The Good, The Bad & The Zugly, Focus., Concrete Lipstick, 18.06.2023 in Dresden, Chemiefabrik - Bericht von verSemmelt
The Good, The Bad & The Zugly, 18.06.2023 in Dresden
Auf dem Weg zur Chemo kommt noch eine FLINTA-Demo entgegen. Es hagelt Applaus, die begleitende Police bekommt irgendwas Anderes an Verbalartikulation. Eigentlich war immer BRN (Bunter Republik Neustadt) an dem Wochenende, aber das hatte in den letzten Jahren vor der Pandemie soundso den letzten Charme verloren. Paar Clubs machten trotzdem Programm, aber naja. An der Chemo ist AK 25€, was 5€ teurer ist als für das Paket GBZ + Scumbag Millionaire vor der Pandemie. Viele meinten zu teuer, da bin ich mir nicht sicher, aber Laufpublikum kommt da keins...
In der Chemo ist erstmal drinnen gähnende Leere. Man wartete noch auf den Gitarristen, bzw Sänger von CONCRETE LIPSTICK, der aus Gründen noch im Zug saß. Warum man nicht die Vorbands tauscht, muss man wohl nicht verstehen. Es gibt ein kurzweiliges 22 Minuten Turbo-Set mit (entgegen letztens beim Kuhteich) ordentlich Dezibel. Herausstechen tut für mich "Conspiracy" wo sich der Gesang so ungefähr 50/50 geteilt wird. Außerdem blieb "Camp David" hängen. Solide.
FOCUS. (gesprochen wohl focuspunkt) hab ich schonmal auf Flyern gesehen. Letztes Jahr auf dem Back-To-Future Flyer zum Beispiel, wo die dann nicht gespielt haben. Eigentlich könnte ich den Mantel des Schweigens drüberlegen, aber da die demnächst beim Wacken spielen entfällt hier jeglicher Welpenschutz. WAS FÜR EINE GENERISCHE SCHEISSE ist das denn. Mir fällt Rogers ein. Es wird gedichtet "Scheiss drauf was andere denken, es gibt kein Stück zurück". In mir wächst das Gefühl, dass es grad ganz angenehm wäre, den Fuß mit einem rostigen Nagel zu durchbohren.
Warum bucht man so etwas Sonntagabend? Die kämen doch super nachmittags als Vorband für "Deine Freunde" oder halt bei so pathetischen Deutschrock wie ihn mittlerweile Broilers oder Dritte Wahl verzapfen. Zielpublikum sollte längst im Bette liegen oder Tatort glotzen. Schau ich mir halt alle Sticker in der Chemo an... dieser hier im Bild passt grad irgendwie ...
Ich geh nochmal rein zu der uniformierten Kapelle. Irgendwas mit 24/7. Jetzt mag ich mir Teller auf dem Kopf zertrümmern. Achja. Die Band wird mal "groß", weil die ja bestimmt "Bock auf Rock" haben und auch so authentisch sind. Auf jeden Fall werden sie ihren Weg gehen. Demnächst in ihrem Promozettel. Das war wahrscheinlich ähnlich passend wie Otto Waalkes im Vorprogramm von Kiss.
Boah. Ich hoffe Ivar hat Bock auf die maue Besucheranzahl. 80? 100? Mehr werden es wohl nicht gewesen sein. Der Turbojugendjackencounter stand auch bei NULL.
Aber die Sorgen zerplatzen so schnell wie sie gekommen waren. Licht auf jede Textzeile abgestimmt. Band liefert perfekten lauten Sound und ich steh' mit Dauergrinsen da.
"The Original Incel". Was für Ansagen! Grad die Titel von "Research And Destroy" werden mit zynisch-ironischen Einleitungen versehen. Bei "Song For A Prepper" haut man tief in die Magengrube dieser Spezies, obwohl die diesen eigenen Humor wahrscheinlich gar nicht verstehen dürften. Bei "Nostradumbass" erinnert man an die großen deutschen Philosophen Nietzsche, Kant und Dieter Bohlen. Monologe, die wahrscheinlich nur im Kontext zitierfähig sind. Geil.
Eine Stunde beste Unterhaltung mit dankbarem Publikum bei einer der besten Livebands, die auf keinen Bullshit wie Feuer, Konfetti oder anderen Kikifax zurückgreifen müssen.
Ich bin völlig munter nach dem Konzert und lungere noch etwas rum. Aus der Schauburg strömt ganz komisches Volk, wo jeder ein Plakat in der Hand hat. Sollten die echt alle aus Mission Impossible Teil Wen Interessierts kommen? Ich trau mich nicht zu fragen, weil ich Angst habe zu verdummen? Ich bin nicht stolz auf diese Ängste. Am Asi-Eck überzeugen zwei junge Punks mit "Bier gegen Bullen und Deutschland" aus dem Ghettoblaster, wo 10 Meter Luftlinie um die Ecke deutsche Bullen rumlungern. Und aus Versehen darf ich auch noch schauen, was so Crusties in ihrem Beutel haben. Guter Abend insgesamt.