber als wir die Befragung schon abschließen wollen, dreht sich der Mischer nochmal um: "Eine Frage hätte ich da noch..." - zwei weitere Songs folgen, bei einem vermuten wir betrügerische Absprache mit Blackouts-Drummer Chris, können aber nichts beweisen. Dann müssen wir die Band wohl gehen lassen.
Anschließend im Verhörraum: BERLIN BLACKOUTS. Vom Good Cop des Ladens verlangen sie noch ein Getränk, bevor sie überhaupt gewillt sind, sich der Befragung unserer Spezialisten zu stellen.
Der junge Mann am Mikrofon entschuldigt sich völlig zu Recht für seine Kopf- und Gesichtsfrisur sowie die des Drummers. Der Iro der Bassistin wetzt die Style-Scharte aber wieder aus. Etwas irritiert sind wir, dass die Gruppe sich nur zu dritt gestellt hat, ein Gitarrist ist noch flüchtig und wird dringend verdächtigt, freiwillig arbeiten zu gehen. Die restlichen drei agieren sehr geschlossen, verstricken sich aber nach dem zweiten Fernet Branca in Widersprüche
Auch die BERLIN BLACKOUTS agieren im 77er-Milieu, sind aber deutlich rotziger und scheinen schon Kontakt zu örtlichen Rockergangs geschlossen zu haben.
Normal! Sänger Bev kommt bei der intensiven Befragung zunehmend ins Schwitzen und muss schließlich zugeben, dass er die Lederjacke nur wegen des guten Aussehens trägt.
Ein bisschen Schweinerock hier und ein bisschen Folkrock-Punk mit Springsteen-Anleihen da sorgen für Abwechslung.
Ich war eigentlich wegen Not The Ones da, und die bleiben für mich auch nach dem Konzert Punktsieger. Die Reihenfolge passt trotzdem, weil die Blackouts die Schmackes- (und Fernet-)Schlagzahl noch ein Stück hochtreiben und damit dramaturgisch einfach besser ans Ende des Abends passen.
Da Anyway-Wirt Kalle die Band laut Bev gut bekocht hat, ist sie gestärkt genug für eine Zugabe, bevor sie uns zu den Tagesthemen in die laue Essener Frühsommernacht (oder weiter an den Tresen) schickt. Den Cringe-Faktor von Batic und Leitmayr im Gamer-Millieu (und erst recht den von Anne Wills Gästen) suchte man hier und heute vergebens, und auch wenn es nicht unbedingt neue Erkenntnisse gab, darf die Vor-Ort-Fahndung als Erfolg verbucht werden.